Rheinische Post Krefeld Kempen
Neuer Treffpunkt für Jugendliche
Beim Demokratie-Planspiel „Pimp Your Town” hatten Jugendliche aus Tönisvorst bemängelt, dass es in der Stadt keinen öffentlichen Ort als Treffpunkt gebe. Das soll sich nun ändern.
TÖNISVORST Es muss nicht zwingend ein umgebauter Seecontainer sein, aber einen Ort, an dem sich Jugendliche treffen und austauschen können – einen sogenannten Schutzraum –, soll es nach Möglichkeit in nicht allzu ferner Zukunft in der Stadt Tönisvorst geben. Denkbar ist auch eine Holzhütte oder ein Bauwagen, aber es gibt viele Möglichkeiten, die jetzt geprüft werden sollen. Die Politiker im Ausschuss für Vielfalt, Jugend, Senioren, Gesundheit, Soziales und frühkindliche Bildung haben in ihrer jüngsten Sitzung bei einer Enthaltung der FDP beschlossen: Die Stadtverwaltung soll prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen ein solcher Schutzraum umsetzbar ist, wo dieser idealerweise stehen sollte und welche Fördermittel es gibt.
Einen entsprechenden Antrag hatte die Fraktion der Unabhängigen Wählergemeinschaft Tönisvorst (UWT) gestellt. Sven Pricken (UWT) sagte, in Vorst sei für Jugendliche viel passiert, und spielte damit auf die Multifunktionsfläche und die Pumptrack-Anlage am Jugendtreff „Das Wohnzimmer“an. Nun müsse auch in St. Tönis etwas geschehen. In ihrem Antrag schlägt die UWT einen umgebauten Seecontainer vor, um einen „Platz zu schaffen, an dem die Jugendlichen unter sich sind“, so Pricken. Im Projekt „Pimp Your Town“(siehe Info) sei deutlich geworden, so die UWT in ihrem Antrag, „dass Jugendliche sich in Tönisvorst nicht wahrgenommen und nicht unterstützt fühlen. Mehrfach wurde deutlich gemacht, dass es keine Örtlichkeiten gibt, wo Jugendliche sich treffen und austauschen können. Die Forderungen nach eigenen Räumlichkeiten außerhalb der Jugendfreizeitzentren wurde laut, da diese als ,eher für Kinder’ wahrgenommen werden“, so die UWT.
Positiv überrascht zeigten sich die Politiker im Ausschuss darüber, dass sich der neue Streetworker der Stadt Tönisvorst, Konstantin Meier, bereits recht intensiv mit dem Thema
befasst hatte. Er sagte, dass bei einem zum Schutzraum umfunktionierten Seecontainer Teile der Außenwände entfernt werden müssten, damit der Raum einsehbar sei. Fest verbaute und somit vandalismussichere Tische und Sitzmöglichkeiten seien wichtig, ebenso eine Beleuchtung, „damit der Schutzraum nicht zum Angstraum wird“, so Meier. In der Gemeinde Schwalmtal gebe es bereits Schutzhütten an einem Ort, an dem sich Menschen aller Generationen aufhalten. Dort seien die Generationenkonflikte zurückgegangen, weil sich die Menschen untereinander absprechen und Probleme gemeinsam lösen, so Meier.
Mit Kosten von rund 20.000 Euro für einen Seecontainer sei zu rechnen, es gebe eine Förderung vom Land, die 2025 greifen könne. Wichtig sei es, die Jugendlichen bei der Standortwahl und der Gestaltung des Schutzraums mit einzubeziehen, sagte der Streetworker. Beispielsweise könnte man GraffitiWorkshops anbieten und aus dem Container eine „Graffiti-Galerie“machen. Er habe auch schon mit Jugendlichen gesprochen, diese seien von der Idee eines Schutzraums angetan gewesen und hätten schon viele Ideen eingebracht, so Meier.
Die Politiker zeigten sich sehr angetan von den Ausführungen, Torsten Frick (FDP) mahnte jedoch, dass man ernsthaft den Bedarf prüfen müsse, und erinnerte an
den als Oberstufenraum dienenden Straßenbahnwagen am Michael-Ende-Gymnasium, der vor einigen Jahren nach zahlreichen VandalimusVorfällen wieder abgebaut wurde. Patrick Heerdmann (CDU) verwies ebenfalls auf die Straßenbahn und betonte, dass man unbedingt die Jugendlichen einbeziehen müsse. Jürgen Cox (Grüne) äußerte die Hoffnung, dass es zu weniger Zerstörungen kommen werde, wenn die Jugendlichen ihren Schutzraum mitgestalten könnten.
Die Ausschussvorsitzende Britta Rohr (Grüne) sagte, bis zur Antragstellung einer Förderung Ende des Jahres sei noch genügend Zeit, die man nutzen sollte, vor allem „mit dem Standort steht und fällt der Erfolg des Projektes“. Vermieden werden müssten Konflikte mit Anwohnern.