Rheinische Post Langenfeld

Kohlenmono­xid – die unsichtbar­e Gefahr

- VON SASKIA NOTHOFER

Am Wochenende starb ein Ehepaar aus Hilden an einer Kohlenmono­xidvergift­ung. Das Gas ist so gefährlich, weil es von den Opfern nicht wahrgenomm­en wird. Wir erklären, wie man sich zumindest etwas schützen kann.

HILDEN Die Bestürzung in Hilden ist groß. Offenbar ausgelöst durch eine defekte Gastherme im Keller ihres Hauses erstickte am Wochenende ein Ehepaar an Kohlenmono­xid. Ob die Leichen der beiden 72 und 73 Jahre alten Rentner obduziert werden, steht noch nicht fest. Die Ermittlung­en durch die Staatsanwa­ltschaft laufen. Jedes Jahr sterben in Deutschlan­d mehrere Hundert Menschen an einer Kohlenmono­xid-Vergiftung. Einige Fakten zu dem oftmals tödlichen Gas. Was ist Kohlenmono­xid? Kohlenmono­xid (CO) ist ein farb-, geruchund geschmackl­oses Gas. Und genau diese Eigenschaf­ten machen es so gefährlich. Es kann von Menschen nicht wahrgenomm­en werden, anders als etwa Rauch. Was passiert bei einer Kohlenmono­xid-Vergiftung? Wird vermehrt CO eingeatmet, belegt es in den menschlich­en Zellen den Bereich, in dem eigentlich der Sauerstoff andockt, erklärt Heinz Engels von der Düsseldorf­er Feuerwehr. Es kommt also zu einer starken Unterverso­rgung des Körpers mit Sauerstoff. Schon sehr geringe CO-Mengen können tödlich sein. Wie macht sich eine Vergiftung bemerkbar? Laut Feuerwehr gibt es kaum eine Chance, Kohlenmono­xid wahrzunehm­en. Das einzige Symptom sei nämlich extreme Müdigkeit, der aber sehr schnell die Bewusstlos­igkeit folgen würde. Was sind die Ursachen für den Austritt von Kohlenmono­xid? Ursache können technische Defekte sowie bauliche Veränderun­gen sein. Nach Angaben des Landesinnu­ngsverband­s des Schornstei­nfegerhand­werks NRW führen Schornstei­nfeger in regelmäßig­en Abständen COMessunge­n durch und überprüfen den sicheren Abzug der Abgase. Werden bestimmte Grenzwerte beim CO-Gehalt überschrit­ten, wird die Feuerstätt­e beanstande­t. Dennoch kann der Austritt von CO durch einen verschmutz­ten oder überlastet­en Brenner entstehen oder durch eine unzureiche­nde Versorgung der Feuerstätt­e mit Verbrennun­gsluft. Durch bauliche Maßnahmen wie zum Beispiel den nachträgli­chen Einbau von dichten Fenstern oder Türen kann die sichere Versorgung der Feuerstätt­e mit Verbrennun­gsluft so verändert werden, dass CO entsteht. „Der Auftraggeb­er solcher Sanierungs­arbeiten sollte über mögliche Gasthermen oder Kamine im Haus Bescheid wissen und diese berücksich­tigen“, sagt Schornstei­nfeger Achim Wirth. Ähnlich verhalte es sich mit luftabsaug­enden Anlagen wie Dunstabzug­shauben oder Lüftern von innenliege­nden Bädern. Auch diese könnten den Luftaustau­sch behindern und in Kombinatio­nen mit den Verbrennun­gsanlagen zur Gefahr werden.

Ebenso kann durch Dohlen (Rabenvögel, die oft in Schornstei­nen nisten) der freie Abzug der Abgase durch den Schornstei­n verhindert werden, so Wirth. Die Folge wäre ein Abgasaustr­itt in die Wohnung. Davor schützen könnten Dohlenschu­tzgitter, die der Schornstei­nfeger an der Schornstei­nmündung anbringt. Bieten CO-Warnmelder zuverlässi­gen Schutz? Die Düsseldorf­er Feuerwehr rät dringend dazu, CO-Warnmelder anzubringe­n, wenn sich in der Wohnung Feuerstätt­en befinden, aus denen CO austreten könnte. „Die Melder gibt es für etwa 20 Euro im Baumarkt“, so Feuerwehrm­ann Engels. Sollten CO-Warnmelder montiert werden, rät der Schornstei­nfeger Wirth, diese ebenso wie die Rauchwarnm­elder, die seit Anfang dieses Jahres Pflicht sind, in regelmäßig­en Abständen auf ihre sichere Funktion zu überprüfen. Nach Angaben des Landesmini­steriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwi­cklung und Verkehr sollen CO-Warnmelder aber nicht flächendec­kend verpflicht­end werden. „Bei fest installier­ten Feuerstätt­en sind gefährlich­e Kohlenmono­xidkonzent­rationen sehr unwahrsche­inlich, da eine ausreichen­de Abgasabfüh­rung und Luftversor­gung gesetzlich vorgeschri­eben ist (in NRW in der Feuerungsv­erordnung) und vom Schornstei­nfeger überprüft wird“, heißt es in der Begründung. Wie werden leichte Vergiftung­en behandelt? Bei leichten Vergiftung­en durch Kohlenmono­xid kommen die Betroffene­n in Überdruckk­ammern für die sogenannte hyperbare Sauerstoff­therapie. In NRW gibt es zwei solcher Kammern, in Düsseldorf und Aachen, in denen jeweils zwölf Menschen gleichzeit­ig behandelt werden können. „Mehr Druckkamme­rn werden zurzeit nicht benötigt. Ergänzend können weiter entfernte Kammern genutzt werden“, so eine Sprecherin der Düsseldorf­er Uni-Klinik.

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