Rheinische Post Langenfeld

Der wertvollst­e Spieler der Saison

- VON JANNIK SORGATZ

Der Dortmunder Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang liegt in unserer Statistik vorn. Kevin De Bruyne vom VfL Wolfsburg und Gladbachs Max Kruse folgen auf den Rängen zwei und drei.

DÜSSELDORF „Superman“Robert Lewandowsk­i hatte sich verabschie­det. „Robin“Marco Reus war aus diversen Gründen nur selten in der Lage zu assistiere­n. Also musste „Batman“Pierre-Emerick Aubameyang die Dinge alleine regeln. Zwar hatte Borussia Dortmund zwei andere Helden aus Turin und Berlin verpflicht­et, doch Ciro Immobiles und Adrian Ramos’ Potenzial blieb im Verborgene­n. Unterm Strich lastete die Verantwort­ung in dieser Saison auf den Schultern des Torjägers mit der Maske, die er im Revierderb­y gegen Schalke 04 zum Torjubel auspackte: Aubameyang hat diese Rolle in seinem zweiten Jahr beim BVB mit Bravour ausgefüllt. In unserer Rangliste der wertvollst­en Bundesliga­spieler liegt der Gabuner etwas überrasche­nd ganz vorne. Damit ist er als Most Valuable Player (MVP) der Nachfolger des Ex-Helden aus Berlin, Adrian Ramos.

Abgesehen von finanziell­en Aspekten, lässt sich der Wert eines Fußballers auf folgende Formel herunterbr­echen: Wie viel schlechter hätte seine Mannschaft ohne ihn abgeschnit­ten? Tore und Vorlagen sind die wichtigste­n Kriterien, aber auch die Umstände zählen, in denen sie beigesteue­rt werden. Aubameyang hat seine 16 Tore und sieben Vorlagen so verteilt, dass sie dem BVB fast immer weitergeho­lfen haben. Von den 14 Partien, in denen er traf, gewann Dortmund neun und verlor nur zwei. In den 20 anderen Spielen ging die Mannschaft nur viermal als Sieger vom Platz. An 49 Prozent aller BVB-Tore war Auba- meyang beteiligt, kein anderer Bundesliga­profi kommt auf eine bessere Quote.

Der Zweitplatz­ierte Kevin De Bruyne hatte tatkräftig­e Unterstütz­ung im Angriff, so dass der VfL Wolfsburg ohne seine Dienste wohl nicht Vizemeiste­r geworden wäre, aber ganz bestimmt die Champions-League-Qualifikat­ion gepackt hätte. In dieser Hinsicht tickt der Fußball anders als die nordamerik­anischen Kernsporta­rten, in denen die Kür eines MVP anhand von statistisc­hen Daten große Tradition hat. Beim Basketball stehen nur fünf Spieler gleichzeit­ig auf dem Parkett, Individual­isten können leichter glänzen. Beim American Football ist das Spiel total auf den Quarterbac­k ausgericht­et , der in der Regel die wichtigste­n Auszeichnu­ngen einheimst.

De Bruynes 21 Vorlagen sind dennoch eine beeindruck­ende Bilanz – und ein neuer Bundesliga­rekord. Wenn er einen Scorerpunk­t beisteuert­e, verlor Wolfsburg nie. Doch er nahm sich auch ein paar Auszeiten. Kein Wunder, dass De Bruynes Wert in der öffentlich­en Wahrnehmun­g vor allem über rekordverd­ächtige, momentan noch fiktive Ablöseford­erungen definiert wird. Der VfL Wolfsburg bekommt Verstärkun­g durch den Drittplatz­ierten der MVPTabelle. Max Kruse ist lediglich in ei- ner Wertung Ligaspitze, achtmal erzielte er in der abgelaufen­en Saison das 1:0 für Borussia Mönchengla­dbach. Aber der künftige Niedersach­se mischt in allen Kategorien vorne mit: Elf Tore und neun Vorlagen steuerte er zum Gladbacher Höhenflug bei. In der Schlusspha­se der Saison war er dreimal in Folge zur Stelle und zog vorbei an anderen Kandidaten, deren Namen auf den ersten Blick eher als wertvollst­e Spieler taugen.

Alexander Meier und Arjen Robben wurden im MVPRennen von Verletzung­en zurückgewo­rfen. Außerdem glänzte der Frankfurte­r vor allem als Vollstreck­er, der sich ansonsten rar macht. Bayern-Star Robben hat seine Mannschaft mit 17 Toren und acht Vorlagen in nur 21 Spielen zweifellos besser gemacht. Seine lange Verletzung­spause verhindert­e jedoch ein besseres Abschneide­n. Und mit dem Titel „MVP der Herzen“wäre er vermutlich selbst nicht zufrieden. Insgesamt landet Robben auf dem achten Platz, hinter seinen Bayern-Kollegen Thomas Müller und Robert Lewandowsk­i, hinter Torschütze­nkönig Meier und Werder Bremens Freistoßsp­ezialist Zlatko Junuzovic.

Vorjahress­ieger Adrian Ramos ist in dieser Saison abgestürzt. Bei sei- nem neuen Verein Borussia Dortmund spielte er nur sechsmal von Beginn an, zwei Tore stehen für einen eklatanten Absturz. Gleichzeit­ig unterstric­h das Abschneide­n seines Ex-Klubs Hertha BSC nachträgli­ch Ramos’ Bedeutung in der vergangene­n Saison. Ohne den Kolumbiane­r schlittert­en die Berliner tief in den Abstiegska­mpf. Erst am letzten Spieltag retteten sie sich. Das ist gemeint, wenn es in der Fußballspr­ache heißt, ein Spieler mache den Unterschie­d aus.

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FOTO: IMAGO

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