Lars Bender – der Stabilisator
Dass der Kapitän der Werkself wieder fit ist, war eine der vielen frohen Botschaften des klaren Siegs gegen Frankfurt. Teamkollege Kevin Kampl schwärmte in den höchsten Tönen von seinem Pendant auf der Doppel-Sechs – zurecht.
LEVERKUSEN Einer der emotionalsten Momente fand bereits vor dem Anpfiff in der BayArena statt: Als Stadionsprecher Klaus Schenkmann die Aufstellung gegen Eintracht Frankfurt verlas, wiederholte er einen bestimmten Vornamen drei Mal – und die Fans riefen begeistert den entsprechenden Nachnamen. Dass Lars Bender wieder von Beginn an auflaufen konnte, hat aber nicht nur die Zuschauer begeistert. Auch Mittelfeldkollege Kevin Kampl schwärmte nach dem Spiel von seinem Gegenstück auf der Doppel-Sechs: „Lars ist ein sehr wichtiger Spieler für uns. Das ist allen klar“, betonte der slowenische Nationalspieler, ohne dabei ein großes Geheimnis zu verraten. Dann stieg Kampl aber etwas tiefer in die Analyse ein: „Wenn er neben mir spielt, weiß ich, dass da ein Spieler ist, der keinen Zweikampf scheut, eine super Technik hat und die Lücken überragend schließt.“
Das ist eine ziemlich genaue Beschreibung des 62-minütigen Auftritt des Kapitäns. Bender war seine Lust aufs Fußballspielen nach der langen Verletzungspause deutlich anzumerken. Von Beginn an ackerte er nicht nur im Mittelfeld, sondern schaltete sich auch in der Offensive ein. Und das er defensive Qualitäten hat, ist nicht erst seit seinen sporadischen Einsätzen als rechter Verteidiger bekannt.
Dennoch ist es bisher eine schwierige Saison für den 27-Jährigen. Wie schon in der vergangenen Spielzeit ist er vom Verletzungspech verfolgt. Erst war es eine Blessur am Sprunggelenk, dann Trainingsrückstand, dann eine langwierige Verletzung an der Ferse, die er sich Ende Oktober im Spiel gegen den VfL Wolfsburg zuzog. Zunächst sah es nach einer vergleichsweise harmlosen Prellung oder Stauchung aus, doch auch die Plantarfaszie im Fuß geriet in Mitlei- denschaft. Seitdem arbeitete sich Bender wieder heran. Es war ein langer Weg. Positive Signale und Rückschläge wechselten sich ab. Das Datum seiner Genesung oder gar seiner Rückkehr auf den Platz wagte zuletzt niemand mehr vorherzusagen – auch nicht sein Trainer Roger Schmidt. Nun folgte endlich das bemerkenswerte Comeback. „Ich freue mich, dass er wieder da ist“, brachte Kampl wohl die Stimmung in der ge- samten Mannschaft auf den Punkt. „Er ermöglicht es mir, dass ich meine Stärken nach vorne besser einsetzen kann. Deswegen passt das ganz gut mit mir und Lars auf der Sechs.“
Das defensive Mittelfeld war in den vergangenen Monaten zu oft ein Schwachpunkt. Weder Charles Aránguiz, bei dem sich gute und weniger gute Auftritte die Waage halten, noch Sommerzugang Julian Baumgartlinger konnten bisher nachhaltig die Qualitäten einbringen, die Bender auszeichnen: Bissigkeit, Zweikampfstärke, Technik, Laufbereitschaft, Kompromisslosigkeit – und vor allem: Körpersprache.
Von der ersten Minute an war sicht- und spürbar, dass der Kapitän überhaupt kein Interesse daran hatte, als Verlierer vom Platz zu gehen. Das galt freilich auch für den Rest des sehr motiviert wirkenden Teams. Dennoch war Bender bis zu seiner Auswechslung die meisten Kilometer gelaufen (8,4) und trug entscheidend zur defensiven Sicherheit bei.
Als „großen Stabilisator“hat Schmidt, der einst als Ingenieur bei einem Automobilzulieferer arbeitete, Bender einst bezeichnet. Nun ist das Federelement vorerst zurück, um das bisweilen schlingernde Fahrwerk der Werkself widerstandsfähiger zu machen – und das dürfte nicht nur Kevin Kampl freuen.