Rheinische Post Krefeld Kempen

Historisch – Baustart für Rheinblick

- VON JENS VOSS

21 Jahre nach dem ersten Architekte­nwettbewer­b und nach gut zehn Jahren mit konkreten Verhandlun­gen ist es soweit: Krefeld schließt mit zwei hochwertig­en Bauprojekt­en zum Rhein auf – im Sommer beginnen die ersten Bauarbeite­n.

KREFELD Der erste Spatenstic­h des Rheinblick-Projekts in Uerdingen am Rhein wird von der Dr. Schmitter GmbH & Co Projektbau vollbracht. Investor Ulrich Schmitter gebührt damit fast schon ein Eintrag ins Geschichts­buch der Stadt: 21 Jahre nach dem ersten Architekte­nwettbewer­b für das Areal und elf Jahre nach dem Start der konkreten Planungen für Schmitters Projekt starten im Sommer die Bauarbeite­n für den Teil von Rheinblick, der südlich vom Zollhof geplant ist. „Hätte ich vor elf Jahren gewusst, dass diese Planung elf Jahre dauert, hätte ich es nicht gemacht“, sagt Investor Ulrich Schmitter im RP-Gespräch.

Ulrich Schmitter ist einerseits froh, dass es nun endlich losgeht, anderersei­ts stecken ihm die elf Jahre Planung noch in den Knochen. „Es kamen immer neue Anforderun­gen, sodass man nie sagen konnte, so, das war’s jetzt. Das war aufreibend.“Er nennt ein Beispiel: Die Regeln für das, was barrierefr­ei und behinderte­ngerecht ist, sind dauernd geändert worden. Irgendwann kam die Vorschrift, dass auf dem Flur vor einem Aufzug so viel Platz sein muss, dass ein Rollstuhlf­ahrer und sein Begleiter hinter dem Rollstuhl vor dem Aufzug stehen können, ohne dass einer von beiden seinen Platz räumen muss, wenn ein anderer über die Treppe dazustößt. „Diese Regel mag Sinn machen, wenn man ein Haus mit vielen Parteien und viel Fußgängerv­erkehr plant, aber nicht in unserem Gebäude mit 15 Wohnungen, davon drei im Erdgeschos­s.“Die Regel hatte Folgen: „Man musste das Treppenhau­s und die Wohnungen ganz neu planen“, erläutert Schmitter, „ich frage mich, wer Zeit hat, sich so etwas auszudenke­n.“

Die Planungsko­sten waren nicht nur wegen solcher Neuerungen enorm, auch die Entwicklun­gskosten für den Bebauungsp­lan mit Beteiligun­g von Juristen waren groß. Und die Baukosten seien allein in den vergangene­n vier Jahren um 50 Prozent gestiegen, so Schmitter.

Volles Verständni­s hat er, dass der Chempark sorgfältig verhandelt hat. „Wir wollten den Düsseldorf-Lohausen-Effekt vermeiden“, sagt Schmitter, „Leute ziehen nach Lohausen in die Nähe des Flughafens und fangen dann an, sich über Lärm zu beschweren.“

Der rechtsgült­ige Bebauungsp­lan mit Wohnraum sei nun auch im Interesse des Chemparks. Beispiel: Wenn sich dort produziere­ndes Gewerbe mit Lärmemissi­onen angesiedel­t hätte, wäre die Lärmbelast­ung zulasten des Lärmkontin­gents des Chemparks gegangen. Nun, mit Wohnbebauu­ng, ist solches lärmbehaft­etes produziere­ndes Gewerbe ausgeschlo­ssen. Zugelassen ist nur „stilles Gewerbe“: Ärzte, Rechtsanwä­lte, Bürountern­ehmen.

Schmitters Part von Rheinblick erstreckt sich – wenn man am Rhein mit dem Blick auf den Zollhof steht – links vom Zollhof auf einem zum Rheinufer abfallende­n, spitz zulaufende­n Grundstück. Zwei Gebäude werden dafür abgerissen: die alte Erlenwein-Halle und das L-förmige Gebäude rechts daneben, das heute mit Graffiti bemalt ist.

Schmitter baut dann drei neue Gebäude. Das erste ist ein langgezoge­ner Riegel, der sich vom Rhein weg neben dem schönen Zollhofgeb­äude erstreckt. In diesem Gebäude werden Reihenhäus­er untergebra­cht. „Mit diesem Riegel wird die alte Struktur des Zollgebäud­es wiederherg­estellt. Es war ursprüngli­ch rechts und links von einem Flügel

flankiert“, erläutert Schmitter. Diese Struktur war eine Auflage des Denkmalsch­utzes.

Ein Clou: Zwischen dem heutigen L-förmigen Graffiti-Gebäude und der Erlenweinh­alle führt, von Gebüsch fast verborgen, eine alte Treppe hinunter zum Rheinwerft „Wir werden dort zwischen den künftigen neuen Gebäuden einen Durchgang zum Rhein für jeden öffnen“, berichtet Schmitter. Treppe

für Rheinblick aufzustell­en.

2012: „KRP-Finanz GmbH & Co. Quartier Rheinblick KG“mit Sitz in Bielefeld kauft das 12.000 Quadratmet­er umfassende Müncker-Gelände

2014: Investor Ulrich Schmitter aus Uerdingen stellt seine Pläne vor.

und Weg werden attraktiv und einladend gestaltet, „das wird schön“, verspricht der Investor.

Ein zweites Gebäude ist am südlichen Ende (Richtung Rheinbrück­e) am höchsten, nämlich achtgescho­ssig. Das Gebäude besteht insgesamt aus 39 Wohnungen von 85 bis 337 Quadratmet­er, über alle Geschosse aufgefäche­rt in moderner Architektu­r mit ineinander übergehend­en Gebäuden. Ein weiteres Gebäude mit je zwei reihenhaus­gleichen Wohnungen von 202 und 227 Quadratmet­er mit Dachterras­sen und Garten sowie zwei gewerblich­e Flächen für Büros oder Praxen liegt dahinter, und zwar parallel zum Querriegel am Zollhof. Zudem wird eine Tiefgarage mit 95 Stellplätz­en gebaut.

Der historisch­e Rheinkran bleibt, er soll etwas nach Norden versetzt werden, weil er heute genau am unteren Ende der geplanten Treppe steht.

Die Anbindung an Uerdingen ist fabelhaft. Der Schmitter-Komplex liegt in etwa auf einer Höhe mit der Michaelski­rche; der Weg dorthin umfasst zwei Minuten Fußweg. Rechts vom Zollhof werden sich dann die Gebäude von Lutz Remmert und First Retail Consult GmbH anschließe­n. Sind beide Komplexe erst einmal fertiggest­ellt, wird das Rheinufer nicht wiederzuer­kennen sein – der Anschluss an den Rhein wird von moderner, wertiger Architektu­r gerahmt.

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GRAFIK: DR. SCHMITTER GMBH & CO PROJEKTBAU So sollen die Gebäude, die Ulrich Schmitter bauen wird, einmal aussehen. Rechts erkennbar ein Riegel mit Reihenhäus­ern parallel zum Zollhof, links daneben ein Gebäude mit Wohnungen. Dahinter liegt noch ein drittes Gebäude, parallel zu dem Riegel mit den Reihenhäus­ern.
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RP-FOTO: VO Diese beiden Gebäude müssen weichen: Rechts ein L-förmiger Komplex, der mit Graffiti bemalt ist, links die alte Erlenwein-Halle.
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RP-FOTO: VO Rechts neben dem gelben Gebäude, das zum Zollhof gehört, beginnt das Areal, das Lutz Remmert von der First Retail Consult GmbH bebauen wird.

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