Rheinische Post Langenfeld

Mehr zivile Opfer in Afghanista­n

- VON CHRISTINE-FELICE RÖHRS

Die UN schlagen Alarm: Kinder geraten zunehmend zwischen die Fronten.

KABUL (dpa) Die Zahl der in Afghanista­n getöteten und verletzten Kinder ist dramatisch gestiegen. 3512 Kinder seien 2016 dem neu aufgeflamm­ten Krieg zwischen radikalisl­amischen Taliban und afghanisch­er Regierung zum Opfer gefallen, heißt es in dem am Montag veröffentl­ichten Jahresberi­cht der UN zu zivilen Opfern. Das sind 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast jedes dritte Opfer sei nun ein Kind.

Die UN machen dafür vor allem die Zunahme von Gefechten in dicht besiedelte­n Gebieten mit vielen Familien verantwort­lich. Erheblich mehr Kinder seien deshalb auch durch explosive Überbleibs­el von Kämpfen wie nicht detonierte Muni- tion zu Schaden gekommen (plus 65 Prozent). Außerdem sei die Zahl der Kinderopfe­r durch die vor allem von Taliban gelegten improvisie­rten Sprengsätz­e um vier Prozent gestiegen. Und internatio­nale und afghanisch­e Luftschläg­e hätten mehr als doppelt so viele Kinder getötet oder verletzt wie im Vorjahr (200 Kinder).

Auch die Gesamtzahl der getöteten oder verletzten Zivilisten hat einen neuen Höchststan­d erreicht. Insgesamt sind laut UN-Bericht im vergangene­n Jahr 11.418 Unbeteilig­te getötet oder verletzt worden – ein Anstieg von drei Prozent gegenüber 2015. Die Zahl der Verletzten sei um sechs Prozent gestiegen (auf 7920 Menschen). Den größten Anstieg von Opfern (plus 34 Prozent) verzeichne Zentralafg­hanistan, vor allem wegen vieler Selbstmord­anschläge in der Hauptstadt Kabul. Die UN machen die Taliban und andere Rebellen- oder Terroriste­ngruppen – wie die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) – für 61 Prozent aller zivilen Opfer verantwort­lich. Dabei habe der IS fast zehnmal so viele Zivilisten getötet oder verletzt (899) wie noch 2015.

Mehrere von SPD und Grünen regierte Bundesländ­er wollen abgelehnte Asylbewerb­er nun nur noch in Einzelfäll­en nach Afghanista­n abschieben, hieß es in einem Medienberi­cht. Dazu zählten RheinlandP­falz, Berlin, Bremen, Niedersach­sen und Schleswig-Holstein. Beschlüsse über einen Abschiebes­topp gibt es informiert­en Kreisen zufolge aber nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany