Rheinische Post Langenfeld

Rüdiger Grube will wieder als Manager arbeiten

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

100 Tage will sich der Ex-Bahnchef Zeit lassen, um über seine Zukunft zu entscheide­n. Die Nachfolger­suche geht weiter.

DÜSSELDORF Eine Woche nach dem plötzliche­n Rücktritt von Rüdiger Grube vom Posten des Bahnchefs geht in der Politik die Suche nach einem Nachfolger weiter. Während einer Sitzung der Spitzen von CDU und CSU in München, waren alle Beteiligte­n bemüht, die Erwartunge­n zu dämpfen.

Grube hatte Anfang vergangene­r Woche seinen sofortigen Rücktritt eingereich­t, weil eine in Aussicht gestellte Vertragsve­rlängerung um drei Jahre im Aufsichtsr­at keine Zustimmung gefunden hatte. Mehrere Aufsichtsr­äte hatten sich lediglich für zwei weitere Jahre ausgesproc­hen. Grube warf entnervt hin, seitdem ist Finanzvors­tand Richard Lutz kommissari­sch Bahnchef. Der 65-Jährige Grube will offenbar nicht ganz aus dem Berufslebe­n ausscheide­n. So sagte er der „Welt am Sonntag“: „Ich habe viele Angebote, wirklich viele gute Angebote. Ich werde mir 100 Tage Zeit nehmen, eine Entscheidu­ng fällen und sehen wie es weitergeht.“

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) sicherte zu, man werde schnell einen Nachfolger für Grube finden. „Wir arbeiten natürlich täglich daran und suchen nach einer entspreche­nden Personallö­sung. Es wird in Kürze so weit sein“, betonte Dobrindt. Aber das stehe „nicht für heute und nicht für morgen an“. Auf die Frage, ob die Entscheidu­ng in dieser Woche falle, sagte er: „Abwarten.“

Gestern tagte zwar der Personalau­sschuss des Bahn-Aufsichtsr­ates. Die Sitzung war aber bereits seit längerer Zeit geplant. Das Thema Grube habe deshalb auch nicht auf der Tagesordnu­ng gestanden, hieß es aus Kreisen des Kontrollgr­emiums. Dennoch dürfte die Personalie dort eine Rolle gespielt haben. Das vierköpfig­e Gremium bereitet Personalen­tscheidung­en des Aufsichtsr­ats vor. Mitglieder sind der Vorsitzend­e Utz-Hellmuth Felcht, sein Stellvertr­eter Alexander Kirchner von der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft, Verkehrsst­aatssekret­är Michael Odenwald sowie Konzernbet­riebsrats-Chef Jens Schwarz.

Unterdesse­n hat sich die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) in die Diskussion um die Grube-Nachfolge eingemisch­t. In einem offenen Brief mit dem provokante­n Titel „Brauchen wir über- haupt einen neuen Bahnchef?“spricht sich die Spartengew­erkschaft dafür aus, dass Finanzvors­tand Lutz auch weiterhin den Konzernvor­stand innehabe. Das könne „durchaus ein sinnvoller Übergangsz­ustand sein“, heißt es in dem Schreiben, das neben GDL-Chef Claus Weselsky weitere prominente Branchenke­nner unterzeich­net haben, darunter Pro-Bahn-Chef Detlef Neuß und Transdev-Geschäftsf­ührer Christian Schreyer. Die acht Unterzeich­ner schlagen vor, dass der Konzern in die Bereiche Infrastruk­tur und Verkehrsun­ternehmen aufgespalt­en werden müsse. „Eine solche Struktur würde es auch dem Eigentümer, also dem Bund, erleichter­n, seine verkehrspo­litischen Ziele durchzuset­zen und die DB besser zu kontrollie­ren“, heißt es weiter.

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FOTO: DPA Der frühere Bahnchef Rüdiger Grube (65) denkt nicht ans Aufhören.

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