Rheinische Post Krefeld Kempen
Politik warnt vor Zeltplänen fürs Theater
Die Freien Wähler sehen in weiteren Vertragsabhängigkeiten mit einem Immobilienunternehmen die Entscheidungsfreiheit zur Zukunft des Industrieparks und der Industriedenkmäler der Edelstahlwerke gefährdet.
STAHLDORF Selten war die Essener Thelen-Gruppe in der Stadt Krefeld so präsent wie aktuell. Die inhabergeführte Unternehmensgruppe aus der Immobilienwirtschaft verfügt in Deutschland über fast 16 Millionen Quadratmeter Grundstücksflächen. Auch im Stadtgebiet ist sie vielfach vertreten. Zuletzt hat sie 45.000 Quadratmeter des Industrieparks erworben, auf dem die Stahlkonzerne Outokumpu und Deutsche Edelstahlwerke produzieren. Über eine künftige Nutzung der Flächen und Gebäude, die zum Teil in der Denkmalliste eingetragen sind, ist nichts genaues bekannt. Die Thelen-Gruppe äußerte sich bislang zu Gerüchten, sie wolle dort einen Logistikpark ansiedeln und denkmalgeschützte Hallen und Verwaltungsgebäude abreißen, nicht.
Auf die Krefelder Politik und die Stadtverwaltung kommen in der Zukunft zwangsläufig Diskussionen und Entscheidungen zu, was sie auf dem Gelände gestatten wollen. An dieser Stelle erhebt die Ratsgruppe der Freien Wähler schon jetzt den warnenden Zeigefinger. Die Stadtverwaltung solle sich nicht in eine weitere vertragliche Abhängigkeit zur Thelen-Gruppe begeben. Nachdem einzelne städtische Fachbereiche schon jetzt ihren Verwaltungssitz in einem Bürogebäude der Thelen-Gruppe an der Oberschlesienstraße eingenommen haben und nach dem Auszug der Outokumpu-Nirosta-Verwaltung (wir berichteten) dort weitere Büroetagen als Mieter beziehen wollen, scheint der nächste Mietvertrag der Stadtverwaltung mit der ThelenGruppe in Vorbereitung.
Die Miete des Parkplatzes an der Oberschlesien- Ecke Kimplerstraße wird erwogen, um dort für einige Jahre ein Theaterzelt aufzustellen. Das die Stadt ihr denkmalgeschütztes Theater am Theaterplatz in der Innenstadt für rund 70 Millionen Euro rundumsanieren will, muss für die Dauer der Arbeiten eine Ersatzspielstätte her.
Dies wird nicht in diesem und auch nicht im nächsten Jahr der Fall sein. Bei der Vorstellung des Entwurfs für den Doppelhaushalt hat Oberbürgermeister Frank Meyer kürzlich erklärt, dass die Theatersanierung nicht vor Sommer 2027 erfolgen könne. Gleichwohl sind im Haushaltsentwurf 14,5 Millionen Euro für das Projekt berücksichtigt. „Die Mittel werden für Planungsund Projektsteuerungsmaßnahmen unterschiedlicher Leistungsphasen benötigt“, erklärte ein Stadtsprecher, wofür das Geld bereitsteht. Die letzten Unterlagen zu einer Vorentwurfsplanung für das Theater würden derzeit vom Generalplaner eingereicht. Daraufhin erfolge eine Prüfung durch die Projektsteuerung und das Zentrale Gebäudemanagement der Stadt Krefeld zur Freigabe der Leistungsphase 2 – also die Vorplanung.
An welchem Ort das Theater seine Tätigkeit während der Sanierung fortsetze, sei noch nicht entschieden, heißt es. Derzeit werde über mögliche Interimsstandorte verhandelt. Ob der Outokumpu-Parkplatz eine der diskutierten Varianten darstelle, dazu gab der Stadtsprecher keine Auskunft. Was die Anforderungen an den neuen Standort betrifft, wurde er präziser: Der temporäre Theaterstandort sollte gut erreichbar sein, sowohl für Künstler und Mitarbeiter als auch für das Publikum. Die Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln und ausreichend Parkmöglichkeiten sind entscheidend, heißt es weiter. Der Standort sollte über eine ausreichende
Infrastruktur verfügen, um den Betrieb des Theaters zu unterstützen. Dies umfasse Stromund Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Kommunikationsnetze. Das Theatergebäude – oder Zelt – benötigt ausreichend Platz für Bühnen, Zuschauerräume, Garderoben, Büros und Lagerflächen. Ein großes Grundstück sei daher von Vorteil, betonte der Stadtsprecher.
Die Umgebung des Theaters sollte angemessen sein. Ein ruhiges Umfeld ohne zu viel Lärm oder Ablenkung genutzte Objekte in Deutschland. Die Unternehmensgruppe umfasst 60 Tochtergesellschaften, die in den Geschäftsfeldern Immobilienmanagement, Planungs- und Projektmanagement, Bauausführung, Energiemanagement, Digitalisierung, Dienstleistungen und Mobilität tätig sind. Bundesweit beschäftigt die Gruppe rund 5800 Mitarbeiter.
sei wichtig, um die Theateraufführungen nicht zu beeinträchtigen. Der Standort müsse den geltenden Bauvorschriften und Sicherheitsbestimmungen entsprechen. Dies umfasse Brandschutz, Fluchtwegpläne und andere behördliche Genehmigungen wie Planrecht, erklärte die Stadtverwaltung.
Vieles davon spricht für den Parkplatz der Thelen-Gruppe an der Oberschlesien- Ecke Kimplerstraße. Eine Entscheidung für diesen Standort „würde zu einer weiteren Abhängigkeit
der Stadtverwaltung mit der Thelen-Gruppe führen”, sagte Anja Zirolies, Mitglied im Kultur- und Denkmal-Ausschuss für die Freien Wähler. Als bessere Alternative schlage sie stattdessen vor, über eine kostengünstigere Variante nachzudenken und kostenlose Shuttlebusse vor dem Seidenweberhaus bereitzustellen, um die Theaterbesucher nach Mönchengladbach zu fahren. Dies erscheine besonders sinnvoll, da die Stadt Krefeld bereits eine Kooperation mit dem Gladbacher Stadttheater habe. Es würden immense Kosten eingespart, wenn man bedenke, welch zeitlicher und kostenintensiver Aufwand betrieben werden müsse, um das Stadttheater an einem anderen Standort aufzubauen, betonte Zirolies.
Die Thelen-Gruppe besitzt über die 45 Hektar Industriepark sowie Bürogebäude und Parkplatz Oberschlesienstraße hinaus in Krefeld noch Flächen an der Anrather Straße Ecke Fichtenhainer Allee, den Gewerbepark Kimplerstraße und ein Areal an der Gladbacher Straße.