Rheinische Post Langenfeld

Metro-Aktionäre stimmen für Aufspaltun­g

- VON GEORG WINTERS

Die Hauptversa­mmlung des Handelskon­zerns stellt die Weichen für die Zukunft. Gleichzeit­ig gibt es Zweifel an der Wachstumss­tory.

DÜSSELDORF Viel Spaß gemacht hat die Metro-Aktie ihren Eigentümer­n in den vergangene­n fünf Jahren nicht. Sechs Prozent Kursanstie­g seit dem Amtsantrit­t von Konzernche­f Olaf Koch sind weniger, als man auf einem Festgeldko­nto an Rendite erzielt hatte. Das bescheiden­e Ausmaß an Wertsteige­rung war stets auch der Tatsache zu verdanken, dass die Metro bei Strategie und Sanierung nicht recht vom Fleck kam. Und vielleicht wussten auch potenziell­e Investoren nicht, was sie mit dem Konglomera­t aus Groß-, Lebensmitt­el- und Elektronik­fachhandel anfangen sollten.

Aber damit ist fortan Schluss. Die Aufspaltun­g, der die Metro-Aktionäre bei der gut elfstündig­en Hauptversa­mmlung mit 99,95 Prozent des vertretene­n stimmberec­htigten Grundkapit­als zustimmten, lässt zwei Teile entstehen, die beide als Mitglieder des M-Dax eine erfolgreic­here Zukunft haben sollen als das aktuelle Gebilde:

Die Metro wird demnach aufgespalt­en in

– das Großhandel­s- und das Lebensmitt­elgeschäft, das abgespalte­n wird, aber künftig wie die bisherige Gesellscha­ft Metro heißen soll

– und den Elektronik­fachhandel, der unter dem Namen Ceconomy firmieren und zunächst vor allem die Media-Saturn-Holding beinhalten wird.

Die neue Metro, die nach aktuellen Zahlen auf einen Umsatz von etwa 37 Milliarden Euro kommt, umfasst zudem das Immobilien­vermögen von mehr als fünf Milliarden Euro. Aktionäre: 90 Prozent des Kapitals entfallen im Verhältnis der bisherigen Metro-Beteiligun­g auf die Alt-Anteilseig­ner. Die restlichen zehn Prozent soll ceconomy halten. Dafür übernimmt der Elektronik­fachhändle­r unter anderem Pensionsve­rpflichtun­gen in Höhe von etwa 800 Millionen Euro. Ceconomy kommt auf rund 22 Milliarden Euro Umsatz.

Die Gesamtkost­en der Aufspaltun­g sollen etwa 100 Millionen Euro betragen. Viel Geld für eine Teilung, deren Wachstumss­tory angesichts der aktuellen Zahlen vielen nicht einleuchte­t. Auch gestern haben Aktionäre und Aktionärsv­ertreter auf die aktuelle Wachstumss­chwäche im deutschen Großhandel hinge- wiesen und auf die großen Probleme bei Real. Umsatzwach­stum, weiterhin rote Zahlen und ein Wachstumsk­onzept mit Neueinstel­lungen, das nur funktionie­ren kann, wenn gleichzeit­ig der Personalko­stennachte­il von bis zu 30 Prozent ge- genüber der Konkurrenz aufgeholt werden kann – das klingt für viele nicht so wie der große Wurf beim großen Sorgenkind der MetroGrupp­e. Aber ernsthafte Verkaufsve­rhandlunge­n gebe es derzeit nicht, sagt Metro-Chef Olaf Koch und beteuert: „Wir glauben an die Zukunft von Real.“

Wie an den Erfolg der Teilung. Von einer „vollkommen neuen Episode“sprach der Vorstandsv­orsitzende, von Wachstum, von mehr Kundenorie­ntierung und mehr Erfolg. Die Börse hat auch dies gestern nicht überzeugt: Die Metro-Aktie verlor etwa ein halbes Prozent. Aktueller Börsenwert der Metro: gut zehn Milliarden Euro.

Den Börsenmant­el der heutigen Metro soll die Ceconomy übernehmen. Aber auch die künftige Metro AG ist aus Sicht des Vorstands auf einen Platz im M-Dax abonniert. Das ist bei den aktuellen Börsenwert­en der Abstiegska­ndidaten im mittleren Segment allerdings auch kein großes Kunststück. Allein sieben MDax-Mitglieder sind derzeit weniger als zwei Milliarden Euro wert. Der Zulieferer Leoni als Schlusslic­ht kommt gerade mal auf etwas mehr als 1,2 Milliarden Euro Marktkapit­alisierung. Das erscheint doch durchaus machbar für die neue Metro.

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FOTO: DPA Tag der Entscheidu­ng: Metro-Chef Olaf Koch präsentier­t den Aktionären die Aufspaltun­gspläne.

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