Rheinische Post Langenfeld

Düsseldorf ist längst kein Business-Flughafen mehr

- VON THOMAS REISENER VON FRANK VOLLMER VON JAN DREBES BAUERN BLEIBEN AUF TIERSCHUTZ-KOSTEN . . ., SEITE A 3

Im Streit um den Wunsch des Düsseldorf­er Flughafens nach mehr Startgeneh­migungen könnte der Billigflug-Monitor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) noch eine besondere Rolle spielen. Denn der Flughafen begründet seinen Antrag vor allem mit dem Bedarf der Wirtschaft in NRW: Sie brauche mehr Verbindung­en ab Düsseldorf, deshalb sei das Wachstum des Flughafens wichtiger als der Lärmschutz der Anwohner.

Der Monitor stellt diese Argumentat­ion nun in Frage. Zwar verschwimm­en die Grenzen zwischen Business- und Billigflüg­en zunehmend. Aber in der Tendenz sitzen in den Billigflie­gern eher die Touristen. Laut DLR beträgt der Anteil der Billigflüg­e in Düsseldorf inzwischen 56 Prozent. Auch vor der soeben erfolgten Umstellung der Lufthansa-(Standard-)Flüge auf Germanwing­s-Billigflüg­e wuchs der Low-CostAnteil in Düsseldorf von 22,6 Prozent im Jahr 2012 auf 27,1 Prozent im Jahr 2014.

Vor diesem Hintergrun­d ist der Anspruch des Düsseldorf­er Flughafens, sich in Abgrenzung zu den (Billig-)Flughäfen Köln und Weeze als Business-Flughafen zu positionie­ren, kaum noch gerechtfer­tigt. Das muss die Politik bei der Abwägung der Interessen von Flughafen und Anwohnern berücksich­tigen. BERICHT GERMANWING­S ÜBERHOLT AIR BERLIN, TITELSEITE

Ehe für alle

Dieses Mal kann keiner sagen, da habe die „Homo-Lobby“wieder eine Regierung umgedreht. Die Iren haben klar für die rechtliche Gleichstel­lung homosexuel­ler Lebenspart­nerschafte­n mit der Ehe votiert. Das ist nicht das Ergebnis geschickte­r Beeinfluss­ung von Abgeordnet­en oder Staatssekr­etären, sondern eine Volksbeweg­ung.

Deutschlan­d steht im Vergleich mickrig da mit seinem halbherzig­en Modell, das auch noch verdruckst „Eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft“heißen muss. Dabei bezeichnen sich nicht nur viele Lesben und Schwule selbstvers­tändlich als verheirate­t – auch Freunde und Kollegen nennen sie so. Die Gesellscha­ft ist weiter als die Politik. Und sage niemand, mehr gehe bei uns nicht. Das Argument, die Gleichstel­lung kratze am grundgeset­zlichen Institut der Hetero-Ehe, ist so hilflos wie unsinnig, weil Rechte und rechtliche­r Schutz kein Nullsummen­spiel sind: Was einer bekommt, muss der andere nicht abgeben.

Es ist Zeit. Für die Bezeichnun­g „Ehe“für alle. Und wer konsequent sein will, der muss auch offen über das Adoptionsr­echt diskutiere­n. BERICHT HOMO-EHE IN IRLAND . . ., TITELSEITE

Geiz gefährdet Tierwohl

Das ist schon etwas merkwürdig: Da lassen sich die großen Handelsket­ten auf ein Bündnis mit dem Bauernverb­and ein, um für mehr Tierwohl und -schutz in deutschen Ställen zu sorgen, und kaum jemand erfährt in der Öffentlich­keit davon. Es gibt kein Siegel, keine groß angelegte Werbekampa­gne. Und das, obwohl gerade konvention­elle Fleischerz­euger bei Verbrauche­rn kein gutes Image mehr haben. Zu viele Skandale um Tierquäler­eien in Mastbetrie­ben, um Seuchen und Antibiotik­a-Missbrauch haben der Branche zugesetzt.

Dabei ist die Initiative Tierwohl ein gutes Signal. Nicht nur an die Verbrauche­r, sondern auch an Tierschutz­organisati­onen. Und der Ansturm der Landwirte auf den Fördertopf des Bündnisses zeigt zweierlei: dass der Großteil der Bauern ein echtes Interesse am Wohl der Tiere hat. Und, dass die Branche unter extremem Preisdruck steht. Jede finanziell­e Förderung hilft im Wettbewerb­skampf. Daher wäre es ein fatales Signal, wenn dieser Vorstoß ausgerechn­et im reichen Deutschlan­d an den Finanzen scheitern würde. Der Handel muss jetzt aufstocken. BERICHT

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