Rheinische Post Krefeld Kempen
Kinder jubeln über Schwimmcontainer Narwali
Es gibt zu wenige Schwimmbäder im Land — ein Modellvorhaben des Landes mit mobilen Schwimmcontainern soll Abhilfe schaffen. In Krefeld wurde jetzt das „Narwali“-Projekt eröffnet. Die an sich heitere Eröffnungsfeier hat einen sehr ernsten Hintergrund.
KREFELD Heiterer Anlass, ernster Hintergrund: In der Bismarckgrundschule ist am Dienstag ein „Narwali“- Schwimmcontainer eingeweiht worden, der nun bis Ende Mai auf dem Schulhof steht und Kita- und Grundschulkindern aus Krefeld Kontakte mit Wasser ermöglicht. Es geht vor allem darum, den Kindern die Scheu vorm Wasser zu nehmen. So weit die heitere Seite. Auf die ernste Seite kam Gunter Archinger, Geschäftsführer des SV Bayer Uerdingen 08, zu sprechen: „Schwimmenlernen ist lebens- und überlebenswichtig, Badeunfälle können leicht dramatisch werden“, sagte er. Der SV Bayer Uerdingen 08 ist Deutschlands größter Schwimmverein und Projektträger, der für die NRW-Landesregierung Narwali betreut.
Das Land NRW stellt drei Millionen Euro für das Modellvorhaben der mobilen Schwimmcontainer „Narwali“bereit. Für jeden der fünf Regierungsbezirke wird ein Container zur Verfügung gestellt. Der Regierungsbezirk Düsseldorf ist nach Köln der zweite Regierungsbezirk, der den „Narwali“auf Tour schickt. Die Container sind etwa zwei Jahre in den Bezirken unterwegs.
Projektpartner SV Bayer 08 war an Konzeption und Ausstattung des Containers beteiligt. Ein Kraftakt für den Verein: Als Archinger auf der Bühne, auf der das Einweihungsprogramm zelebriert wurde, interviewt wurde, berichtete er, er habe so manchen Beruhigungstee für seine Mitstreiter ausgeben müssen. Das Stichwort Konzeption ist wichtig: Die Narwali-Kurse sind keine Schwimmenlernkurse. „Wir reduzieren Barrieren“, sagt Archinger. Es geht darum, die Kinder ans Wasser zu gewöhnen, Ängste abzubauen, vielleicht mal mit der Hilfe eines Übungsleiters in Rückenlage zu liegen oder den Kopf unterzutauchen. „In unserer Schwimmschule fangen wir im Alter von zwei bis vier Jahren mit der Wassergewöhnung an. Ab vier, fünf Jahre beginnt die richtige Schwimmausbildung“, so Archinger. Die Kinder werden bei den Narwali-Kursen eng betreut: An einem Kurs nehmen maximal acht Kinder teil, die von zwei Übungsleitern betreut werden – „lizensierte Übungsleiter“, wie Archinger betont. Die Becken im Container haben eine Tiefe von 90 bis 1,30 Meter.
In den vergangenen Monaten hat die Narwali-Projektgruppe wertvolle Erfahrungen sammeln können, die zur Optimierung des Modellvorhabens und der weiteren mobilen Schwimmcontainer beitragen. Die
Kurse sind für alle teilnehmenden Kinder kostenfrei.
Das Modellvorhaben wird von der Ruhr-Universität Bochum wissenschaftlich begleitet. Per Fragebogen werden Eltern, Kita- und Schulleitungen um ihr Feedback zum Ablauf der Schwimmkurse gebeten. Die Rückmeldungen werden ausgewertet und Verbesserungsvorschläge werden, wo möglich, direkt auf den laufenden Betrieb angewendet.
Antrieb für das Projekt ist der simple Umstand, dass es nicht genügend Lehrschwimmbäder oder Schwimmbäder gibt. „Wenn ich die Schwimmbäder nicht zu euch bringen kann, dann bringe ich euch eben den Narwali“, sagte dann auch die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, Andrea Milz, die in knallbuntem Outfit die Bühne betrat und erklärte, wie es zu dem Namen „Narwali“kam. Sie sei auf der Suche nach einem „großen Tier, das schwimmen kann“, als Namenspaten gewesen. Irgendjemand habe dann auf den Narwal verwiesen
– auch deshalb, weil die Buchstaben NRW darin vorkommen. Zum Schluss ihres Interviews sorgte sie für eine Überraschung: Milz antwortete auf die Frage, ob sie gerne schwimme, schlicht: „Nö.“
Stadtdirektor Markus Schön sagte, er freue sich, dass Krefeld der erste Standort im Regierungsbezirk sei, und er sei stolz darauf, dass mit dem SV Bayer 08 ein Verein aus Krefeld
Projektkoordinator geworden sei.
Den schwungvollen Abschluss des Programms bildete der Kinderliedersänger Volker Rosin – bei den Kleinen ein Star. Er schmetterte zum Auftakt „Willkommen in der Disco“, band die Kinder ruckzuck ein und hatte bald ein begeistert klatschendes, springendes und winkendes Kinder-Publikum vor sich.