Rheinische Post Krefeld Kempen
Line Dance im Selbstversuch
Er erlebt einen Boom, nachdem sich Stars wie Beyoncé und Ed Sheeran seiner Musikrichtung bedienten: der Line Dance. Man tanzt allein und doch zusammen mit anderen – wir wollten wissen: Wie anstrengend ist der Tanz?
KREFELD Line Dance ist aktueller denn je: Seit Hits von Beyoncé und Ed Sheeran, die sich musikalisch an Line Dance und Countrymusik anlehnen, werden auch hier in Deutschland die Tanzschulen mit Anfragen zu diesem Tanz geflutet. Wir wollten wissen, was dran ist am Line Dance, und wagten den Selbstversuch. Line Dance gilt mittlerweile offiziell als Sport. Nach einer Einheit für Anfänger, weiß man auch, warum. Wir waren einen Abend zu Gast bei Yvonne Kostorz von der gleichnamigen Tanzschule. Der Line-Dance-Einsteigerkurs fand im Haus Blumenthal an der Moerser Straße statt. Der Kurs ist gemischt, 15 Teilnehmer, jung, älter, Männlein, Weiblein, alles dabei. Die meisten kennen sich und tanzen schon Monate oder gar Jahre bei Yvonne Kostorz. Eine Stunde tanzen wir tapfer mit. Der Anfang geht erstaunlich gut vonstatten. Okay, diese Phase ist noch zum Eingewöhnen und Aufwärmen und langsam und damit leicht.
Nach der zweiten Einheit ist die Musik ein wenig schneller, und es wird einem warm. Jacke aus, Tuch aus. Dennoch: Schwitzen. Wir stellen fest, dass leichte Schuhe oder Sneaker sinnvoll sind, Winterschuhe hingegen zu schwer und zu klobig. Die Drehungen sind anstrengend und die Schritte auch. Ansonsten ist die Kleidung egal, Hauptsache bequem.
Nachdem Runde zwei auch noch ganz ordentlich geschafft ist, kommt nun deutlich schnellere Musik. Die Schrittfolgen, die Moves, Shuffles und Steps verlangen nun schon Konzentration. Wir probieren und üben – und resignieren. Geht nicht, das Ganze ist echt schwer. Der Kopf ist überfordert und der Körper auch. Und schon ist die Stunde um. Selten haben wir so schnell eine Stunde vertanzt. Der Kopf ist frei, der Körper ist angenehm warm, alles entspannt. Tolle Erfahrung. Wer sich gern zur Musik bewegt, aber nicht allein zu Hause mit der Wand tanzen möchte, für den ist dieser Sport absolut empfehlenswert.
Wer einsteigen möchte, kann das jederzeit auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen tun, Beratung durch die Fachleute der Tanzschule ist hilfreich. Auch Wechseln in ein anderes Level geht immer.
Der Tanz ist wahrscheinlich in den USA entstanden. Line Dance ist ein Showtanz, der in Reihen nebeneinander (englisch line, Linie, Reihe) und hintereinander getanzt wird. Es gibt den Western oder Country Line Dance und den Modern Line Dance. Der Western Line Dance ist in Europa nicht ganz so verbreitet wie in den USA. Es gibt unterschiedlichste Choreografien mit Namen wie: „I hate you, when you’re drunk“. Diese Choreografie ist dann überall gleich, so wie Walzerschritte weltweit die gleichen sind.
Im Prinzip ist es auch Line Dance, was John Travolta in Saturday Night
Fever getanzt hat: Warum? John Travolta tanzt allein, und neben ihm und hinter ihm wird eben diese Choreografie von Tänzern mitgetanzt. Auch die Schritte im Line Dance haben Namen - Shuffle, Cross Rock, Side Rock, Lift oder Grape Vine. Klingt erst einmal unverständlich, ist aber meist einfach umzusetzen, bei unterschiedlichsten Geschwindigkeiten. Altersgrenzen gibt es nicht; jeder kann Line Dance betreiben, der körperlich fit ist und sich fit fühlt. Der Bewegungsapparat sollte intakt sein, damit Drehungen, Steps, Shuffles und Kreuzschritte auch gemacht werden können.
Übrigens – der internationale Line Dance Flashmob ist in diesem Jahr am Samstag, 4. Mai. Die Tanzschule Kostorz nimmt auch teil. Getanzt wird draußen vor dem Haus Blumenthal.