Geld macht auch nicht glücklich
Eine neue TV-Dokumentation geht der Frage nach, wie das Geld in der Welt verteilt ist.
BERLIN (dpa) Vom Tellerwäscher zum Millionär – diesen Traum kann heute kaum noch jemand verwirklichen. Wer schon viel Geld hat, wird es vermehren und vererben, wer wenig hat, wird weiterhin wenig haben. So ist es in der Regel. Oder kann man Vermögen umverteilen und Ungleichheit vielleicht sogar ganz beseitigen? Darum geht es heute in der Dokumentation „Arme Reiche“auf 3sat.
Die Reichen werden immer reicher und immer zahlreicher. Doch was macht der Reichtum mit dem Einzelnen und was mit der Gesellschaft? Die Wissenschaft hat sich bislang wesentlich mehr mit der Armut beschäftigt, nun betrachtet sie die Wohlstandsverteilung zunehmend als Ganzes. Lediglich zehn Prozent der Haushalte in Deutschland verfügen über die Hälfte des Privatvermögens.
Eine Million Millionäre und rund 120 Milliardäre gibt es in Deutschland, im Schnitt sind sie 59 Jahre alt und überwiegend männlich, heißt es in der Dokumentation. Thomas Druyen hat an der Wiener Sigmund Freud Privatuniversität den einzigen Lehrstuhl für Vermögenspsychologie gegründet, und er hat fast 500 Multimillionäre und Milliardäre in Deutschland interviewt, deren Netto-Vermögen durchschnittlich 2,3 Millionen Euro beträgt. „Ich würde schon sagen, dass großer Reichtum ein Angriff auf den Cha- rakter ist. Also man muss wahnsinnig charakterfest und stark sein“, sagt er im Film. „Die mediale Seite des Reichtums im Sinne von Inszenierung hat mit der Wirklichkeit wenig zu tun, denn da entsteht der Eindruck eines nie aufhörenden Festes. Hinter den Kulissen des Reichtums sieht es tatsächlich anders aus, differenzierter.“
Druyen will wissen, wie sehr das Geld diese Menschen verändert. Viele schwerreiche Menschen bei- spielsweise zeigen ihren Reichtum nicht offen, weil er ihnen fast peinlich ist, und geben sich nach außen bescheiden. Zudem werden einige von ihnen von Verlustängsten gequält, hinzu kommt die Angst vor Verbrechen wie Einbruch, Entführung oder Erpressung. Man ahnte es schon: Geld macht nicht glücklich, und schlimmstenfalls auch noch einsam.
„Arme Reiche“, 3sat, 20.15 Uhr