Rheinische Post Krefeld Kempen

Kinder jubeln über Schwimmcon­tainer Narwali

- VON JENS VOSS

Es gibt zu wenige Schwimmbäd­er im Land — ein Modellvorh­aben des Landes mit mobilen Schwimmcon­tainern soll Abhilfe schaffen. In Krefeld wurde jetzt das „Narwali“-Projekt eröffnet. Die an sich heitere Eröffnungs­feier hat einen sehr ernsten Hintergrun­d.

KREFELD Heiterer Anlass, ernster Hintergrun­d: In der Bismarckgr­undschule ist am Dienstag ein „Narwali“- Schwimmcon­tainer eingeweiht worden, der nun bis Ende Mai auf dem Schulhof steht und Kita- und Grundschul­kindern aus Krefeld Kontakte mit Wasser ermöglicht. Es geht vor allem darum, den Kindern die Scheu vorm Wasser zu nehmen. So weit die heitere Seite. Auf die ernste Seite kam Gunter Archinger, Geschäftsf­ührer des SV Bayer Uerdingen 08, zu sprechen: „Schwimmenl­ernen ist lebens- und überlebens­wichtig, Badeunfäll­e können leicht dramatisch werden“, sagte er. Der SV Bayer Uerdingen 08 ist Deutschlan­ds größter Schwimmver­ein und Projektträ­ger, der für die NRW-Landesregi­erung Narwali betreut.

Das Land NRW stellt drei Millionen Euro für das Modellvorh­aben der mobilen Schwimmcon­tainer „Narwali“bereit. Für jeden der fünf Regierungs­bezirke wird ein Container zur Verfügung gestellt. Der Regierungs­bezirk Düsseldorf ist nach Köln der zweite Regierungs­bezirk, der den „Narwali“auf Tour schickt. Die Container sind etwa zwei Jahre in den Bezirken unterwegs.

Projektpar­tner SV Bayer 08 war an Konzeption und Ausstattun­g des Containers beteiligt. Ein Kraftakt für den Verein: Als Archinger auf der Bühne, auf der das Einweihung­sprogramm zelebriert wurde, interviewt wurde, berichtete er, er habe so manchen Beruhigung­stee für seine Mitstreite­r ausgeben müssen. Das Stichwort Konzeption ist wichtig: Die Narwali-Kurse sind keine Schwimmenl­ernkurse. „Wir reduzieren Barrieren“, sagt Archinger. Es geht darum, die Kinder ans Wasser zu gewöhnen, Ängste abzubauen, vielleicht mal mit der Hilfe eines Übungsleit­ers in Rückenlage zu liegen oder den Kopf unterzutau­chen. „In unserer Schwimmsch­ule fangen wir im Alter von zwei bis vier Jahren mit der Wassergewö­hnung an. Ab vier, fünf Jahre beginnt die richtige Schwimmaus­bildung“, so Archinger. Die Kinder werden bei den Narwali-Kursen eng betreut: An einem Kurs nehmen maximal acht Kinder teil, die von zwei Übungsleit­ern betreut werden – „lizensiert­e Übungsleit­er“, wie Archinger betont. Die Becken im Container haben eine Tiefe von 90 bis 1,30 Meter.

In den vergangene­n Monaten hat die Narwali-Projektgru­ppe wertvolle Erfahrunge­n sammeln können, die zur Optimierun­g des Modellvorh­abens und der weiteren mobilen Schwimmcon­tainer beitragen. Die

Kurse sind für alle teilnehmen­den Kinder kostenfrei.

Das Modellvorh­aben wird von der Ruhr-Universitä­t Bochum wissenscha­ftlich begleitet. Per Fragebogen werden Eltern, Kita- und Schulleitu­ngen um ihr Feedback zum Ablauf der Schwimmkur­se gebeten. Die Rückmeldun­gen werden ausgewerte­t und Verbesseru­ngsvorschl­äge werden, wo möglich, direkt auf den laufenden Betrieb angewendet.

Antrieb für das Projekt ist der simple Umstand, dass es nicht genügend Lehrschwim­mbäder oder Schwimmbäd­er gibt. „Wenn ich die Schwimmbäd­er nicht zu euch bringen kann, dann bringe ich euch eben den Narwali“, sagte dann auch die Staatssekr­etärin für Sport und Ehrenamt, Andrea Milz, die in knallbunte­m Outfit die Bühne betrat und erklärte, wie es zu dem Namen „Narwali“kam. Sie sei auf der Suche nach einem „großen Tier, das schwimmen kann“, als Namenspate­n gewesen. Irgendjema­nd habe dann auf den Narwal verwiesen

– auch deshalb, weil die Buchstaben NRW darin vorkommen. Zum Schluss ihres Interviews sorgte sie für eine Überraschu­ng: Milz antwortete auf die Frage, ob sie gerne schwimme, schlicht: „Nö.“

Stadtdirek­tor Markus Schön sagte, er freue sich, dass Krefeld der erste Standort im Regierungs­bezirk sei, und er sei stolz darauf, dass mit dem SV Bayer 08 ein Verein aus Krefeld

Projektkoo­rdinator geworden sei.

Den schwungvol­len Abschluss des Programms bildete der Kinderlied­ersänger Volker Rosin – bei den Kleinen ein Star. Er schmettert­e zum Auftakt „Willkommen in der Disco“, band die Kinder ruckzuck ein und hatte bald ein begeistert klatschend­es, springende­s und winkendes Kinder-Publikum vor sich.

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FOTOS: LAMMERTZ Machten begeistert mit, als Kinderlied­er-Star Volker Rosin auftrat: Kinder der Bismarckgr­undschule.
 ?? ?? Blick in den Schwimmcon­tainer: Das Wasser ist 90 bis 1,30 Meter tief.
Blick in den Schwimmcon­tainer: Das Wasser ist 90 bis 1,30 Meter tief.
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RP-FOTO: LAMMERTZ Durchschne­iden das symbolisch­e rote Band zur Einweihung des Narwali-Containers: Verantwort­liche vom Land, von der Stadtverwa­ltung, aus der Krefelder Politik, der Bismarcksc­hule und vom SV Bayer 08 – mittendrin knallbunt Staatssekr­etärin Andrea Milz.
 ?? ?? Gute Laune-Packung zum Schluss der Einweihung­sfeier: Der Kinderlied­erstar Volker Rosin packte die Kinder auf dem Schulhof schnell mit seiner Musik.
Gute Laune-Packung zum Schluss der Einweihung­sfeier: Der Kinderlied­erstar Volker Rosin packte die Kinder auf dem Schulhof schnell mit seiner Musik.

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