Hier haben Promis Wände beschrieben
Fritz Walter, Walter Scheel und andere Prominente – 1500 Autogramme zieren eine alte Kellerbar an der Eichenfeldstraße.
LANGENFELD In einer Kellerbar an der Eichenfeldstraße hat sich die Prominenz einst die Klinke in die Hand gegeben. Oder besser: den dicken Filzstift. Die 1954er-Fußballweltmeister Fritz Walter und Toni Turek waren hier unten, die ReitAsse Hans Günter Winkler und Alwin Schockemöhle, Altbundespräsident Walter Scheel und viele, viele andere bekannte Menschen. Vor al-
„Wir haben ,Guten Tag’ gesagt. Viele Sportler kannten wir nicht“Sabine Stark-Feger
Tochter
lem Sportler, aber auch Unterhaltungskünstler und sonstige Prominente haben im Haus des Langenfelder Hausarzts und Sportmediziners Dr. Günther Stark (1922-2016) ihren Namen auf Wände, Decke, Schranktüren und Tisch der Kellerbar geschrieben. „Es sind nach unserer Schätzung etwa 1500 Autogramme“, sagt Sabine Stark-Feger.
Wehmütig blickt die Tochter auf die einmalige Sammlung ihres im vergangenen Juni gestorbenen Vaters, die bald Geschichte sein wird. Mit ihren beiden Geschwistern hat die in Süddeutschland wohnende Tochter das in den 1950er-Jahren gebaute Elternhaus verkauft, demnächst wird es abgerissen. „Wir hatten uns sehr gewünscht, einen Käufer zu finden, der die Kellerbar so stehen lässt, aber das ist uns nicht gelungen.“Kürzlich feierte StarkFeger mit Freunden, Bekannten und ehemaligen Nachbarn eine Art Abschiedsparty in der geschichtsträchtigen Kellerbar, die das Langenfelder Stadtmuseum jetzt hat dokumentieren lassen.
Die fünfköpfige Familie hatte in dem Gebäude an der Eichenfeld- straße gewohnt und die Eltern betrieben darin auch ihre Praxis. „Meine Mutter Marlis war ebenfalls Ärztin“, sagt Sabine Stark-Feger. Als Sportmediziner pflegte ihr Vater Kontakte zu Bayer Leverkusen und behandelte etliche bekannte Athleten.
Als Ringarzt hatte er die kölsche Boxer-Legende Peter Müller („De Aap“) in seiner Langenfelder Praxis, der danach im Oktober 1966 als erster auf der Wand der Kellerbar unterschrieb. Damit nahm die Geschichte ihren Anfang und die Auto- gramme reihten sich immer enger aneinander.
Die Leichtathleten Heide EckerRosendahl und Karl Honz haben sich verewigt, der russische Schachweltmeister Boris Spasski, Boxer Dariusz Michalczewski und viele weitere Sportler. Der tschecheslowakische Langstreckenläufer Emil Zatopek malte zu seinem Autogramm sogar ein Cartoon, das ihn auf der Flucht vor seiner als Speerwerferin aktiven Ehefrau zeigt. Auch die Kabarettisten Klaus Havenstein und Kay Lorentz, Schauspieler wie Fritz Muliar oder Ingrid Steeger haben unterschrieben. Der Hausherr hatte einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, gehörte in Langenfeld zu den Mitbegründern des Lions-Clubs und Unterstützern der Behinderten-Sportgemeinschaft.
Und wie war das so als Kind, wenn wieder mal ein Promi im Haus war? „Wir haben halt ,Guten Tag’ gesagt!“, erinnert sich Sabine StarkFeger. Die meisten Sportler habe sie nicht gekannt, aber die Unterhaltungskünstler Nina Westen, Chris Howland und Bully Buhlan schrie- ben ihr eine Widmung ins Poesiealbum. Ihr Vater, der noch bis ins sehr hohe Alter praktizierte und gerne zum Umtrunk in die Kellerbar bat, habe mit Freude und Herzblut die Autogrammsammlung wachsen sehen. „Als es wegen eines defekten Kabels mal einen kleinen Kellerbrand gab und die Wände zum Teil beschädigt wurden, war er ziemlich niedergeschlagen.“Doch es folgten danach hunderte weitere Namenszüge.
Das Langenfelder Stadtmuseum und -archiv hat, so der stellvertre- tende Leiters Eckart Heske, gerne das Angebot der Familie Stark angenommen, die Sammlung fotografisch zu dokumentieren. „Wir haben einige Teile in unsere stadtgeschichtliche Sammlung übernommen.“Im Magazin des Stadtarchivs liegt jetzt die Tür eines Wandschranks mit dem beschriebenen Zatopek-Cartoon. Auch eine Holzplatte, auf der sich unter anderem Klimbim-Ulknudel Ingrid Steeger verewigt hatte, habe sich abschrauben und ins Freiherr-vom-SteinHaus transportieren lassen.