Rheinische Post Krefeld Kempen
Galaxus verdient noch kein Geld
Der Online-Versandhändler will in den kommenden Jahren in die Gewinnzone. Aktuell plant er den Bau und den Betrieb eines Riesenlagers in Süddeutschland.
HÜLS/FICHTENHAIN Der Online-Versandhändler Galaxus Deutschland GmbH – eingetragen im Handelsregister Hamburg – hat sein Geschäft 2018 auf rund 5000 Quadratmetern Fläche als Untermieter in einer Logistikhalle in Krefeld-Fichtenhain an der Bundesautobahn 44 begonnen. Seitdem meldet das Unternehmen Jahr für Jahr neue Bestmarken bei Umsatz, Mitarbeiterzahl, Produktauswahl und Lagerfläche. Denn später kamen noch einmal 15.000 Quadratmeter im Hülser Gewerbepark Den Ham an der Odilia-vanGoch-Straße hinzu. Das Geschäft von Krefeld aus wurde auf andere Länder ausgedehnt. Märkte in Österreich, Italien, Frankreich kamen hinzu.
Doch unter dem Strich blieben stets Verluste. Rund 20 Millionen Euro in 2021, 49 Millionen Euro in 2022. Laut einem Bericht der Handelszeitung summierten sich die Defizite seit dem Marktauftritt 2018 bis 2022 auf insgesamt 120 Millionen Euro. Entsprechend dem Galaxus-Geschäftsbericht werden sich die Verluste laut Handelszeitung im Jahr 2023 „voraussichtlich proportional zum Umsatzwachstum entwickeln und circa 60 bis 65 Millionen Euro“betragen.
Dennoch markiere der Schweizer Mutterkonzern – der Migros Genossenschaftsverbund – weiterhin Geduld mit dem Deutschland-Ableger: Eine bestehende Kreditzusage sei zuletzt noch auf insgesamt 217 Millionen
Euro erhöht worden, heißt es. Die Galaxus-Prognose lege den Fokus für die Galaxus Deutschland GmbH lauf die kommenden fünf Jahre mit dem Ziel, schnell eine relevante Größe im E-Commerce-Markt zu erreichen.
Was das heißt, machte der deutsche Co-Geschäftsführer der Migros-Tochter, Michael Stolle, seinerzeit öffentlich: Galaxus halte Platz fünf der größten deutschen Onlineshops für realistisch. Auf Platz fünf stand 2022 Apple.de mit einem Umsatz von 1,36 Milliarden Euro. Das ist ungefähr das Siebenfache des Galaxus.de-Volumens von 182 Millionen Euro im selben Jahr. 2023 schloss Galaxus mit 286 Millionen
Euro Jahresumsatz ab. Das ist noch ein großes Stück weg. In der Rangliste der größten deutschen B2C-Online-Händler kletterte Galaxus.de von Platz 111 im Jahr 2021 auf Platz 65 im Jahr 2022 – mit dem erreichten Umsatz in 2023 dürfte es in etwa zu Rang 40 reichen.
Anfang Februar verkündete die Migros-Gruppe, durch das Abstoßen einiger Tochter-Firmen „die Attraktivität ihres Kerngeschäfts für die Kundinnen und Kunden steigern“zu wollen. Sie wolle sich „gezielt auf jene Geschäftsfelder fokussieren, in denen sie auch in Zukunft erfolgreich sein kann“.
Migros erklärte, für die Kundinnen und Kunden über acht Milliarden
Franken zu investieren. Geplant seien unter anderem Investitionen in die Migros-Supermärkte, die Einführung eines neuen Ladenkonzepts für Denner, eine effektivere und erweiterte Logistik von Denner und Digitec Galaxus sowie der Ausbau des Online-Geschäfts.
Und da sind wir wieder bei Galaxus: Wie die Lebensmittelzeitung erfuhr, plane der Online-Händler ein neues Lager in Süddeutschland. Der Standort in Neuenburg am Rhein sei mit etwa 90.000 Quadratmetern viereinhalb mal so groß wie die Lager in Krefeld und solle bereits ab 2025 stufenweise öffnen. Krefeld dürfte damit in der Unternehmenshierarchie nach hinten rücken.
Das Schweizer Pendant Digitec Galaxus AG ist der größte Onlinehändler in der der Alpenrepublik mit einem Umsatz von 2,7 Milliarden Franken im Jahr 2023. Das Unternehmen gehört zu 70 Prozent der Migros und betreibt die beiden Onlineshops Digitec und Galaxus. Gegründet wurde Digitec 2001 von den drei Jungunternehmern Oliver Nägeli (heute Oliver Herren), Florian Teuteberg und Marcel Döbler. Im Sommer 2012 erwarb Migros für geschätzte 42 Millionen Franken eine 30-prozentige Beteiligung an Digitec, seit dem Jahr 2015 ist Migros mit einem Anteil von 70 Prozent der Mehrheitsaktionär der Digitec Galaxus AG.