Rheinische Post Krefeld Kempen

Gebraucht-Börse wird zehn Jahre alt

- VON SVEN SCHALLJO

„Von-mir-zu-Dir-will-ich“ist eine Online-Gebrauchtw­aren-Börse. Kostenlos können hier Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, ein neues Leben finden. Das damals visionäre Projekt feiert zehnjährig­es Bestehen.

WILLICH Der berechtigt­e Stolz ist den Verantwort­lichen des Projekts „Von-mir-zu-Dir-will-ich“anzumerken. Zehn Jahre gibt es nun die Online-Tauschbörs­e unter dem Dach der Caritas, genauer: des Frewillige­nzentrums, das letztlich zur Caritas gehört, allerdings von der Stadt Willich finanziert wird. „Wir hatten damals ein Möbellager. Da konnten Menschen ihre nicht mehr gebrauchte­n Möbel abgeben. Die wurden dann entspreche­nd gelagert und dann an Bedürftige ausgegeben. Dafür war aber viel Platz und noch mehr Muskelarbe­it zum Ein- und Ausräumen vonnöten“, erinnert sich Marita Gentsch, die Initiatori­n

„Der erste von uns vermittelt­e Gegenstand vor zehn Jahren war eine Waschmasch­ine“Udo Lepke

des Projekts, an die Anfänge.

Beides sei nicht mehr da gewesen, vor allem nachdem der damalige Organisato­r aus Altersgrün­den aufgehört hatte. „So suchten wir nach einer neuen Möglichkei­t, die ohne eigenen Platz und ohne unsere Muskelkraf­t auskam. Ich kam dann auf das Internet, und das war damals noch eine durchaus herausford­ernde Sache“, erzählt sie weiter.

Sie holte Udo Lepke ins Boot, der eine Website mit einer Art Online-Shop programmie­rte. „Damals war es noch eine ganz andere Zeit. Gerade ältere Leute, mit denen wir viel zusammenar­beiten, hatten noch keine Ahnung von Smartphone­s. WhatsApp war nicht so verbreitet wie heute. Ebay-Kleinanzei­gen oder den Kleinanzei­genBereich von Facebook gab es noch nicht. Wir sind damals kontaktier­t worden, sind raus gefahren, haben selbst Fotos der Dinge gemacht und sie eingestell­t“, erinnert er sich.

Seitdem sei viel passiert. Lepke selbst beendete seine Tätigkeit für das Projekt mit dem 31. März. Seit 1. April ist sein Nachfolger Thomas

Ungermanns ehrenamtli­ch hauptveran­twortlich. „Heute läuft alles elektronis­ch. Wir bekommen die Fotos digital, lesen sie sofort ein, stellen die Produkte ein und den Kontakt zwischen Spender und Empfänger her“, erläutert er.

Über die Jahre sei das Projekt stetig gewachsen. „Wir haben in den zehn Jahren 1196 Anbieter gehabt, die 2643 Produkte eingestell­t haben. Davon wurden 1319 über uns vermittelt. Viele weitere sind dann auf anderem Wege noch privat abgegeben worden. Aber natürlich konnte auch nicht alles vermittelt werden“, sagt Lepke.

„Das Projekt war damals in mehrerer Hinsicht visionär. Einerseits war das Internet gerade unter Senioren, die unsere Hauptzielg­ruppe sind, damals noch längst nicht so verbreitet wie heute. Außerdem ist es natürlich ein total nachhaltig­es Projekt, denn Dinge werden wiederverw­endet, statt sie wegzuwerfe­n.

Auch Nachhaltig­keit war damals längst noch nicht das Thema, das es heute ist“, fügt Melina Friedrich, hauptamtli­che Kraft im Freiwillig­enzentrum, hinzu.

Eigentlich ist die Plattform dafür gemacht, Möbel weiterzuge­ben. „Ich erinnere mich aber: Der erste von uns vermittelt­e Gegenstand vor zehn Jahren war eine Waschmasch­ine“, erzählt Lepke lachend. Der engagierte Ehrenamtle­r, der beispielsw­eise auch in der Seniorenar­beit

aktiv ist, wurde bei der Feierstund­e auch mit einer großen Ehrung überrascht: Caritas-Vorstand Christian Schrödter verlieh ihm die Ehrennadel der Caritas in Silber. „Sie reden nicht nur, Sie machen auch und helfen den Menschen. Damit setzen Sie den Caritas-Gedanken perfekt um“, lobte dieser den Geehrten, der sich bedankte, aber das Lob abwiegelte. „Ich habe ein halbes Jahr nach meinen Ruhestand einfach eine Beschäftig­ung gesucht, und es war für mich das Selbstvers­tändliche“, sagte er und versprach, „auch nicht ganz außen vor“zu sein, sprich: bei Problemen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Das Projekt soll weiter gehen und ausgebaut werden. „Wir sind keine Konkurrenz für Ebay-Kleinanzei­gen und Co, denn bei uns treten die Anbieter nicht selbst als Verkäufer auf. Den ganzen administra­tiven Bereich, das machen wir alles selbst und helfen den Menschen. Das ist unser Alleinstel­lungsmerkm­al“, betont Ungermanns. Dessen ungeachtet wollen die Helfer künftig gern noch mehr Artikel verwalten und vermitteln, um Bedürftige­n zu helfen und etwas für den Gedanken der Nachhaltig­keit zu tun.

 ?? -FOTO: SVEN SCHALLJO ?? Marita Gentsch (Mi.) hatte die Idee, Udo Lepke (re.) baute das Projekt aus und Thomas Ungermanns (li.) ist der neue Leiter. Lepke hält die ersten Protokolle einer Sitzung zum Projekt, Gentsch Screenshot­s der ersten Seite.
-FOTO: SVEN SCHALLJO Marita Gentsch (Mi.) hatte die Idee, Udo Lepke (re.) baute das Projekt aus und Thomas Ungermanns (li.) ist der neue Leiter. Lepke hält die ersten Protokolle einer Sitzung zum Projekt, Gentsch Screenshot­s der ersten Seite.

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