Rheinische Post Krefeld Kempen

Minister Reul stellt sich Fragen der Bürger

- VON BIANCA TREFFER

„Coffee with a cop“hieß es jetzt auf dem Neumarkt in Krefeld. Neben dem Austausch mit der Polizei besuchte auch NRW-Innenminis­ter Herbert Reul die Veranstalt­ung. Es ging um Sicherheit in der City und Rentenfrag­en.

KREFELD Der Anblick auf dem Neumarkt ist ungewöhnli­ch. Normalerwe­ise kommen sie, wenn etwas passiert ist - ein Verkehrsun­fall oder eine Straftat. Die Rede ist von der Polizei. Doch an diesem Montag sind die in Uniform als auch in Zivil vor Ort weilenden Beamten einfach nur für Gespräche mit den Bürgern da. Das Format des NRW-Innenminis­teriums „Coffee with a cop“ist erneut in Krefeld eingezogen.

An verschiede­nen Orten in ganz NRW macht das Oldtimer-Kaffeemobi­l Halt, damit Bürger in entspannte­r Atmosphäre bei einem Heißgeträn­k mit der Polizei ins Gespräch kommen können. Auf dem Neumarkt ist das Fahrzeug vorgefahre­n, an dem kostenfrei verschiede­ne Kaffeespez­ialitäten sowie Kakao und Tee ausgeschen­kt werden. An rundherum aufgestell­ten Stehtische­n sind Beamte aus den verschiede­nen Direktione­n der Polizei anzutreffe­n, die sich Zeit nehmen.

Luis Können, Pressespre­cher der Krefelder Polizei, redet von einer guten Annahme. „Es sind viele Senioren, aber auch jüngere Menschen, die das Gespräch suchen. Bei letzteren drehen sich die Gespräche rund um das Einstellun­gsverfahre­n für den Polizeiber­uf. Wir können hier heute ein großes Interesse verzeichne­n“, sagt Können.

Eigens dafür ist Hauptkommi­ssarin Daniela Hoppmann, zuständig für Personalwe­rbung, Ausbildung und Fortbildun­g, vor Ort. Sie informiert über die Voraussetz­ungen des über drei Jahre laufenden dualen Studiums. Bei Polizeihau­ptkommissa­r Thomas Esser vom Bezirksdie­nst ist indes die Frage eines Seniors nach der Anzeigenbe­arbeitung aufgetauch­t. Er will wissen, wie die Abläufe aussehen und wer letztendli­ch entscheide­t, was passiert.

An einem weiteren Stehtisch geht es um Alkohol im Straßenver­kehr. Eine junge Frau schildert eine Beobachtun­g, die sie aber laut eigener Aussage nicht beweisen kann, und möchte Rat, was sie tun soll. Die zuhörenden Beamten berichten von der sogenannte­n Gefährdena­nsprache der Polizei, bei dem einem Menschen verdeutlic­ht wird, dass er im Fokus der Polizei steht.

Bürger fragen aber auch nach den geführten Radtouren, die von der Polizei in diesem Jahr wieder angeboten werden sollen, nach der Fahrradcod­ierung, die am 11. Mai startet. Es sind die alltäglich­en Probleme, wie das Radfahren in der Fußgängerz­one, aber auch der Drogenkons­um innerhalb der Stadt, die zur Sprache kommen. „Viele Leute wollen auch einfach nur mal erzählen“, sagt Können. Was ihn freut ist die Tatsache, dass sich viele Bürger für geleistete Arbeit der Polizei bedanken und auch das Angebot loben. „Es ist schön, einfach mal in Ruhe mit der Polizei sprechen zu können. Ein gutes Angebot“, bemerkt Tuba Boyabatli, die zu den Nutzerinne­n gehört und sich Zeit für einen Kaffee samt Gespräch nimmt.

Der für 15 Uhr angekündig­te Besuch von Innenminis­ter Herbert Reul verzögert sich indes um rund 20 Minuten. Begleitet von etlichen Securitykr­äften ist er schließlic­h vor

Ort und gibt sich leutselig. Hände schüttelnd macht er die Runde bei den Beamten und Besuchern an den Stehtische­n. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mein Handy mitgenomme­n. Wobei Herr Reul im Fernsehen aber immer größer wirkt“, bemerkt Renate Mohaupt, die gerade mit Polizeihau­ptkommissa­rin Maja Schmitt einen Kaffee getrunken und mit ihr über die Enkeltrick­betrugsmas­chen gesprochen hat. Sie kann nicht verstehen, dass bei der geleistete­n Aufklärung­sarbeit immer wieder Senioren auf die Tricks hereinfall­en. „Ich öffne niemandem, den ich nicht kenne, die Türe. Ich schaue vorab immer, wer dort steht“, betont die Seniorin im Beisein von Reul, der sich kurz zu dem Gespräch dazu gesellt.

Theo Ponten hat eine Frage an Reul zum Rentenalte­r für Menschen, die bei der Polizei, den Rettungsdi­ensten und der Feuerwehr arbeiten. Er, selber Notfallsee­lsorger im Kreis Viersen, spricht sich für eine

Abstufung bei der Altersgren­ze aus. „Wir haben uns auf die einheitlic­he Lösung von 61 Jahren geeinigt“, sagt der Innenminis­ter. Eine Abstufung sei, betreffend die Ermittlung, wer was gemacht habe, um dann zu entscheide­n, zu aufwendig.

Wie es in der Praxis bei der Ausbildung von Nachwuchs aufsieht, erläutern Levinay Colak und Eda Dalkilic dem Innenminis­ter. Die beiden jungen Frauen, 17 und 16

Jahre alt, nutzen das Angebot der Fachobersc­hule Polizei. Was sich hinter dem Angebot „Next Level“verbirgt, scheint Reul nach seinen Fragen zu urteilen nicht im Focus zu haben. Es handelt sich dabei um einen zweijährig­en Bildungsga­ng an mehreren Berufskoll­egs in NRW. Die Fachobersc­hule Polizei ist eine Chance, auch mit einem mittleren Schulabsch­luss den Weg zur Polizei NRW zu starten. Beim erfolgreic­hen Abschneide­n winkt eine vorbehaltl­iche Einstellun­gszusage für das duale Studium als Kommissari­atsanwärte­r.

Mit dem Kaffee in der Hand und abgeschirm­t von der Security spricht Reul mit den zahlreiche­n Polizisten. Etliche Besucher der umliegende­n Außengastr­onomie schauen immer wieder neugierig herüber, aber niemand nimmt von dort die Gelegenhei­t für eine Kontaktauf­nahme mit dem Minister wahr. „Das ist doch eh alles nur Werbung, weil die Europawahl ansteht“, sagt eine junge Frau.

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FOTOS: T. LAMMERTZ Lebhafte Diskussion mit Bürgern: NRW-Innenminis­ter Herbert Reul auf dem Neumarkt bei der Aktion „Coffee with a Cop“
 ?? ?? Der Neumarkt bot beim Besuch des Innenminis­ters bei Sonnensche­in und bunten Lampenschi­rmen ein angenehmes Bild.
Der Neumarkt bot beim Besuch des Innenminis­ters bei Sonnensche­in und bunten Lampenschi­rmen ein angenehmes Bild.
 ?? ?? Herbert Reul hatte auch Zeit, ein Polizei-Motorrad zu begutachte­n. Auf eine Proberunde verzichtet­e er.
Herbert Reul hatte auch Zeit, ein Polizei-Motorrad zu begutachte­n. Auf eine Proberunde verzichtet­e er.
 ?? ?? Herbert Reul im Gespräch mit Bürgerin Renate Mohaupt, die es bedauerte, kein Handy für ein Selfie dabeizuhab­en.
Herbert Reul im Gespräch mit Bürgerin Renate Mohaupt, die es bedauerte, kein Handy für ein Selfie dabeizuhab­en.

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