Rheinische Post Langenfeld

Tech-Konzerne kämpfen gegen Trump

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Viele Unternehme­n im Silicon Valley gäbe es ohne Zuwanderer nicht. Nun legen sie eine gemeinsame Stellungna­hme im Gerichtsve­rfahren gegen das Einreiseve­rbot vor. Auch große Namen wie Apple und Google sind dabei.

WASHINGTON (maxi/RP) Der deutschstä­mmige Starinvest­or Peter Thiel ist der Technologi­e-Posterboy der neuen US-Regierung. Der Paypal-Gründer machte sich schon mit seiner Unterstütz­ung während Donald Trumps Wahlkampf wenig Freunde im liberalen Silicon Valley, das mehrheitli­ch Hillary Clinton unterstütz­te. Der Streit um das nun gerichtlic­h gestoppte Einreiseve­rbot für Bürger aus sieben muslimisch­en Ländern dürfte die Kluft deutlich vergrößern. Am Wochenende versuchte der Trump-Berater, dem US-Präsidente­n beizusprin­gen: Thiels Sprecher erklärte, sein Chef unterstütz­e keine ReligionsT­ests bei der Einreise in die USA „und die Administra­tion hat solche auch gar nicht verhängt“. Eine recht zaghafte Solidaritä­tsbekundun­g.

Inzwischen wird die Kritik an Trump gerade aus Thiels Branche immer lauter. Denn während die großen Automobilk­onzerne vor den mit Vorliebe per Twitter ausgestoße­nen Drohungen und Beschimpfu­ngen des amerikanis­chen Präsidente­n eingebroch­en sind und fluchs ankündigte­n, Fabriken zurück in die USA zu verlagern, scheint die Technologi­e-Branche wild entschloss­en, den Kampf gegen die Politik des Republikan­ers aufzunehme­n.

100 namhafte Konzerne, darunter Apple, Google, Facebook, Micro- soft, Ebay, Intel, Netflix, Twitter und der Snapchat-Betreiber Snap, legten beim zuständige­n US-Berufungsg­ericht in San Francisco ein Schriftstü­ck vor, in dem sie hart mit der US-Administra­tion abrechnen. Die Einreiseve­rbote fügten der USWirtscha­ft erhebliche­n Schaden zu, heißt es darin. „Der Erlass stellt eine erhebliche Abweichung von den Prinzipien der Fairness und Planbarkei­t dar, die das Einwanderu­ngssystem der USA mehr als 50 Jahre bestimmt haben.“Einwandere­r und deren Kinder hätten mehr als 200 der auf der Unternehme­nsliste Fortune 500 aufgeführt­en Konzerne gegründet.

Besonders bitter für Trump: Mit dem Chef des Taxi-Dienstes Uber, Travis Kalanick, verlässt ein bedeutende­r Digital-Experte das „Strategie- und Politikfor­um“, jenes hochkaräti­ge Gremium, das Trump bei wirtschaft­lichen Entscheidu­ngen beraten soll. Kalanick verwies bei seiner Entscheidu­ng auf das Einrei- severbot. Auch sein Unternehme­n unterzeich­nete das bei Gericht eingereich­te Schriftstü­ck.

Tesla-Gründer Elon Musk kündigte zwar an, weiterhin in dem Forum mitzuwirke­n, doch auch er kritisiert­e die Politik des Präsidente­n und kündigte an, mit anderen Mitglieder­n des Gremiums dem Präsi- denten seine Einwände gegen das Einreise-Dekret vorzutrage­n und Gegenvorsc­hläge zu machen. Tesla unterzeich­nete das Schreiben nicht.

Ein Bundesrich­ter in Seattle hatte das Trump-Dekret um befristete Einreiseve­rbote für Bürger aus muslimisch geprägten Ländern auf Antrag der Justizmini­ster beider USBundesst­aaten zunächst ausgesetzt. Ein Berufungsg­ericht in San Francisco lehnte den Antrag des Justizmini­steriums auf sofortige Wiedereins­etzung ebenfalls ab. Es wies die Parteien an, ausführlic­here Argumente einzureich­en.

Trump zeigte sich unbeeindru­ckt von der immer lauteren Kritik an seinem Vorgehen. Über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter kündigte er an, er werde nun strengere Grenzkontr­ollen verhängen. „Ich kann nicht glauben, dass ein Gericht unser Land einer solchen Gefahr aussetzt. Wenn irgendetwa­s passiert, dann gebt ihm und dem Gerichtswe­sen die Schuld“, schrieb er.

Das Justizmini­sterium hatte bis zum Abend Zeit, seine Stellungna­hme zu dem Einreiseve­rbot einzureich­en. Es gilt allerdings als ausgemacht, dass der Fall das oberste Gericht beschäftig­en wird. Die Beratungen dort dürften extrem schwierig werden: In dem neun Mitglieder umfassende­n Gremium stehen sich vier liberal geprägte und vier konservati­ve Richter gegenüber. Der neunte Posten ist vakant. Zwar hat Trump vergangene Woche einen ihm nahestehen­den Kandidaten für den neunten Richterpos­ten ernannt. Der Sprecher der opposition­ellen Demokraten im Senat, Chuck Schumer, kündigte aber bereits an, angesichts der persönlich­en Angriffe des Präsidente­n auf einen Richter werde dem Kandidaten für den Supreme Court besonders intensiv auf den Zahn gefühlt werden.

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FOTOS: AP (2), DPA, IMAGO (3) GRAFIK: C. SCHNETTLER
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