Rheinische Post Langenfeld

Herausford­erung Europapoka­l

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Mönchengla­dbach und Augsburg betreten kommende Saison Neuland.

MÖNCHENGLA­DBACH Am Ende erlebte der Borussia-Park eine beidseitig­e Verzückung. Die Hausherren feierten vor der Nordkurve eine Spielzeit, die ihnen erstmals die Eintrittsk­arte zur Gruppenpha­se der Champions League bescherte, und die Gäste vom FC Augsburg bejubelten vor der Südostecke den 3:1Sieg über ebenjene Borussen und den erstmalige­n Einzug in die Gruppenpha­se der Europa League. Ein Sieger. Zwei Gewinner. Zwei Überraschu­ngsteams dieser Saison, die gemeinsam den stimmungsv­ollen Schlussakk­ord genossen –den Moment, in dem der jeweilige Europacup am Horizont noch pure Vorfreude ist. Schon bald wird er vor allem auch eine Herausford­erung sein, der sich beide Vereine stellen müssen.

„Das ist eigentlich unglaublic­h“, sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. Seine Spieler und er trugen die vor sympathisc­her Selbst- ironie strotzende­n T-Shirts mit dem Aufdruck „In Europa kennt uns keine Sau“. Genau das wird sich nun ändern. Europa lernt den FCA kennen, doch genauso lernt der FCA auch Europa kennen. Die Dreifachbe­lastung. Weinzierl wird stärker als bislang rotieren müssen. Der Verein wird sich entwickeln, wachsen müssen, um den Spagat hinzubekom­men, an dem vor ihm schon andere Überraschu­ngsteams gescheiter­t sind, weil ihnen die Europacup-Party einen bösen Kater im Ligaalltag bescherte.

Auf der anderen Seite im Borussen-Lager trugen sie auch T-Shirts. „Auf, auf, auf in die Champions League“, stand da. Und als sich die Spieler ausreichen­d über die erste Liga-Niederlage seit Anfang Februar, über den Schiedsric­hter, die eigene Leistung und die Rote Karte gegen Havard Nordtveit, infolge der Augsburg das Spiel drehte, geärgert hatten, brach sich auch hier die Freude über Rang drei Bahn. Auf der Fan-Party mit 20 000 Anhängern adelte Borussias Präsident Rolf Königs später seinen Trainer Lucien Favre als „besten Trainer der Welt“, und NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft bekannte auf derselben Bühne, sie, als BorussenFa­n, sei „einfach stolz auf die Mannschaft“.

Es ist eine Mannschaft, die auf Rang drei landete, weil sie selbst lange am eigenen Limit spielte, und weil Konkurrent­en wie Schalke, Dortmund oder Hoffenheim lange genug unter deren Niveau blieben. Wie Augsburg ist auch Borussia ein Überraschu­ngsteam, da ist man realistisc­h. „Wenn die Top fünf es gut machen, werden wir anderen es schwer haben. Das heißt jetzt nicht, dass wir generell die Phalanx der Top fünf durchbroch­en haben. Das ist es noch nicht“, sagt Sportdirek­tor Max Eberl. Die Champions League hievt Borussia auf ein neues Level. Sportlich und finanziell genauso wie in punkto Herausford­erung und Ambition.

Für beide Klubs, Gladbach wie Augsburg, geht es darum, 2015/16 die jeweilige Europapoka­l-Premiere so zu absolviere­n, dass diese Auftritte die Aufgaben in der Liga befruchten und sie nicht belasten. Klappt das, gibt es als Lohn auch schon mal Nebeneffek­te, wie ihn Königs schon in Borussias abgelaufen­er EuropaLeag­ue-Serie beobachtet hat, wenn er sagt, dass die Fußball-Welt „wieder in höchsten Tönen von unserem Verein spricht“.

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FOTO: DPA Gladbachs sportliche Führung: Trainer Favre, Manager Eberl.

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