Debatte um Jungen in Damenduschen
In Krefeld hatte es in einem Schwimmbad Beschwerden gegeben.
KREFELD Einige Frauen sollen sich im Badezentrum Bockum in Krefeld darüber beschwert haben, dass die Damenduschen von Müttern mit ihren kleinen Söhnen genutzt werden. Das Badpersonal berichtet davon, dass es vor allem älteren Damen unangenehm sei. Denn dort sei auch die eine oder andere kindliche Bemerkung über Äußerlichkeiten gefallen. Angeblich reagiere das Personal inzwischen darauf und halte Mütter von Vorschulkindern an, ihre drei- bis sechsjährigen Jungen lieber in die Männerdusche gehen zu lassen. Die Mütter lehnen das aber meist ab. Die Stadt Krefeld erklärte gestern, es gebe keine Anweisung an das Personal, Mütter mit Kindern vom Besuch in der Damendusche abzuhalten.
Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen in Essen zeigt sich von der Debatte in Krefeld überrascht. Es sei in fast allen Bädern normale Praxis, dass Kinder bis zu einem Alter von etwa fünf oder sechs Jahren bei ihren Eltern mitduschen, erklärte Sprecher Joachim Heuser. „Wenn ich mit einem kleinen Kind ins Schwimmbad gehe, muss ich mei- ner Aufsichtspflicht nachkommen, und das bedeutet, dass ich es nicht eine Sekunde aus den Augen lassen kann.“Die Gefahr sei groß, dass ein Kind nach der Dusche allein zum Becken läuft, „und das muss in jedem Fall vermieden werden“. Das Schamgefühl anderer Besucher sei nur bedingt nachvollziehbar. „Es handelt sich ja in aller Regel um Kinder, die von der Pubertät weit entfernt sind.“
In Düsseldorf habe es solche Beschwerden noch nicht gegeben, sagt die Sprecherin der Düsseldorfer Bädergesellschaft, Lena Eich. Es sei „ganz natürlich“, dass Kleinkinder mit einem Elternteil in die Dusche gingen. „Meistens ändert sich das im Alter von fünf, sechs Jahren, wenn Kinder die Schwimmkurse besuchen“– dann wollten sie häufig gerne alleine zurechtkommen.
In Krefeld komme es nur ganz selten zu Beschwerden, betonte der Sachgebietsleiter Bäder, Hans-Dieter Porten. Es gebe ein „Agreement“aller Badegäste darüber, dass Eltern ihre Kinder mitnehmen dürfen – „das funktioniert reibungslos, und es würde bei einem Durchlauf von bis zu 8000 Menschen am Tag gar nicht anders gehen“, betont Porten. „Und die Menschen haben Verständnis dafür.“Der Betrieb würde „kollabieren“, wenn das Personal eine saubere Trennung versuchen würde.
Falls es zu Beschwerden komme, sind in den Betrieben der NEW in Viersen, Mönchengladbach und Tönisvorst die Schwimmmeister dazu angehalten, das Problem im Gespräch zu klären. Es komme dort auch vor, dass ältere Kinder mitgenommen würden, wenn sie noch Hilfe benötigten. Sprecherin Daniela Veugelers: „Wenn eine Frau einen Sohn hat, der älter als fünf ist, aber noch unsicher, dann darf der auch in die entsprechende Dusche mitgehen. Dafür starre Regeln aufzustellen, wäre falsch.“