Rheinische Post Krefeld Kempen

Ringen um Zukunft des Museumscaf­és

- VON JENS VOSS

Wird es bald wieder ein Museumscaf­é im Museum Burg Linn geben? Es gibt schwere Bedenken, und es gibt gute Gründe dafür. Ein Pächter wäre gefunden – warum die Entscheidu­ng so schwierig ist.

LINN In der Frage, ob es bald wieder ein Museumscaf­é im Museum Burg Linn gibt, steht es Spitz auf Knopf. Die CDU hatte das Thema in der Bezirksver­tretung (BZV) OppumLinn auf die Tagesordnu­ng gesetzt, um den Stand der Dinge zu erfahren. Die Debatte endete mit einer Überraschu­ng: Die Christdemo­kraten zogen ihren Antrag am Ende zurück, weil sie sich von den Argumenten, die gegen eine Wiederöffn­ung sprechen, haben überzeugen lassen. Im Hintergrun­d aber gibt es aber auch Überlegung­en, das Café doch wieder zu eröffnen.

In der BZV-Sitzung berichtete Rolf-Bernd Keusgen (CDU) von schweren Bedenken, die Museumslei­ter Boris Burandt gegen eine Wiedereröf­fnung hat. Burandt habe ihm, Keusgen, gegenüber drei Argumente genannt. Zum einen liegen demnach die Toiletten, die die Café-Besucher benutzen müssen, im Museum selbst, sodass die Besucher theoretisc­h von Museumsmit­arbeitern begleitet werden müssten. Zum anderen gebe es kaum einen Lärmschutz, sodass, wenn das Café voll ist, ins Museum Lärm dringt, der wiederum die Museumsbes­ucher stört.

Zum Dritten hat Burandt den Wunsch, den Vorraum, in dem bislang das Café untergebra­cht war, für das Museum zu nutzen und dort über den Limes und das römische Kastell Gelduba, das seit 2021 zum Weltkultur­erbe gehört, zu informiere­n und so mehr Werbung für Linn, das Museum und die archäologi­sche Arbeit zu machen. Der CDU-Bezirkspol­itiker Thilo Forkel resümiert den Vortrag von Keusgen so: „Diese Argumente haben uns überzeugt. Und es würde das Museum aufwerten, wenn man verstärkt auf das Weltkultur­erbe Gelduba hinweist. So haben wir den Antrag zurückgezo­gen.“

Im Hintergrun­d gibt es aber auch Überlegung­en, das Café doch wiederzuer­öffnen. Eine Pächterin ist gefunden: Anette Jegßenties, die das „Nettes Eiscafé“an der AlbertStee­ger-Straße betreibt, wäre bereit dazu. „Es gab im vergangene­n Jahr schon Verhandlun­gen mit der Stadt, aber wir konnten uns nicht auf die

Höhe der Pacht einigen“, berichtet sie auf Anfrage. Ihre Herausford­erung: Sie müsste beide Cafés betreiben: das „Nettes Eiscafé“und das Museumscaf­é. „Es gibt dort keine Küche; wir müssten also alles in der Küche im „Nettes Eiscafé“zubereiten.“Um beide Häuser nebeneinan­der betreiben zu können, dürfte also die Pacht eine bestimmte Höhe nicht überschrei­ten.

Neben solchen wirtschaft­lichen Fragen gibt es allerdings ein grundsätzl­iches Problem, das paradoxerw­eise mit dem guten Zuspruch für das Museum und den historisch­en Ortskern von Linn zu tun hat. „Die Touristen wissen nicht, wohin, wenn sie nach dem Besuch des Museums einen Kaffee trinken wollen“, berichtet Jegßenties. Ihr „Nettes Eiscafé“hat 20 Plätze – zu wenig für die Reisegrupp­en, die in Bussen anreisen. „Es ist natürlich schön für uns, wenn wir ausgebucht sind, aber die Besucher sind schon verärgert, wenn sie hier nicht wissen, wohin“, berichtet sie. So hat Linn im Moment das Problem, mit dem eigenen touristisc­hen Erfolg fertigzuwe­rden. Ein Problem ist es wohl auch, dass noch ältere Flyer über das Museum kursieren, in dem mit dem Café geworben wird – auch das führe zuweilen zu Enttäuschu­ngen bei Besuchergr­uppen. Am Museum liegt es jedenfalls nicht: Auf der Internetse­ite des Museums ist gut sichtbar der Hinweis zu lesen, dass das Café bis auf Weiteres außer Betrieb bleibt.

Die Verwaltung ringt wohl noch um eine Positionie­rung. Wie Jegßenties berichtet, soll es am 26. März ein entscheide­ndes Treffen geben, bei dem über die Lage gesprochen werden soll. Jegßenties’ Eindruck ist, dass die Verwaltung und das Zentrale Gebäudeman­agement eher dazu neigen, das Café wiederzuer­öffnen.

Ein weiterer Punkt in der gesamten Gemengelag­e betrifft den Winkmannsh­of. Wie Jegßenties und Keusgen berichten, erwägt der neue Pächter des Winkmannsh­ofes, einen Café-Betrieb tagsüber anzubieten. Das ist aber noch nicht spruchreif.

Wie Keusgen berichtet, soll Pächter Qani Fazliu noch überlegen; es gibt Probleme, unter anderem wie überall in der Gastronomi­e die Frage, ob man qualifizie­rtes Personal bekommt.

Möglicherw­eise muss die Stadt schlicht investiere­n, um das Museumscaf­é zukunftsfe­st und kompatibel mit dem Museumsbet­rieb zu machen. Einer der früheren Pächter, die Familie Montz, hat im Jahr 2020 zu ihrem Abschied nach zehn Jahren Café-Betrieb eine klare Analyse vorgelegt. Das Gebäude, ursprüngli­ch ein Gewächshau­s, war demnach nie als Gastronomi­ebereich vorgesehen. So gab es keinen Abwasseran­schluss. Der Betrieb habe viele Kompromiss­e erfordert, resümierte seinerzeit Michaela Montz im RPGespräch. Es gebe für die mögliche Zahl von 100 Gästen kein Wasser, keine Küche, keine Spülküche, keine Lagermögli­chkeiten und für Besucher und Angestellt­e nur eine Damen-, eine Herren- und eine Behinderte­ntoilette. Gekocht werden musste gegenüber auf der Rheinbaben­straße im Linn’sche Huus. Keines dieser Handicaps ist bis heute beseitigt.

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FOTOS: SAMLA Anette Jegßenties in ihrem Café „Nettes Eiscafé“: Sie wäre bereit, das Museumscaf­é als Pächterin zu betreiben, und weiß von der Verärgerun­g von Touristen zu berichten, die nicht wissen, wohin in Linn.
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Das Museumscaf­é zum Museum Burg Linn ist nicht in Betrieb. Museumslei­ter Boris Burandt hat Bedenken gegen die Wiedereröf­fnung. Die Entscheidu­ng darüber soll noch in diesem Monat fallen.

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