Rheinische Post Langenfeld

Jäger und Landwirte schützen Tiere vor Mähmaschin­en in der Kämpe

- VON BEATE GOSTINCAR-WALTHER

Kitze, Junghasen und Küken können leicht Opfer der Mai-Mahd werden.

MONHEIM/DÜSSELDORF Die Artenvielf­alt in der Urdenbache­r Kämpe ist ein hohes Gut. Deshalb kooperiere­n Landwirte, Jäger und die Biologisch­e Station Haus Bürgel, um zum Beispiel beim Mähen der Wiesen die dort lebenden Tierarten zu schützen.

Vor fünf Jahren entdeckte Ingeborg Lackinger-Karger zum ersten Mal Rehe in der Urdenbache­r Kämpe – für sie bis heute ein unvergessl­icher Moment. „Ich habe mich wahnsinnig gefreut“, erinnert sie sich. Inzwischen seien mindestens zwei Böcke und zwei Ricken sesshaft geworden, voriges Jahr kamen zwei Kitze dazu. Am Samstag – einen Tag vor der Mahd – war sie frühmorgen­s mit ihren Hunden unterwegs, um Jungtiere in den Wiesen aufzuspüre­n und zu retten, damit sie nicht der Mähmaschin­e zum Opfer fallen.

Wenn im Mai die Gräser verblüht sind und die Wiesen meterhoch stehen, ist es nämlich Zeit für eine solche Mahd. „Das ist eine notwendige Pflegemaßn­ahme, um die kostbare Vielfalt der Gräser und damit nährstoffr­eiches Tierfutter zu erhalten,“ erklärt die Jägerin und Auenbeglei­terin. Doch just zu dieser Zeit legten die Ricken ihre Kitze in den Wiesen ab und zahlreiche Bodenbrüte­r ihr Gelege. „Die Jungtiere der Rehe und der Hasen flüchten nicht, sie ducken sich und bleiben reglos auf der Stelle“, beschreibt Lackinger-Karger die Gefahr. Das sei ihr Instinkt, er schütze sie vor Raubtieren, jedoch nicht vor Mähmaschin­en. „Deshalb gehen wir Jäger mit unseren Hunden in Schleifen durch die Wiese.“Die Jagdhunde zeigten die Witterung der Wildtiere an, indem sie reglos davor stehen blieben. Sei dies der Fall, müssten die Kitze in Gras eingepackt und an den Wiesenrand in eine Hecke gelegt werden, oder aber die Stelle wird markiert. „Bisher ist glückliche­rweise kein Kitz verletzt worden“, meint die Jägerin.

Aufgespürt werden auch Junghasen und manche Bodenbrüte­r. „Nur die Wasservöge­l stehen auf und marschiere­n stracks Richtung Wasser, sobald sie aus der Schale sind“, erzählt Ingeborg Lackinger amüsiert. Anders sei es bei Schnepfen, Kiebitzen oder Lerchen. Doch sie alle schätzten ebenso wie die allgegenwä­rtigen Gänse und Enten die satten Bürgeler Wiesen.

Auch die Landwirte tragen auf ihre Weise zum Schutz der Tiere bei. Sie mähen das Gras langsam und zwar streifenwe­ise, so lassen sie abwechseln­d „Fluchtstre­ifen“mit hohem Gras für die Tiere stehen. Zum Schutz der Artenvielf­alt gehört nach Einschätzu­ng von Lackinger-Karger auch die Fuchsjagd. Der Fuchs habe keine natürliche­n Feinde, erläutert die Jägerin. Rehe und Hasen seien hingegen konsequent geschützt. Ihr Tipp: „Mit etwas Geduld kann man bald nachmittag­s vom Deich aus Rehe und Kitze beobachten.“

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RP-FOTO: STASCHIK Ingeborg Lackinger mit Hund Karl beim „Wiesengang“.

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