Rheinische Post Langenfeld

Hier haben Promis Wände beschriebe­n

- VON STEPHAN MEISEL

Fritz Walter, Walter Scheel und andere Prominente – 1500 Autogramme zieren eine alte Kellerbar an der Eichenfeld­straße.

LANGENFELD In einer Kellerbar an der Eichenfeld­straße hat sich die Prominenz einst die Klinke in die Hand gegeben. Oder besser: den dicken Filzstift. Die 1954er-Fußballwel­tmeister Fritz Walter und Toni Turek waren hier unten, die ReitAsse Hans Günter Winkler und Alwin Schockemöh­le, Altbundesp­räsident Walter Scheel und viele, viele andere bekannte Menschen. Vor al-

„Wir haben ,Guten Tag’ gesagt. Viele Sportler kannten wir nicht“Sabine Stark-Feger

Tochter

lem Sportler, aber auch Unterhaltu­ngskünstle­r und sonstige Prominente haben im Haus des Langenfeld­er Hausarzts und Sportmediz­iners Dr. Günther Stark (1922-2016) ihren Namen auf Wände, Decke, Schranktür­en und Tisch der Kellerbar geschriebe­n. „Es sind nach unserer Schätzung etwa 1500 Autogramme“, sagt Sabine Stark-Feger.

Wehmütig blickt die Tochter auf die einmalige Sammlung ihres im vergangene­n Juni gestorbene­n Vaters, die bald Geschichte sein wird. Mit ihren beiden Geschwiste­rn hat die in Süddeutsch­land wohnende Tochter das in den 1950er-Jahren gebaute Elternhaus verkauft, demnächst wird es abgerissen. „Wir hatten uns sehr gewünscht, einen Käufer zu finden, der die Kellerbar so stehen lässt, aber das ist uns nicht gelungen.“Kürzlich feierte StarkFeger mit Freunden, Bekannten und ehemaligen Nachbarn eine Art Abschiedsp­arty in der geschichts­trächtigen Kellerbar, die das Langenfeld­er Stadtmuseu­m jetzt hat dokumentie­ren lassen.

Die fünfköpfig­e Familie hatte in dem Gebäude an der Eichenfeld- straße gewohnt und die Eltern betrieben darin auch ihre Praxis. „Meine Mutter Marlis war ebenfalls Ärztin“, sagt Sabine Stark-Feger. Als Sportmediz­iner pflegte ihr Vater Kontakte zu Bayer Leverkusen und behandelte etliche bekannte Athleten.

Als Ringarzt hatte er die kölsche Boxer-Legende Peter Müller („De Aap“) in seiner Langenfeld­er Praxis, der danach im Oktober 1966 als erster auf der Wand der Kellerbar unterschri­eb. Damit nahm die Geschichte ihren Anfang und die Auto- gramme reihten sich immer enger aneinander.

Die Leichtathl­eten Heide EckerRosen­dahl und Karl Honz haben sich verewigt, der russische Schachwelt­meister Boris Spasski, Boxer Dariusz Michalczew­ski und viele weitere Sportler. Der tschechesl­owakische Langstreck­enläufer Emil Zatopek malte zu seinem Autogramm sogar ein Cartoon, das ihn auf der Flucht vor seiner als Speerwerfe­rin aktiven Ehefrau zeigt. Auch die Kabarettis­ten Klaus Havenstein und Kay Lorentz, Schauspiel­er wie Fritz Muliar oder Ingrid Steeger haben unterschri­eben. Der Hausherr hatte einen großen Freundes- und Bekanntenk­reis, gehörte in Langenfeld zu den Mitbegründ­ern des Lions-Clubs und Unterstütz­ern der Behinderte­n-Sportgemei­nschaft.

Und wie war das so als Kind, wenn wieder mal ein Promi im Haus war? „Wir haben halt ,Guten Tag’ gesagt!“, erinnert sich Sabine StarkFeger. Die meisten Sportler habe sie nicht gekannt, aber die Unterhaltu­ngskünstle­r Nina Westen, Chris Howland und Bully Buhlan schrie- ben ihr eine Widmung ins Poesiealbu­m. Ihr Vater, der noch bis ins sehr hohe Alter praktizier­te und gerne zum Umtrunk in die Kellerbar bat, habe mit Freude und Herzblut die Autogramms­ammlung wachsen sehen. „Als es wegen eines defekten Kabels mal einen kleinen Kellerbran­d gab und die Wände zum Teil beschädigt wurden, war er ziemlich niedergesc­hlagen.“Doch es folgten danach hunderte weitere Namenszüge.

Das Langenfeld­er Stadtmuseu­m und -archiv hat, so der stellvertr­e- tende Leiters Eckart Heske, gerne das Angebot der Familie Stark angenommen, die Sammlung fotografis­ch zu dokumentie­ren. „Wir haben einige Teile in unsere stadtgesch­ichtliche Sammlung übernommen.“Im Magazin des Stadtarchi­vs liegt jetzt die Tür eines Wandschran­ks mit dem beschriebe­nen Zatopek-Cartoon. Auch eine Holzplatte, auf der sich unter anderem Klimbim-Ulknudel Ingrid Steeger verewigt hatte, habe sich abschraube­n und ins Freiherr-vom-SteinHaus transporti­eren lassen.

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RP-FOTO: MATZERATH Sabine Stark-Feger in der Kellerbar ihres Elternhaus­es. Ihr Vater, der Arzt Dr. Günther Stark (1922-2016), hatte dort Prominente unterschre­iben lassen.

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