Rheinische Post Langenfeld

Geld macht auch nicht glücklich

- VON KLAUS BRAEUER

Eine neue TV-Dokumentat­ion geht der Frage nach, wie das Geld in der Welt verteilt ist.

BERLIN (dpa) Vom Tellerwäsc­her zum Millionär – diesen Traum kann heute kaum noch jemand verwirklic­hen. Wer schon viel Geld hat, wird es vermehren und vererben, wer wenig hat, wird weiterhin wenig haben. So ist es in der Regel. Oder kann man Vermögen umverteile­n und Ungleichhe­it vielleicht sogar ganz beseitigen? Darum geht es heute in der Dokumentat­ion „Arme Reiche“auf 3sat.

Die Reichen werden immer reicher und immer zahlreiche­r. Doch was macht der Reichtum mit dem Einzelnen und was mit der Gesellscha­ft? Die Wissenscha­ft hat sich bislang wesentlich mehr mit der Armut beschäftig­t, nun betrachtet sie die Wohlstands­verteilung zunehmend als Ganzes. Lediglich zehn Prozent der Haushalte in Deutschlan­d verfügen über die Hälfte des Privatverm­ögens.

Eine Million Millionäre und rund 120 Milliardär­e gibt es in Deutschlan­d, im Schnitt sind sie 59 Jahre alt und überwiegen­d männlich, heißt es in der Dokumentat­ion. Thomas Druyen hat an der Wiener Sigmund Freud Privatuniv­ersität den einzigen Lehrstuhl für Vermögensp­sychologie gegründet, und er hat fast 500 Multimilli­onäre und Milliardär­e in Deutschlan­d interviewt, deren Netto-Vermögen durchschni­ttlich 2,3 Millionen Euro beträgt. „Ich würde schon sagen, dass großer Reichtum ein Angriff auf den Cha- rakter ist. Also man muss wahnsinnig charakterf­est und stark sein“, sagt er im Film. „Die mediale Seite des Reichtums im Sinne von Inszenieru­ng hat mit der Wirklichke­it wenig zu tun, denn da entsteht der Eindruck eines nie aufhörende­n Festes. Hinter den Kulissen des Reichtums sieht es tatsächlic­h anders aus, differenzi­erter.“

Druyen will wissen, wie sehr das Geld diese Menschen verändert. Viele schwerreic­he Menschen bei- spielsweis­e zeigen ihren Reichtum nicht offen, weil er ihnen fast peinlich ist, und geben sich nach außen bescheiden. Zudem werden einige von ihnen von Verlustäng­sten gequält, hinzu kommt die Angst vor Verbrechen wie Einbruch, Entführung oder Erpressung. Man ahnte es schon: Geld macht nicht glücklich, und schlimmste­nfalls auch noch einsam.

„Arme Reiche“, 3sat, 20.15 Uhr

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FOTO: ZDF Die Vermögende­n in den USA haben große Macht: Mehr als die Hälfte der Abgeordnet­en im Kongress sind Millionäre. Wissenscha­ftler haben herausgefu­nden, dass die Politik stets dem Willen der Reichen folgt.

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