Rheinische Post Krefeld Kempen

Outokumpu will synthetisc­hen Kraftstoff – E-Fuels – produziere­n

Ein Generalstr­eik in Finnland stoppt die Belieferun­g deutscher Outokumpu-Standorte mit Material. In Krefeld wird Edelstahl in Maßen und Oberfläche­n bearbeitet.

- VON NORBERT STIRKEN

STAHLDORF Die finnische Regierung will Milliarden sparen. Das passt vielen im Land nicht. Sie beteiligen sich an einem politische­n Streik, der die Wirtschaft belastet. Der Stahlprodu­zent und -verarbeite­r Outokumpu mit Werk in Krefeld senkt deshalb seine Geschäftse­rwartungen für die ersten drei Monate dieses Jahres auf das Niveau des vierten Quartals 2023. Der Großteil der Edelstahlu­nd Ferrochrom-Betriebe von Outokumpu sowie der Hafen Tornio in Finnland würden bis zum 25. März für einen Zeitraum von zwei Wochen geschlosse­n. „Der Streik wird sich voraussich­tlich auch indirekt über interne Materialfl­üsse auf die Betriebe von Outokumpu in anderen Ländern auswirken“, erklärte ein Unternehme­nssprecher. Was das für die Arbeit in Deutschlan­d und in Krefeld bedeutet ist unklar.

Während sich der OutokumpuV­orstand und die Beschäftig­ten über die aktuellen Einflüsse auf das Unternehme­n Gedanken machen müssen, bleibt der perspektiv­ische Blick erhalten. Die Transforma­tion zum klimaneutr­alen Unternehme­n macht Fortschrit­te.

Outokumpu, nach eigenen Angaben führende Hersteller von nachhaltig­em, zu 100 Prozent recycelbar­em Edelstahl, bekenne sich zu einem Kreislaufw­irtschafts­modell und suche ständig nach Möglichkei­ten, seinen Abfall und seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Der nächste Schritt auf diesem Weg bestehe darin, das Potenzial der Carbon Capture Utilizatio­n (CCU)-Technologi­e zu erkunden. Damit ist die Abscheidun­g von Kohlenstof­fdioxid insbesonde­re aus Verbrennun­gsabgasen und dessen angeschlos­sene Verwendung bei weiteren chemischen Prozessen gemeint.

Mit dem Verfahren will Outokumpu die Emissionen des Unternehme­ns als Rohstoffe für die Herstellun­g neuer Produkte wie E-Fuels (synthetisc­he Kraftstoff­e) nutzen. Im Zuge dieser Bemühungen habe Outokumpu ein Papier mit Q Power (einem finnischen Powerto-X-Technologi­eanbieter) unterzeich­net, um die Produktion von synthetisc­hem Methan in Tornio zu untersuche­n. Ziel der Vereinbaru­ng sei es, ein tiefgreife­ndes Verständni­s des Ökosystems zu schaffen, das rund um die Produktion von synthetisc­hem Methan unter technische­n, finanziell­en und kommerziel­len Aspekten erforderli­ch sei, informiert­e ein Outokumpu-Sprecher.

„Unsere langfristi­ge Vision ist eine CO2-neutrale, abfallfrei­e Edelstahlp­roduktion“, sagte Stefan Erdmann, Chief Technology Officer von Outokumpu.„Wir freuen uns sehr über den Beginn der Zusammenar­beit mit Outokumpu. Durch diese Studie werden wir Informatio­nen und Daten darüber bereitstel­len, wie Outokumpu aus seinen Emissionen wertvollen Kraftstoff erzeugen kann. Die Mission von Q Powers besteht darin, konkrete Lösungen, genauer gesagt die e-Methan-Produktion­stechnolog­ie, zur Bekämpfung des Klimawande­ls zu entwickeln und bereitzust­ellen“, erklärte Eero Paunonen, CEO von Q Power.

Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung soll der Einsatz moderner Schiffe sein, mit denen die deutschen Standorte wie Krefeld mit Material versorgt werden. Outokumpu und die finnische Reederei Langh Ship würden ihre langfristi­ge Transportp­artnerscha­ft mit neuen energieeff­izienten und emissionsa­rmen Schiffen im Laufe dieses Jahres weiter vertiefen, um die in Deutschlan­d ansässigen Produktion­sstätten von Outokumpu mit einem reduzierte­n CO2-Fußabdruck zu beliefern. Das erste Mehrzwecks­chiff Lovisa habe seinen Liniendien­st für Outokumpu zwischen Finnland und den Niederland­en aufgenomme­n. Outokumpu strebe an, im Laufe des Jahres insgesamt sechs Schiffe von Langh Ship einzusetze­n. Die neuen Schiffe würden in naher Zukunft mit verschiede­nen fossilfrei­en Kraftstoff­en betrieben. Mit den Schiffen könne der Stahlprodu­zent mehr Tonnagen vom Straßenver­kehr auf den Seeverkehr verlagern, so das Unternehme­n.

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FOTO: OUTOKUMPU Der Hafen in Tornio wird bestreikt, Outokumpu kann seine deutschen Standorte bis zum 25. März nicht mit Material beliefern.

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