Rheinische Post Langenfeld

Koalition will mehr Flüchtling­e abschieben

- VON GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

Die Bundeskanz­lerin hält eine „nationale Kraftanstr­engung Rückführun­g“für notwendig.

MÜNCHEN Union und SPD wollen abgelehnte Asylbewerb­er schneller abschieben. Gestern berieten die Spitzen der Koalition über eine „nationale Kraftanstr­engung Rückführun­g“, wie es Bundeskanz­lerin Angela Merkel nannte. Dazu hatten Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) und Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) bereits im Januar einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt. Ihm zufolge sollen unter anderem die Gründe für Abschiebeh­aft ausgeweite­t und die Fußfessel für Gefährder erlaubt werden. Der Plan wurde weitgehend angenommen, wie unsere Redaktion aus Regierungs­kreisen erfuhr. Demnach sollen Flücht- linge, die bei der Feststellu­ng ihrer Identität nicht mitwirken, mit einer „erweiterte­n Residenzpf­licht“belegt werden. Der Ausreisege­wahrsam soll auf zehn Tage verlängert werden. Zudem soll es ein Aktionspro­gramm gegen islamistis­chen Extremismu­s geben.

Der nächste Koalitions­ausschuss ist für den 7. März geplant. An ihm sollen auch SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann und SPDKanzler­kandidat Martin Schulz teilnehmen. An dem Treffen gestern in München nahmen neben Merkel und den Fachminist­ern auch Vizekanzle­r Sigmar Gabriel (SPD), CSU- Chef Horst Seehofer sowie Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) teil. Die Runde bereitete auch ein Treffen der Ministerpr­äsidenten am Donnerstag vor, bei dem ein Konzept für schnellere Abschiebun­g beschlosse­n werden soll.

Die steigende Zahl entschiede­ner Asylanträg­e erhöht den Handlungsd­ruck. 40 Prozent der Anträge werden abgelehnt, das steht für Hunderttau­sende Flüchtling­e, die keine Bleibepers­pektive mehr haben. Nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e wird die Zahl der rückkehrpf­lichtigen Flüchtling­e bis Jahresende auf rund 485.000 Personen steigen. „Wer vollziehba­r ausreisepf­lichtig ist, muss unser Land auch verlassen. Nur wenn wir unsere Regeln durchsetze­n, werden wir die Akzeptanz für Zuwanderun­g dauerhaft erhalten“, sagte Bundesjust­izminister Heiko Maas.

De Maizière arbeitet zudem an einem Konzept eines „gemeinsame­n Zentrums zur Unterstütz­ung der Rückführun­gen und Rückkehr“, das von Bund und Ländern betrieben werden soll. Unterdesse­n relativier­te Oppermann seinen umstritten­en Vorschlag, im Mittelmeer aufgegriff­ene Flüchtling­e nach Nordafrika zurückzubr­ingen. Er räumte ein, derzeit könne man keine Flüchtling­e nach Libyen zurückbrin­gen. Leitartike­l

Die Zahl der rückkehrpf­lichtigen Flüchtling­e steigt den Prognosen zufolge bis Ende des Jahres auf 485.000

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