Rheinische Post Krefeld Kempen
Bahnhöfe in Kempen und Anrath sind gut
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat die Bahnhöfe in der Region getestet. Unter denen mit den besten Noten landete der Bahnhof in Kempen. Auch Anrath wurde positiv bewertet. Was die Gründe sind und was Nutzer sagen.
KEMPEN/ANRATH Bahnhöfe sind für viele Menschen das Tor zu einer Stadt. Viele Reisende, die per Zug ankommen, erhalten hier den ersten Eindruck ihres Bestimmungsorts, Durchreisende erhaschen zumindest einen Blick aus dem Fenster. Entsprechend wichtig sind sie für die Außendarstellung einer Stadt. Doch viele Bahnhöfe sind in schlechtem Zustand. Nicht so jedoch in Anrath und insbesondere Kempen. Beide bekamen jetzt beim großen Test des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) gute Noten. Die professionellen Tester des VRR achteten dabei aber vor allem auf Funktionalität, weniger auf Optik oder architektonische Besonderheiten. So lauteten die Kategorien: Aufenthaltsqualität, Fahrgastinformation und Barrierefreiheit.
Bei der Aufenthaltsqualität sorgten Graffitis und streckenweise Müll – gerade in Anrath – für Abzüge bei beiden Bahnhöfen. Hervorragend jedoch schnitten beide bei der Fahrgastinformation ab. Elektronische Anzeigentafeln, Beschilderungen und Zeitanzeige seien vorhanden und funktionstüchtig. Damit gehörten beide Bahnhöfe zu den besten des Bundeslandes in dieser Richtung. Und auch in der Barrierefreiheit erhielten beide Stationen ein „Zufriedenstellend“. Rampen, ausreichend hohe Bahnsteige für stufenlosen einstieg und ein taktiles Leitsystem seien vorhanden. In Kempen, das im unteren Drittel des „Hervorragend“-Bereichs landete und damit einer der besten getesteten Bahnhöfe insgesamt war, sei der Trend zum Vorjahr überdies positiv, in Anrath (oberes Drittel „zufriedenstellend“) leicht negativ.
Nicht beachtet wurde von den Prüfern beispielsweise die sehr gute verkehrliche Erreichbarkeit und die großzügigen Fahrradabstellplätze in Kempen. Und auch der Wohlfühlfaktor spielte keine Rolle.
Doch wie bewerten Nutzer dies? „Wir sind aus der Nähe von Bremen und hier nur auf der Durchreise. Vom ersten Eindruck wirkt der Bahnhof sauber, er war gut erreichbar und ist insgesamt funktional. Alles ist gut ausgeschildert, die Beleuchtung funktioniert und auch das Büdchen am Bahnsteig ist gepflegt und gut nutzbar. Das ist längst nicht überall so“, sagt Hans Schwieters aus Bremen. Emotional packe ihn aber nichts. „Es gibt Bahnhöfe, die sind schön, architektonisch schön gestaltet. Hier ist es eher moderner, funktionaler Chic“, sagt er und seine Frau Birgit stimmt zu. Generell unterstützen sie die Bewertung aber. „Unser Eindruck ist durchaus positiv.“
Dem schließt sich auch Christoph Scheler an. Der St. Huberter ist Berufspendler, fährt auf dem Weg nach Grefrath, zur Arbeit, täglich über Kempen. „Es gibt sehr viel schlimmere Bahnhöfe. Hier ist es ruhig, er ist gut, erreichbar und beim Umsteigen kann man sich etwas zu trinken, holen. Im Vergleich zu Krefeld oder
Süchteln, die ich auch gut kenne, kann man sich hier schon wohlfühlen“, sagt er. Auffällig: Nichts Schlechtes über einen Bahnhof sagen zu können scheint hier das höchste Lob.
In Anrath wartet Enes Kaya auf den Zug. Er kommt aus Tönisvorst und reist mit dem Bus an, um in den Zug umzusteigen. „Generell ist es hier schon okay. Es ist meist relativ sauber und vernünftig. Andere Bahnhöfe sind schlimm. Es ist ruhig und man sieht keine widerlichen Dinge, keine Pöbeleien und so weiter. Aber generell muss sich bei der Bahn viel tun. In allen Bereichen. In Anrath ist vor allem die Anreise oft schwierig. Der Bus hat meist Verspätung und dann bekommt man den Zug nicht. Zumindest aus Tönisvorst kommend. Das ist total ärgerlich“, sagt er. Ansonsten sei der Bahnhof ebenfalls eher zweckdienlich. Sogar ein Dach fehlt am Bahnsteig. Entsprechend bietet der Bahnhof in der Tat nur die geprüften Dinge: Fahrgastinformationen, sicheren Ein- und Ausstieg. Es gibt keine Möglichkeit, einen Kaffee oder etwas zu essen zu kaufen, keinen Unterstand oder gar Toiletten. Für Kaya scheint das ausreichend zu sein.
Generell jedenfalls können die Nutzer im Bereich mit ihren beiden Bahnhöfen durchaus zufrieden sein. Highlights sind sie nicht, funktional aber voll auf der Höhe der Zeit.