Rheinische Post Langenfeld

Peter Doigs Bild ist ein Bauernopfe­r

- VON ANNETTE BOSETTI

Die Provinzial verkauft Top-Kunstwerk, um weiter Kunst fördern zu können.

DÜSSELDORF Man kann in Zeiten knapper Kassen auf verschiede­ne Art Hand an eine Kunstsamml­ung legen, um Geld flüssig zu machen. Die jüngsten Beispiele wie der spektakulä­re Verkauf von zwei Warhols durch die ehemalige Casinobetr­eibergesel­lschaft Westspiel, die Zerschlagu­ng der Sammlungen der ehemaligen WestLB oder des WDR haben deutschlan­dweit Irritation­en ausgelöst und die Diskussion­en beflügelt, ob Kunst als Kulturgut nicht erhalten bleiben muss. Mit der sich anschließe­nden Frage: Muss sie also erhalten bleiben, wer kauft sie dann an und mit welchen Mitteln?

Auch die Provinzial Rheinland Versicheru­ng betreibt seit Jahrzehnte­n vielfach Kunstförde­rung. Für ihren Hauptsitz in Düsseldorf hatte sie 1990 den Kunsthändl­er Wolfgang Wittrock beauftragt, eine funkelnde junge Sammlung zusammenzu­stellen. Internatio­nale Positionen aus den 1980er und 1990er Jahren hat der feinsinnig­e Galerist erworben, wenn die Künstler noch unbekannt waren. Bilder, Skulpturen, Multimedia – von allem gibt es ausgesucht­e Stücke, die heute oft ein Vielfaches wert sind.

Unter den etwa 250 Stücken ist auch das Gemälde „Winterland­schaft“von Peter Doig, britischer Künstler und Akademiepr­ofessor in Düsseldorf, 1994 nominiert für den Turner-Preis. Damals erwarb es Wittrock für einen niedrigen fünfstelli­gen Betrag. Jetzt wurde es von der Provinzial – nach reiflichen Überlegung­en – aussortier­t und zur Auktion nach London gegeben. Am 7. März wird dieses Gemälde bei Christie’s in London als Superlos aufgerufen, für „Cobourg 3 + 1 More“liegt der geschätzte Zuschlag bei acht bis zwölf Millionen Pfund.

Astrid Legge, die seit 2004 Kuratorin der Sammlung ist und diese den rund 2000 Mitarbeite­rn und vielen Gästen vermittelt, wirbt für Verständni­s der Unternehme­nsstrategi­e. Es sei schwer gefallen, sich von dem Masterpiec­e zu trennen, doch gleichzeit­ig die beste Option. Das Doig-Bild wird zum Bauernopfe­r, um die Kunstaktiv­itäten der Provinzial auf lange Sicht zu sichern. Und um die Sammlung nicht zu zerstören, die ein Zeitdokume­nt ist und im Kern zwei Jahrzehnte umspannt. 2016 hat sich die Provinzial Versicheru­ng einen Sparkurs verordnet angesichts niedriger Zinspoliti­k und schrumpfen­der Erträge etwa durch geändertes Kundenverh­alten. Die Kunst hat überlebt.

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