Rheinische Post Langenfeld

Merkel will Tunesier schneller abschieben

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN „Es tut uns leid, was passiert ist“, sagte Tunesiens Ministerpr­äsident Youssef Chahed. Zusammen mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel legte er Blumen zum Gedenken an die zwölf Toten des Weihnachts­marktansch­lags auf dem Berliner Breitschei­dplatz nieder. Monatelang hatten deutsche Behörden von Tunesien Ersatzpapi­ere verlangt, um den späteren Attentäter Anis Amri abschieben zu können. Die Dokumente kamen zwei Tage nach der Terroratta­cke.

Auch um bessere Kooperatio­n bei Abschiebun­gen drehen sich die Gespräche, die Chahed in Berlin führt. Sowohl er als auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel setzen jedoch vor allem auf neue Programme, die die freiwillig­e Rückkehr von Tunesiern ankurbeln. Wenn von 1500 ausreisepf­lichtigen Tunesiern im vergangene­n Jahr nur 116 in ihre Heimat zurückkehr­ten, dann sei das viel zu wenig, sagte Merkel.

Chahed verwies jedoch auch auf die schwierige wirtschaft­liche Situation und Sicherheit­slage in seinem Land. Umso dankbarer sei er für jede Unterstütz­ung aus Deutschlan­d. Er warb eindringli­ch dafür, dass wieder mehr deutsche Touristen nach Tunesien kommen. Nach dem Anschlag auf Urlauber in Sousse 2015 hatten viele Tunesien von der Liste ihrer bevorzugte­n Reiseziele gestrichen.

Chaheds Hoffnungen richten sich auf von Deutschlan­d finanziert­e Bildungsan­gebote und auch gezielte Starthilfe für Rückkehrer. Das könne zur Schaffung vieler neuer Arbeitsplä­tze gerade für junge Menschen führen. Einzelheit­en bespricht Chahed während seines Landtagswa­hl 2012 30.10.2016 Infratest Dimap 21.01.2017

Emnid 27.01.2017

Yougov 10.02.2017 Forschungs­gruppe Wahlen

Die Rückführun­g des Weihnachts­markt-Attentäter­s Anis Amri war lange an fehlenden Papieren aus seiner Heimat Tunesien gescheiter­t.

Deutschlan­d-Besuches mit Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) und Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU). Noch im Frühjahr will sich Merkel ein eigenes Bild von der Entwicklun­g in Tunesien machen. Im Vorfeld des G 20-Treffens sei zudem ein Afrika-Gipfel in Deutschlan­d geplant, bei dem es auch um die Situation der Migranten in Nordafrika gehen werde. Über „Auffanglag­er“habe sie mit Chahed nicht gesprochen, sagte Merkel. Das gehöre nicht zu ihrem Wortschatz. Zudem seien solche „bestimmten Einrichtun­gen“nichts für Tunesien, das nicht zu den Transitlän­dern gehöre.

Wie die europäisch­e Grenzschut­zagentur Frontex mitteilte, sind auf den drei Hauptzugan­gsrouten im Januar rund 8000 illegale Grenzübert­ritte festgestel­lt worden. Auf dem zentralen Mittelmeer ging die Zahl um 16 Prozent auf 4400 zurück, in der Ägäis um 19 Prozent auf 1400. Das sei vor allem auf das schlechte Wetter zurückzufü­hren. Bei 2200 lag danach die Zahl der illegalen Migranten auf der Balkanrout­e – das seien 97 Prozent weniger als vor einem Jahr gewesen.

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FOTO: DPA Kanzlerin Merkel empfängt Tunesiens Premier Youssef Chahed.

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