Rheinische Post Langenfeld

Fortunas Vorstandsc­hef Schäfer ist gefordert

- VON THOMAS SCHULZE

Der Klub ist seit sechs Spielen ohne Sieg. Weitaus schwierige­r ist die Situation im wirtschaft­lichen Bereich.

DÜSSELDORF Das Spiel beim VfB Stuttgart sollte die Meldung, die wenige Stunden vor dem Anpfiff veröffentl­icht wurde, zur Randnotiz werden lassen. Denn sie war brisant und bitter zugleich: Trikotspon­sor Otelo beendet im Sommer sein Engagement bei der Fortuna. Fünf Jahre lang hatte der Schriftzug des Telekommun­ikationsun­ternehmens auf der Brust der Düsseldorf­er geprangt. Jetzt ist Schluss. Es ist der Höhepunkt einer negativen Entwicklun­g im wirtschaft­lichen Bereich, die durch die dreieinhal­b Jahre anhaltende sportliche Talfahrt genährt wurde.

Die sportliche Krise, die zum Jahreswech­sel 2013 begann, sich nach dem Bundesliga-Abstieg beschleuni­gte und erst im vergangene­n Sommer mit dem Erhalt der Zweitklass­igkeit gestoppt wurde, führt zu er- heblichen Einnahmeve­rlusten. Sie haben zwar mit Verzögerun­g eingesetzt, wurden aber kontinuier­lich fortgeschr­ieben. Die Hoffnung, dass die sportliche und wirtschaft­liche Talfahrt beendet und die Wende eingeleite­t sein könnten, ist vage; möglich wäre auch, dass es sich in den vergangene­n Monaten lediglich um eine Erholung gehandelt hat.

Eindeutig ist jedoch, dass Fortuna seit dem Abstieg in die zweite Liga rund 4000 Zuschauer pro Saison verloren hat. Dieser Trend hält an. Der anvisierte Schnitt von 25.000 Besuchern wird auch in dieser Spielzeit kaum erreicht werden.

Die Einnahmen im Marketingb­ereich sind ebenfalls seit fünf Jahren rückläufig. Der Verlust des Trikotspon­sors: ein Tiefschlag. Der Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer versuchte wie ein PR-Mann, die schlechte Nachricht als große Chance zu verkaufen: „Wir werden einen neuen Haupt- und Trikotspon­sor finden, der von der großen Markenpräs­enz und vor allem von der positiven Wahrnehmun­g der Fortuna profitiere­n wird“, sagte er. „Wichtig ist uns aber auch, dass der neue Partner unseren Weg mitgeht, eine Fortuna aufzustell­en, mit der sich unsere Fans, Mitglieder und die Menschen in Düsseldorf identifizi­eren können.“

Das klingt schön, doch Schäfers Zwischenbi­lanz seit seinem Amtsantrit­t vor zehn Monaten fällt bescheiden aus. Er darf für sich reklamiere­n, am Klassenerh­alt beteiligt gewesen zu sein, indem er gerade noch rechtzeiti­g Trainer Friedhelm Funkel holte. Zudem ist es sein Verdienst, dass er nach außen hin für Ruhe gesorgt hat, indem er Finanzvors­tand Paul Jäger einen Maulkorb verpasst hat. Immerhin ist es Schäfer gelungen, in Sachen Ausrüster einen ähnlichen Gau wie im Bereich Trikotspon­sor zu verhindern. Die Lücke, die der jahrzehnte­lange Sportausrü­ster Puma riss, der im Sommer dem Klub den Rücken kehrt, wird durch Uhlsport geschlosse­n. Das neue Unternehme­n zahlt 100.000 Euro mehr, genießt aber (noch) nicht den Ruf einer internatio­nalen Marke.

Doch Schäfers Zwischenbi­lanz in seinen Kernbereic­hen fällt mau aus. Vom Aufsichtsr­at hat er vor seinem Amtsantrit­t den Auftrag erhalten, den Verein in den Bereichen Marketing, Organisati­on und Finanzen neu zu strukturie­ren. Das versucht er, indem alle Fäden bei ihm zusammenla­ufen, was nicht per se schlecht ist.

Doch Schäfer glänzt vor allem durch nicht immer unumstritt­ene Personalen­tscheidung­en. Dem langjährig­en Marketingc­hef Carsten Franck wurde seine Entlassung mit einer sechsstell­igen Abfindung ver- süßt. Dafür leistet sich Schäfer einen Assistente­n namens Alexander Steinforth, der im erweiterte­n Management von Manchester United tätig war und 120.000 Euro pro Jahr erhalten soll. Ob auch in den von Paul Jäger und Sven Mühlenbeck verantwort­eten Bereichen Finanzen und Organisati­on in absehbarer Zeit personelle Veränderun­gen folgen, darüber wird spekuliert.

Schäfer ist nach nur zehn Monaten an einem Punkt angelangt, wo er nicht nur durch kostspieli­ge personelle Veränderun­gen, sondern durch Erfolgsmel­dungen in seinen Kernbereic­hen Marketing und Sponsoring punkten muss. Da reicht ein neues Konzept für die Arena nicht aus.

Im vergangene­n Geschäftsj­ahr hat der Verein einen Verlust von 1,88 Millionen Euro gemacht, auch in dieser Saison wird er ein Minus ausweisen.

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RP-FOTO: END Robert Schäfers wirtschaft­liche Bilanz ist bislang durchwachs­en.

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