Rheinische Post Langenfeld

SPD stellt in BND-Affäre Ultimatum

-

Das Kanzleramt soll bis Anfang Juni eine Prüfung der Suchbegrif­fe ermögliche­n.

BERLIN (rtr) In der Affäre um die Ausspähung von Telekommun­ikationsda­ten mithilfe des Bundesnach­richtendie­nstes macht die SPD Druck auf das Kanzleramt. Generalsek­retärin Yasmin Fahimi forderte die Regierungs­zentrale auf, bis zur nächsten Bundestags­sitzungswo­che Anfang Juni Klarheit darüber zu schaffen, wie das Parlament eine sogenannte Selektoren­liste prüfen kann. Der Vorwurf an den BND, er habe dem US-Geheimdien­st NSA beim Ausspionie­ren von Unternehme­n und Politikern in Europa geholfen, belastet seit Wochen das Klima in der Koalition.

SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte, auch er erwarte eine Entscheidu­ng. Möglich sei ein Ermittlung­sbeauftrag­ter oder die Offenlegun­g der Liste mit Suchbegrif­fen nur für die Obleute der Fraktionen. In der SPD war mit Unmut registrier­t worden, dass das für die BND-Aufsicht zuständige Kanzleramt noch keinen Vorschlag für die Prüfung der Selektoren­liste unterbreit­et hat. Dabei geht es darum, wie das Parlament die Liste der NSA-Suchbegrif­fe einsehen könnte, nach denen der BND internatio­nale Telefon- und Internetda­ten durchforst­et hat.

„Wir dürfen die Aufklärung der BND-Affäre nicht auf den SanktNimme­rleins-Tag verschiebe­n“, sagte Fahimi der „Bild am Sonntag“. „Das Kanzleramt schuldet uns Bürgern eine gründliche Untersuchu­ng.“

Gabriel wies die Darstellun­g zurück, wonach Fahimi dem Kanzleramt mit ihren Bemerkunge­n ein Ultimatum stellte. Der Parlamenta­ri- sche Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion, Michael Grosse-Brömer, warf dem Koalitions­partner dennoch mangelnde Profession­alität vor.

Die Debatte in Deutschlan­d hat nach einem „Bild“-Bericht bereits Konsequenz­en in den USA: Die amerikanis­chen Geheimdien­ste überprüfen demnach ihre Zusammenar­beit mit dem BND. Sie hätten gemeinsame Projekte und geplante Kooperatio­nen gestoppt, berichtete das Blatt unter Berufung auf einen US-Geheimdien­stmitarbei­ter. Anlass dafür seien die Indiskreti­onen aus dem Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestage­s, der die Ausspähung von Telekommun­ikationsun­d Internetda­ten durch die NSA und die BND-Verwicklun­g aufklären soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany