Rheinische Post Langenfeld

ANALYSE Griechenla­nd

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droht erneut das Geld auszugehen. In Frankreich würde die Rechtspopu­listin Marine Le Pen die Weichen gerne auf „Frexit“stellen. Die Risikopräm­ien für Staatsanle­ihen ziehen an.

vom Bundestag gebilligt werden müsse, betont Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble. Die SPD plädiert dafür, Griechenla­nd rasch weitere Schuldener­leichterun­gen zuzusagen und es notfalls ohne Hilfe des IWF zu refinanzie­ren. Grünen-Außenpolit­iker Jürgen Trittin attackiert Merkel und Schäuble. „Sie haben aus Angst vor der AfD ihre eigene Unionsfrak­tion hinter die Fichte geführt“, sagt Trittin. „Sie haben den Unionsabge­ordneten gesagt, es werde keinen Schuldensc­hnitt geben und der IWF bleibe auf jeden Fall dabei. Nun fliegt diese Lüge mitten im Wahlkampf auf: Es führt gar kein Weg daran vorbei, dass die Europäer Griechenla­nd Schulden erlassen.“Nur um über die Bundestags­wahl zu kommen, riskiere die Union eine Debatte über den Grexit. Italien Ungelöst ist auch die Krise im drittgrößt­en Euro-Land. Faule Kredite über 360 Milliarden Euro belasten die Banken. Italien ist chronisch wachstumss­chwach, die Staatsvers­chuldung liegt bei 132,7 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. Die Wirtschaft­sleistung eines Jahres würde nicht reichen, die Schulden zu tilgen. Damit ist Italien nach Griechenla­nd das am stärksten verschulde­te Land der Euro-Zone. Zwar wurde nach dem Rücktritt von Premier Matteo Renzi rasch ein Nachfolger gefunden, dennoch droht die Neuwahl, bei der Euro-feindliche Populisten Auftrieb bekommen.

RWI-Experte Döhrn ist überzeugt: „Die Konstrukti­on der Euro-Zone war von Anfang an politisch: Gemessen am Schuldenst­and hätte Italien nie aufgenomme­n werden dürfen.“Im Referenzja­hr 1997 hatte das Land einen Schuldenst­and von 122 Prozent. Es durfte nur in die Euro-Zone, weil man eine minimale Verbesseru­ng als Weg in die richtige Richtung interpreti­erte. „Politisch war es eben undenkbar, dass ein Gründungsm­itglied der EU nicht beim Euro dabei war“, sagte Döhrn. Politik und nicht Wirtschaft diktierte den Aufbau der Euro-Zone. „Die Quittung dafür bekommt Europa heute. Ohne Strukturre­formen in Italien und Griechenla­nd bleibt die Euro-Krise.“

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