Rheinische Post Krefeld Kempen
Studie: Führungskräften fehlt oft die soziale Kompetenz
Die Mehrheit der Mitarbeitenden in Deutschland ist mit ihrer Führung nicht wirklich zufrieden. Nur 43,36 Prozent sehen ihre Erwartungen an Führungskräfte erfüllt.
KREFELD Eine Führungskraft ist eine Person, die die Kraft zum Führen hat. Doch woraus besteht diese Kraft, um erfolgreich zu sein. Die Terminologie Leadership kommt eigentlich vom Militär. Auch heutzutage sind Eigenschaften wie Vorbild sein und Vorangehen, noch wichtig. Ein Team der Hochschule Niederrhein unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Cisik hat das Thema erforscht. Im Zuge eines wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsprojektes im Wintersemester 2023/24 hätten Studierende zunächst eine Reihe von Kompetenzen identifiziert, die für eine erfolgreiche Bewältigung der zukünftigen Führungsherausforderungen erforderlich erschienen, heißt es. Dann wollten die Forscher von den Arbeitnehmenden in Deutschland wissen, wie wichtig ihnen diese Kompetenzen bei ihren direkten Führungskräften tatsächlich sind (Wunsch), und inwieweit diese bereits gelebt werden (Wirklichkeit).
Befragt wurde eine repräsentative Stichprobe von 362 Beschäftigten in Deutschland. Die Mehrheit der Mitarbeitenden ist mit ihrer Führung nicht wirklich zufrieden. Nur 43,36 Prozent sehen ihre Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen. 26,57
Prozent sind zwar unzufrieden, möchten der Führungskraft aber helfen, gemeinsam besser zu werden. 20,63 Prozent der Beschäftigten reden sich die Führungssituation schön oder haben ihre Ansprüche an die Führung reduziert. Bei 9,44 Prozent werden die Erwartungen an die Führung definitiv nicht erfüllt.
Mitarbeitende, so die Umfrageergebnisse, erwarten von ihren Führungskräften vor allem soziale Kompetenz. Sie wünschen sich menschliche, und fürsorgliche Führungskräfte. Führungskräfte besitzen jedoch in erster Linie persönliche Kompetenz. Die Arbeitnehmenden erleben ihre direkten Führungskräfte vor allem als digital und selbstbewusst. Insgesamt liegt die Führungsqualität in Deutschland bei durchschnittlich 83,88 Prozent. Die Erwartungen der Mitarbeitenden werden vor allem hinsichtlich digitaler Fähigkeiten erfüllt (95,08 Prozent). Am geringsten ist die Qualität bei der Fürsorge (77,74 Prozent).
Zufriedene und unzufriedene Mitarbeitende nehmen die Führungsqualität allerdings extrem unterschiedlich wahr. Beträgt die Übereinstimmung von Wunsch und Wirklichkeit bei den zufriedenen Beschäftigten insgesamt 97,00 Prozent, sind es bei den unzufriedenen Mitarbeitenden 49,04 Prozent.
Fazit der Studie: Die soziale Kompetenz werde immer wichtiger. Angesichts dieser Befunde dränge sich der Ruf nach effektiverer Führungskräfteentwicklung auf. Das sei prinzipiell richtig, vermag aber keine Wunder zu vollbringen. Was vielmehr erforderlich sei, wären Menschen in Führungspositionen, die dafür nachweislich geeignet seien, informierte die Hochschule Niederrhein.