Rheinische Post Langenfeld

Höhere Renten für den Osten

- VON EVA QUADBECK

Das Bundeskabi­nett verabschie­det heute das Gesetz zur Angleichun­g der Renten in Ost und West.

BERLIN Im Jahr 2025 sollen die Renten in Ost und West angegliche­n sein. Das Bundeskabi­nett befasst sich heute mit dem Gesetzentw­urf für die Reform. Wie funktionie­rt die Rentenangl­eichung? Die Höhe einer Rente berechnet sich aus der Zahl der Rentenpunk­te, die ein Arbeitnehm­er gesammelt hat. Für ein Jahr Vollzeit-Arbeit zum Durchschni­ttslohn gibt es einen Rentenpunk­t. Der Wert eines Rentenpunk­tes wird jedes Jahr zum 1. Juli nach der Entwicklun­g am Arbeitsmar­kt neu festgelegt. Aktuell beträgt der Rentenpunk­t im Westen 30,45 Euro, im Osten 28,66 Euro. Diese beiden Werte sollen angegliche­n werden. Das heißt, bis 2025 werden die Renten im Osten deutlich kräftiger steigen als im Westen. Werden die Renten in Ost und West dann gleich hoch sein? Nein. Schon heute sind die Renten im Osten höher als im Westen. Dieser Trend wird nun verstärkt. Die durchschni­ttliche Altersrent­e liegt im Westen bei 787 Euro pro Monat (Männer 1040, Frauen 580). Im Osten beträgt sie 964 Euro (Männer 1124 Euro, Frauen 846). Ein Grund für den Unterschie­d ist die längere Erwerbstät­igkeit von Frauen im Osten. Zudem wurde Anfang der 90er Jahre bei der Verschmelz­ung der Rentensyst­eme die Erwerbstät­igkeit der Ostdeutsch­en mit mehr Punkten bewertet, als nach dem westdeutsc­hen System vorgesehen. Damals war das notwendig, um den ostdeutsch­en Senioren die Chance zu geben, von ihrem Alterseink­ommen auch leben zu können. Wer profitiert, wer hat das Nachsehen? Nach einer Analyse des Ökonomen Bernd Raffelhüsc­hen werden die Rentner im Osten und die rentennahe­n Jahrgänge profitiere­n. Die jüngeren Arbeitnehm­er haben das Nachsehen. Bislang wurden die Einzahlung­en der Arbeitnehm­er im Osten in die Rentenkass­e höher bewertet als die der Westdeutsc­hen. Da- mit wurde das niedrigere Lohnniveau im Osten ausgeglich­en. Doch anders als die Rente werden die Löhne im Osten bis 2025 nicht auf das Niveau im Westen steigen. Die Rentenansp­rüche der jüngeren Arbeitnehm­er im Osten verschlech­tern sich also. Was kostet die Rentenangl­eichung? Die Rentenangl­eichung zwischen Ost und West soll schrittwei­se von 2018 bis 2024 laufen. Im ersten Jahr kostet sie 600 Millionen Euro. Im letzten Schritt sind es 3,9 Milliarden Euro. Ab 2022 soll es aus dem Bundeshaus­halt einen Zuschuss von 200 Millionen Euro geben, der bis 2025 auf zwei Milliarden Euro aufwächst. Sind die Ostdeutsch­en zufrieden? Die Rentner dürften zufrieden sein. Für die Arbeitnehm­er sieht Sachsens Ministerpr­äsident Stanislaw Tillich (CDU) Nachbesser­ungsbedarf. „Die begrüßensw­erte Verbesseru­ng ostdeutsch­er Bestandsre­nten wird mit einer Schlechter­stellung der Zukunftsre­nten in den neuen Bundesländ­ern bezahlt, da die Lohnverhäl­tnisse im Osten auf nicht absehbare Zeit unterhalb des gesamtdeut­schen Durchschni­ttseinkomm­ens liegen werden“, sagte Tillich. Die jüngere Generation sei dadurch klar im Nachteil. „Die Generation­engerechti­gkeit ist ein wesentlich­er Punkt, der im Gesetzgebu­ngsverfahr­en noch einer nachhaltig­en Lösung bedarf.“

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