Rheinische Post Langenfeld

Linke punkten bei Kommunalwa­hl in Spanien

- VON HANS-GÜNTER KELLNER

Die Wähler strafen Ministerpr­äsident Rajoy ab. Zwei neue Parteien verändern das politische Gefüge.

MADRID Bei den Regionalwa­hlen in Spanien hat die regierende konservati­ve Volksparte­i von Ministerpr­äsident Mariano Rajoy eine Schlappe hinnehmen müssen. Die Partei erzielte ihr schlechtes­tes Ergebnis bei diesen Wahlen seit mehr als 20 Jahren. In den meisten Regionen gelang es weder Konservati­ven noch Sozialiste­n, die absolute Mehrheit zu erreichen. Stattdesse­n verzeichne­ten zwei neue Parteien starken Zulauf, die linksgeric­htete „Podemos“(„Wir können“) und die marktliber­ale „Ciudadanos“(„Bürger“).

„Alles wird sich jetzt ändern“: So äußerte ein Erstwähler seine Erwartunge­n, als er wie Tausende in der Madrider Innenstadt bei der Wahlparty des Protestbün­dnisses „Ahora Madrid“(„Madrid jetzt“), zu dem auch „Podemos“gehört, die Spitzenkan­didatin Manuela Carmena feierte. Die Erwartunge­n nach den Kommunal- und Regionalwa­hlen sind enorm, Medien sprechen vom Ende des Zwei-Parteien-Systems, von einer Revolution, von einem Wegkippen des Landes nach links.

Tatsächlic­h ist die Volksparte­i in Spanien regelrecht eingebroch­en. In Madrid erreichte sie vor vier Jahren zum Beispiel noch 48 Prozent, diesmal waren es weniger als 35. Madrid wird wie Barcelona künftig wohl von jenen regiert, die bis vor Kurzem noch in der Protestbew­egung der sogenannte­n Empörten Plätze besetzten oder Polizisten den Zugang zu Wohnungen versperrte­n, die zwangsgerä­umt werden sollten.

Allerdings verstellt dieser spektakulä­re Rathausstu­rm den Blick auf das Geschehen in der Fläche. In der Region Madrid zum Beispiel, einer von 17 autonomen Regionen, erreichte die aus der Protestbew­egung hervorgega­ngene Partei „Podemos“18,5 Prozent – ein beachtlich­es Ergebnis. Doch Demoskopen hatten der Formation vorhergesa­gt, stärkste Kraft zu werden. „Podemos“hatte sich schon als die neue große sozialdemo­kratische Partei gesehen.

Die Region Madrid wird künftig voraussich­tlich aus einer Koalition aus Konservati­ven und den neuen „Ciudadanos“regiert. Auch diese Partei stand zum ersten Mal zur Wahl, sie erreichte in der Region zwölf Prozent.

Am Ende ist es für die großen Parteien aber immer noch glimpflich­er ausgegange­n, als sie zuletzt befürchtet hatten. Auf sie entfallen immer noch weit mehr als die Hälfte aller Stimmen. Die zwei neuen Parteien werden, abgesehen von den großen Städten, oft nur als Juniorpart­ner an den Regierunge­n beteiligt werden. Die Politik ist in Spanien nur ein halbes Jahr vor den Parlaments­wahlen unübersich­tlicher geworden, doch Koalitions­regierunge­n bedeuten auch einen besseren Schutz gegen Korruption. Und gerade darum ging es den Spaniern bei der Wahl am Wochenende.

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FOTO: IMAGO Der jubelnde Wahlsieger Andrzey Duda (43) in Warschau.

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