Rheinische Post Krefeld Kempen
Schüler entwickelt App für Kaiserplatz-Schule
An der Gesamtschule Kaiserplatz haben Lehrer und Schüler schon bald eine eigene App, mit der sie den Schulalltag einfacher gestalten können. Die Idee dazu hatte Schüler Luca Wernicke, der die App auch selbst entwickelte.
BOCKUM Es gibt Jugendliche, die wollen so wenig wie möglich mit dem Thema Schule zu tun haben und sind froh, wenn sie nach dem Unterricht endlich nach Hause gehen können. Luca Wernicke gehört nicht dazu. Der gerade 18-Jährige beteiligt sich gern an der Gestaltung des Schulalltags, ist Mitglied der Schülervertretung und sitzt in der Schulkonferenz. Sein neuestes Projekt: Er hat für seine Schule eine App entwickelt, mit der vor allem die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern verbessert werden soll.
Luca Wernicke besucht die elfte Klasse der Gesamtschule Kaiserplatz und möchte dort Abitur machen. Seit vielen Jahren interessiert er sich für Informatik, hat bereits mit elf Jahren Webseiten gestaltet. „Das war damals mein Hobby. Ich habe für mich, meine Familie, Freunde, aber auch einfach nur so zum Spaß Webseiten gemacht“, erinnert er sich. Später dann entwickelte er kleine Computerspiele, merkte jedoch auch, dass besonders die grafische Darstellung aufwendig ist. „Vor allem die 3D-Modellierungen sind schwierig. Dafür bräuchte ich schon jemanden, der sich in diesem Bereich auskennt. Im Idealfall ist einer für die Musik zuständig, ein anderer für die Grafik, und ich mache die Entwicklung“, erklärt Luca, der bereits mit Freunden im Gespräch ist, um in Zukunft wieder im Spiele-Bereich tätig werden zu können. Allerdings möchte er sich nur auf Smartphone-Apps konzentrieren, denn „ein Handy hat jeder. Und man kann damit auch Geld verdienen, zum Beispiel durch In-AppKäufe“, sagt der 18-Jährige, der sich in naher Zukunft in diesem Bereich selbstständig machen möchte und aktuell an einem Businessplan für seine Firma schreibt.
Unterstützung bekommt er bei seinen Projekten von den Eltern, die stolz auf die digitalen Fähigkeiten ihres Sohnes sind. Begeistert von seinem ambitionierten Hobby sind auch viele Lehrer, besonders jetzt, wo Luca für die Schule eine App entwickelt, die die Kommunikation zwischen Schüler und Lehrern kinderleicht machen soll. Allerdings sei es keine reine Chat-App, wie der Elftklässler betont. Die „GeKai“App, benannt nach der Mailadresse der Schule, deckt viele Bereiche ab, die im Schulalltag wichtig sind, so gibt es auch aktuelle Infos zur Schule, eine Laufbahnberatung, ein Krankmeldungsformular und einen Zugang zur Lernplattform „Moodle“. In Zukunft soll dann noch der Stundenplan über die App abrufbar sein. „Ziel ist es, dass am Ende alles, was für Schüler und Lehrer wichtig ist, in einer App gebündelt ist und man nicht an verschiedenen Stellen suchen muss“, erklärt der 18-Jährige.
Auf die Idee, ein solches Angebot zu entwickeln, kam der Jugendliche im Englischunterricht. Dort sollten die Schüler eine fiktive App entwickeln, die sie später auf Englisch vorstellen und bewerben mussten. „Mich hat der wenig fortschrittliche Auftritt der Schule schon vorher gestört, sodass ich dachte, dass ich doch direkt eine reale App entwickeln könnte, um den Austausch zwischen Schülern und Lehrern zu erleichtern.“
Luca Wernicke erstellte einen Plan, schrieb in der Programmiersprache
Java ein Script und wandelte den so erstellten Code mithilfe einer speziellen Software in eine App um, die er auf sein Handy lud. Das Ergebnis, noch in einer ganz einfachen Struktur gehalten, zeigte er dann seinem ehemaligen Klassenlehrer, der „überwältigt“gewesen sei. „Herr Brenzke fand die Idee mega und sagte, dass er schon selbst die Idee gehabt hätte, eine solche Chat-App von einer Firma entwickeln zu lassen, bisher aber nicht dazu gekommen sei“, erinnert sich Luca Wernicke.
Das Geld für einen solchen Auftrag kann sich die Schule nun sparen, denn die App des Oberstufenschülers hat den Praxistest inzwischen bestanden. Rund 100 Testpersonen, darunter auch viele Lehrer, arbeiten bereits mit dem Tool, das noch deutlich weiter entwickelt wurde. So können jetzt auch Abstimmungen, die früher per Zettel erfolgten, mit der App gemacht werden, in dem jeder ein virtuelles Kreuz auf seinem Handy macht. Auch Organisationen erleichtert der digitale Alleskönner und zeigt in einem „Newsfeed“, das, was bisher im Profil der Schule auf Instagram zu sehen ist.
„Bis jetzt war das Feedback auf die App zu 95 Prozent positiv. Ein Kritikpunkt war beispielsweise das eigentlich vorgesehene Lehrer-Ranking, in dem nur positive Bewertungen gezeigt werden sollten. Aber das haben die Lehrer abgelehnt“, sagt Luca.
Noch dieses Frühjahr soll die App zum kostenlosen Downloaden bereitstehen. Die Entgelte für das Einstellen auf den entsprechenden Plattformen wie App- oder Play-Store, rund 100 Euro, zahlt die Schulleitung aus eigener Tasche. Wichtig ist dem jungen Entwickler, dass das Endprodukt leicht zu bedienen und auch für die jüngsten Schüler gut verständlich ist. „Es wird am Anfang eine Anleitung mit vielen Bildern und Animationen geben, die in die App einführt. Dann sollte es eigentlich ganz einfach sein“, meint Luca, der später Informatik in Düsseldorf studieren möchte.
Schon jetzt verdient er sich ein bisschen dazu, in dem er im Informatikbereich eines Dienstleisters jobbt. Und als ob das nicht reichen würde, ist er in seiner Freizeit auch noch als DJ aktiv und hat zusammen mit seiner Freundin einen Podcast. Das Thema: das Schulleben am Kaiserplatz.