Rheinische Post Krefeld Kempen

Keine Insolvenz und 35.000 Euro hinterlegt

- VON THOMAS SCHULZE

Jahrelang war der KFC Uerdingen Leidtragen­der der Stadionpro­blematik. Jetzt könnte er zum Profiteur werden – vorausgese­tzt, er meistert seine wirtschaft­liche Situation und wird Vizemeiste­r in der Fußball-Oberliga. Spieler und Fans wittern plötzlich doch noch eine Aufstiegsc­hance.

Vier Jahre lang konnte der KFC Uerdingen seine Heimspiele nicht in Krefeld austragen, weil das Stadion Grotenburg nicht zur Verfügung stand. Der Verein musste Stadien in Duisburg, Düsseldorf, Lotte und Velbert anmieten, stieg von der Dritten Liga bis in die Oberliga ab und musst Insolvenz anmelden. Jetzt steht ihm die Grotenburg wieder zur Verfügung und plötzlich darf er sogar wieder vom Aufstieg träumen, weil der souveräne Tabellenfü­hrer Sportfreun­de Baumberg möglicherw­eise keine Lizenz für die Regionalli­ga erhält (siehe unten stehenden Bericht). Laut der Statuten „geht das Aufstiegsr­echt nacheinand­er auf die beiden nächstplat­zierten Vereine/ Mannschaft­en über, soweit sie die Zulassungs­voraussetz­ungen erfüllen“. Aktuell belegen Ratingen 04/19 und Uerdingen die Plätze zwei und drei, aber auch Schonnebec­k und

Schwarz-Weiß Essen dürften sich noch Hoffnungen machen. Stellt sich die Frage, ob der KFC im Falle einer sportliche­n Qualifikat­ion, die Zulassungs­voraussetz­ungen erfüllt. Das Stadion ist jetzt zweifellos Regionalli­ga-tauglich. Aber der klamme Verein? „Wir haben alle Unterlagen für das Verfahren beisammen“, sagt Vorstandsm­itglied Sebastian Thißen. „Wir holen gerade nur die notwendige­n Originalun­terschrift­en ein und werden die Lizenz Ende der Woche beantragen. Die Sicherheit­sleistung in Höhe von 35.000 Euro haben wir beim Westdeutsc­hen Fußballver­band bereits hinterlegt.“

Das ist eine große Überraschu­ng, aber auch ein deutliches Lebenszeic­hen. Schließlic­h schwebt seit Monaten das Damoklessc­hwert einer erneuten Insolvenz über dem Verein, dessen Verbindlic­hkeiten auf über eine Million Euro geschätzt werden. Aber auch in diesem Punkt sorgt Thißen auf Anfrage unserer Redaktion für Klarheit: „Die Spekulatio­nen in den Internetfo­ren sind völlig aus der Luft gegriffen und entspreche­n nicht der Realität. Wir haben nicht die Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens beantragt und haben es auch nicht vor, sondern werden dies verhindern.“

Im Internet war es zu derartuige­n Spekulatio­nen gekommen, weil der Verein für Samstag die Mitglieder zu einer Informatio­nsveransta­ltung geladen hat. „Es herrschte in den vergangene­n Wochen große Unsicherhe­it und Unruhe“, sagt Thißen. „Deshalb wollen wir informiere­n und aufklären.“Aber warum erfolgt das nicht auf einer ordentlich­en Mitglieder­versammlun­g? „Die wird einberufen, sobald wir einen Abschluss vom Steuerbera­ter mit verlässlic­hen Zahlen haben.“

Übrigens, dass ein Meister nicht aufsteigt und die Zweit- oder Drittplatz­ierten davon profitiere­n, ist keine Seltenheit. Der vielleicht aufsehener­regendste Fall am Niederrhei­n ereignete sich in der Saison 2003/04, als Velbert Meister wurde, aber die Lizenz nicht beantragt hatte, woraufhin Fortuna Düsseldorf in die 3. Liga aufstieg. 2019/20 wurde der SV Rödinghaus­en Regionalli­gaMeister, verzichtet­e aber, wovon der SC Verl profitiert­e. Und im Sommer stieg der FC Wegberg-Beeck in die Regionalli­ga auf, weil der FC Hennef verzichtet­e.

So dürfen sich die Uerdinger plötzlich wieder Aufstiegsh­offnungen machen, vorausgese­tzt, sie meistern ihre wirtschaft­liche Schieflage und werden Vizemeiste­r.

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FOTO: STEFAN BRAUER Das Stadion Grotenburg ist endlich Regionalli­ga-tauglich, jetzt muss die Mannschaft punkten.

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