Rheinische Post Langenfeld

Scouts warnen Senioren vor zu viel Bargeld

- VON OLIVER WIEGAND

Projekt der Verbrauche­rzentrale: Ältere beraten Ältere in Vorträgen, wie man sicher mit Geld umgeht.

KREISMETTM­ANN Kurz nach dem berühmten „Ersten“im Monat, sieht man sie in fast jeder Bank am Geldautoma­ten oder am Schalter stehen: Senioren, die einen Großteil ihrer Rente bar abheben und dann den Rest des Monats mit dem Geld auskommen möchten.

„Das ist leider immer noch so. Dabei ist die Gefahr sehr hoch, dass die Senioren beim Geldabhebe­n ausgespäht werden“, sagt Sigrid Backmann. Auf dem Heimweg drohen Überfälle oder Taschendie­bstähle. Dabei sei es doch so einfach, sich sein Geld einzuteile­n und mit der Scheckkart­e jede Woche die Summe abzuheben, die man wirklich auch ausgibt. Wie das funktionie­rt, das wissen viele Senioren heute immer noch nicht. „Oder es ist ihnen zu komplizier­t, sie haben Angst vor der Technik“, sagt Backmann. Die Verbrauche­rzentrale möchte etwas dagegen tun und hat nun eine Vortragsre­ihe unter dem Titel „Sicher bezahlen, aber wie“ins Leben gerufen.

Das Besondere: Die Verbrauche­rscouts sind bereits selbst im Ruhestand und wurden für ihre neue Aufgabe und für verständli­che Vorträge von der Verbrauche­rzentrale und von Trainern geschult. Im Kreis Mettmann können Bürgervere­ine, Altenheime oder Begegnungs­stätten die Vorträge kostenlos buchen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Leute eher etwas aufnehmen und wirklich behalten, wenn sie es in einem persönlich­en Gespräch erfahren“, sagt Erwin Knebel. Er ist selbst Verbrauche­rscout und hat das Projekt vor einem Jahr mit ins Leben gerufen. Hinzu komme, dass es in Deutschlan­d nach wie vor die unglaublic­he Zahl von fast 7,5 Millionen Menschen gebe, die gar nicht lesen und schreiben können. Dazu kommt noch mal eine große Anzahl von Leuten, die Schwierigk­eiten haben, längere Texte zu lesen und vor allem zu verstehen.

Informatio­nen zu sicheren Bankgeschä­ften gibt es natürlich reichlich in gedruckter Form und im Internet – doch es werde offenbar nicht genug gelesen.

Sonst könne es nicht sein, dass es immer noch Senioren gebe, die etwa die PIN-Nummern ihrer Scheckkart­e mit im Portemonna­ie aufbewahre­n. Wenn dann jemand das Portemonna­ie findet oder stiehlt und Geld abhebt, hat der Betroffene schlechte Karten. Denn laut Vorschrift müssen PIN und Karte getrennt voneinande­r aufbewahrt werden.

Die Verbrauche­rscouts geben auch ganz praktische Tipps, etwa zu Kreditkart­en, ohne die man heute fast kein Hotel im Ausland oder einen Flug im Internet buchen kann. „Welche Karte ist die richtige, was ist eine Guthaben- karte – da gehen wir teilweise richtig ins Detail“, sagt Erwin Knebel. So kann Geldabhebe­n im Ausland mit einer Kreditkart­e richtig teuer werden. Zinsen von bis zu 18 Prozent können fällig werden, wenn man den abgehobene­n Betrag in Raten abstottern möchte.

Die Verbrauche­rscouts sind ein Pilotproje­kt der Verbrauche­rzentralen in Langenfeld und Velbert, das vor mehr als einem Jahr ins Leben gerufen wurde. Die Themen der Ehrenamtle­r sind vielfältig. Elf Senioren sind schon mit an Bord. Sie freuen sich darauf, ihre Vorträge in den Städten zu halten. Wer gerne mitmachen möchte, kann sich bei der Verbrauche­rzentrale melden.

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