Düsseldorf ist längst kein Business-Flughafen mehr
Im Streit um den Wunsch des Düsseldorfer Flughafens nach mehr Startgenehmigungen könnte der Billigflug-Monitor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) noch eine besondere Rolle spielen. Denn der Flughafen begründet seinen Antrag vor allem mit dem Bedarf der Wirtschaft in NRW: Sie brauche mehr Verbindungen ab Düsseldorf, deshalb sei das Wachstum des Flughafens wichtiger als der Lärmschutz der Anwohner.
Der Monitor stellt diese Argumentation nun in Frage. Zwar verschwimmen die Grenzen zwischen Business- und Billigflügen zunehmend. Aber in der Tendenz sitzen in den Billigfliegern eher die Touristen. Laut DLR beträgt der Anteil der Billigflüge in Düsseldorf inzwischen 56 Prozent. Auch vor der soeben erfolgten Umstellung der Lufthansa-(Standard-)Flüge auf Germanwings-Billigflüge wuchs der Low-CostAnteil in Düsseldorf von 22,6 Prozent im Jahr 2012 auf 27,1 Prozent im Jahr 2014.
Vor diesem Hintergrund ist der Anspruch des Düsseldorfer Flughafens, sich in Abgrenzung zu den (Billig-)Flughäfen Köln und Weeze als Business-Flughafen zu positionieren, kaum noch gerechtfertigt. Das muss die Politik bei der Abwägung der Interessen von Flughafen und Anwohnern berücksichtigen. BERICHT GERMANWINGS ÜBERHOLT AIR BERLIN, TITELSEITE
Ehe für alle
Dieses Mal kann keiner sagen, da habe die „Homo-Lobby“wieder eine Regierung umgedreht. Die Iren haben klar für die rechtliche Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften mit der Ehe votiert. Das ist nicht das Ergebnis geschickter Beeinflussung von Abgeordneten oder Staatssekretären, sondern eine Volksbewegung.
Deutschland steht im Vergleich mickrig da mit seinem halbherzigen Modell, das auch noch verdruckst „Eingetragene Lebenspartnerschaft“heißen muss. Dabei bezeichnen sich nicht nur viele Lesben und Schwule selbstverständlich als verheiratet – auch Freunde und Kollegen nennen sie so. Die Gesellschaft ist weiter als die Politik. Und sage niemand, mehr gehe bei uns nicht. Das Argument, die Gleichstellung kratze am grundgesetzlichen Institut der Hetero-Ehe, ist so hilflos wie unsinnig, weil Rechte und rechtlicher Schutz kein Nullsummenspiel sind: Was einer bekommt, muss der andere nicht abgeben.
Es ist Zeit. Für die Bezeichnung „Ehe“für alle. Und wer konsequent sein will, der muss auch offen über das Adoptionsrecht diskutieren. BERICHT HOMO-EHE IN IRLAND . . ., TITELSEITE
Geiz gefährdet Tierwohl
Das ist schon etwas merkwürdig: Da lassen sich die großen Handelsketten auf ein Bündnis mit dem Bauernverband ein, um für mehr Tierwohl und -schutz in deutschen Ställen zu sorgen, und kaum jemand erfährt in der Öffentlichkeit davon. Es gibt kein Siegel, keine groß angelegte Werbekampagne. Und das, obwohl gerade konventionelle Fleischerzeuger bei Verbrauchern kein gutes Image mehr haben. Zu viele Skandale um Tierquälereien in Mastbetrieben, um Seuchen und Antibiotika-Missbrauch haben der Branche zugesetzt.
Dabei ist die Initiative Tierwohl ein gutes Signal. Nicht nur an die Verbraucher, sondern auch an Tierschutzorganisationen. Und der Ansturm der Landwirte auf den Fördertopf des Bündnisses zeigt zweierlei: dass der Großteil der Bauern ein echtes Interesse am Wohl der Tiere hat. Und, dass die Branche unter extremem Preisdruck steht. Jede finanzielle Förderung hilft im Wettbewerbskampf. Daher wäre es ein fatales Signal, wenn dieser Vorstoß ausgerechnet im reichen Deutschland an den Finanzen scheitern würde. Der Handel muss jetzt aufstocken. BERICHT