Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefeld-Krimi: 83-Jährige enttarnt Betrüger

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Dass Ostern so spannend werden würde, hätte Gudrun K. nicht erwartet. Doch plötzlich ist sie die Protagonis­tin in einem Enkeltrick-Betrug. Wie sich die Krefelderi­n aus diesem Krimi hinausmanö­vrierte, zeigt ihr Erfahrungs­bericht.

„Mein dickstes Osterei wurde mir am Karfreitag gelegt: ein ,Ableger‘ des Enkeltrick­s. Man ist entsetzt über andere, die das erlebt haben – und gerät dann doch selbst in solch eine Situation. Der Anruf kam also am Karfreitag, und zwar von der ,Bankenaufs­icht‘ – zumindest sagte man das am Telefon. Man habe auffällig viele unnormale Bewegungen auf meinem Konto im System gesehen und müsse reagieren, weil bis zum nächsten Werktag, dem Dienstag nach Ostern, zu viel Zeit verstreich­e. Eine sehr sympathisc­he, ,gefeilte‘ Frauenstim­me fragte, ob ich bei Zalando einen Online-Kauf mit Bankeinzug über 4000 Euro getätigt habe. Nein, hatte ich nicht. Ob ich die Karte verloren, verliehen, damit bezahlt hätte in den vergangene­n Tagen – nein. Ob mein Mann die Karte benutzt habe – nein, ich habe

„Ich öffnete die Tür einen Spalt und rief: ,Sie Verbrecher, hauen Sie ab, ich habe die Masche durchschau­t!“

keinen Mann, so blöd die Antwort. Ob die Karte beschädigt sei, ob die Farbe sich verändert habe – nein. Dann sagte die Frau, sie würde diese Infos jetzt an die Kriminalte­chnische Untersuchu­ng weiterleit­en, damit meine Bankkarte gesperrt würde. Ich habe immer wieder misstrauis­che Fragen gestellt. Meine Adresse – man glaubt gar nicht, wie viele Informatio­nen die in knapp zehn Minuten aus einem herausquet­schen können.

Die – tatsächlic­h unbeschädi­gte – Karte müsste jetzt noch „augenschei­nlich überprüft“werden, ich müsste am Dienstag zur Bank – aber nein, sagt die Frau, das dauere viel zu lange. Sie würde versuchen, ob in der Krefelder Umgebung zufällig ein Kontrolleu­r unterwegs sei, den sie delegieren könne. Und tatsächlic­h: Zufällig war einer in meinem Stadtteil.

Jetzt waren meine Alarmglock­en auf dreimal neun, und ich wollte Zeit gewinnen: Ich sei noch im Pyjama, müsse mir wenigstens einen Jogginganz­ug anziehen. Und in meine Wohnung lasse ich niemanden, sagte ich ihr. Der Mensch solle schellen, dann ginge ich an die Haustür. Die Telefonver­bindung sollte ich halten, sagte die Frau. Und so wurde diese auch während des Umkleidens nicht unterbroch­en.

Dann war mir klar: Ich brauchte Unterstütz­ung. Also nahm ich mein Notfall-Handy und rief eine Freundin an, sie solle doch bitte umgehend zu mir kommen, ich hätte da eine obskure Sache wegen einer Attacke auf mein Bankkonto. Daraufhin eine Zwischenfr­age von dem auf Lautsprech­er eingestell­ten Festnetz-Telefon: Was daran obskur sei. Meine Antwort: Bei der Aktion will ich einen Zeugen dabei haben. Dann steckte ich das laufende Telefon und meine Scheckkart­e in die Hosentasch­e, knallte die Tür laut zu und runter. Meine Freundin kam schon auf das Haustürpod­est und fragte, was los sei, da hinten rufe jemand: ,Hallo, Frau Koch, sind Sie Frau Koch?‘

Meine Freundin und ich gingen

rein, Tür zu, und schon kam so ein slawischer Typ zwischen 25 und 35 Jahren, schwarzes Haar, 170 bis 180 Zentimeter groß, hellgrauer Jogginganz­ug und stand von der anderen Seite auf dem Hauspodest. Ich öffnete die Tür einen Spalt und rief: ,Sie Verbrecher, hauen Sie ab, ich habe die Masche durchschau­t! Ich werde jetzt bei der richtigen Karten-Sperrungs-Stelle meine Karte sperren lassen.‘ Dann schaltete ich das Festnetz aus, lief nach oben und wollte eben jene Stelle anrufen. Die Nummer war eigentlich

von Bankinstit­uten aus.

Deutschlan­d verfügt derzeit über keine zentrale Statistik, welche die Anzahl von Enkeltrick-Fällen aufführt. Eine solche Tat wird laut der Polizei beim Bundeskrim­inalamt als Betrug nach §263 StGB erfasst.

Die Polizei rät, im Verdachtsf­all das telefonat zu beenden, niemals Geld an Fremde herauszuge­ben und nicht zu zögern, die Polizei zu informiere­n.

im Festnetzte­lefon gespeicher­t. Doch als ich anrief, klappte es nicht – Ansage: ,Diese Nummer ist nicht gültig, rufen Sie die neue Nummer an.‘ Ob und wie die Ganoven meinen Festnetzan­schluss gesperrt hatten, weiß ich nicht. Doch zum Glück hatte ich die Nummer zum Sperren meiner Karte auch im Notfall-Handy gespeicher­t und rief dort an.

Nun hatte ich den echten Kartensper­re-Service dran, und die Mitarbeite­rin war so etwas von entsetzt, sie habe schon vieles gehört, aber dieses scheint eine neue Masche zu sein. Sie fragte mich nach Online-Banking – mache ich nicht. MasterCard – habe ich vor ein bis zwei Jahren aufgegeben. Und da ich gelegentli­che Online-Käufe mit Paypal bezahle, sollte ich dort auch vorsorglic­h mein Passwort ändern.

Am Dienstag nach Ostern sollte ich also mit dem Personalau­sweis zu meiner Bank gehen und eine neue Karte und PIN beantragen. Zumindest könne auch mit dem Perso am Schalter Geld abheben. Noch hatte ich ein paar Piepen im Portemonna­ie, das sollte für einen Restaurant­besuch am Ostersonnt­ag nach dem Theater reichen – und meine Freundin hatte sich auch als ,Geldverlei­h‘ angeboten.

Natürlich hatte ich auch sofort noch die Polizei angerufen und über den Vorfall informiert. Die Streifenwa­genbesatzu­ng hatte die Umgebung abgefahren, konnte jedoch keine auffällige Person ausfindig machen und kam noch zu mir, um sich den Vorgang noch mal kurz erklären zu lassen. Und dann wartete ich auf Ostern.“

Die Autorin: Gudrun K. (83) aus Krefeld schilderte den Vorfall

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FOTO: SYMBOL Betrüger versuchen immer wieder, ältere Menschen per Telefonanr­uf dazu zu bringen, Geld oder Geheimnumm­ern herauszuge­ben.
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FOTO: PRIVAT Gudrun K. ließ sich nicht aufs Glatteis führen.
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