Rheinische Post Langenfeld

Im Goldrausch

- VON NICOLAS REIMER UND THOMAS WOLFER FOTO: AP

Laura Dahlmeier gelingt im Einzelwett­bewerb über 15 Kilometer ihr dritter Sieg bei der Biathlon-WM in Hochfilzen. Saisonüber­greifend hat die 23-Jährige nun im neunten WM-Rennen in Folge Edelmetal geholt – das ist Rekord.

HOCHFILZEN (sid) Nach dem GoldLauf in die Geschichts­bücher stieg Laura Dahlmeier auf ihren Stammplatz ganz oben auf dem Podest, setzte im strahlende­n Sonnensche­in zum Jubelsprun­g an und winkte glückselig ins Publikum. Dank einer weltmeiste­rlichen Vorstellun­g hat Deutschlan­ds BiathlonAs­s bei der WM in Hochfilzen auch das kräftezehr­ende Einzel über 15 Kilometer und an einem weiteren perfekten Tag ihre dritte Goldmedail­le bei den diesjährig­en Titelkämpf­en gewonnen.

„Das ist einfach nur gigantisch, mir fehlen langsam die Worte. Ich bin total erledigt. Aber schon wieder ganz oben zu sein, ist einfach nur geil“, sagte Dahlmeier, die im neunten WM-Rennen in Serie eine Medaille holte. Dies war bislang nur der Norwegerin Tora Berger (20122013) gelungen. Drei Goldmedail­len bei einer WM für Deutschlan­d hatten bislang nur Rekordwelt­meisterin Magdalena Neuner (2007, 2008 und 2011) und Andrea Henkel (2008) geholt. „Es fällt mir immer schwerer, etwas zu Lauras Leistungen zu sagen. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte FrauenBund­estrainer Gerald Hönig. Eine beeindruck­ende Leistung.

Vielleicht sogar beeindruck­ender als bei Neuner selbst. Denn während die im Einzel nie einen WM-Titel eingefahre­n hatte, gelang das Dahlmeier in beeindruck­ender Manier. Trotz eines Schießfehl­ers lag sie im Ziel vor der Tschechin Gabriela Koukalova (1/+24,7 Sekunden) und der fehlerfrei­en Italieneri­n Alexia Runggaldie­r (+1:45,6 Minuten). Es war insgesamt Dahlmeiers fünfter WM-Titel und die elfte WMMedaille. Da auch in der Staffel und im Massenstar­t Edelmetall möglich ist, könnte sie das Ergebnis von Oslo 2016 (fünf Medaillen) noch toppen.

Dahlmeier hatte die bisherigen zwei Einzelrenn­en des WM-Winters gewonnen und war im Vorfeld auch deshalb als Top-Favoritin auf Gold gehandelt worden. Beim Blick auf die Startliste­n ließ sich aber bereits erahnen, dass an diesem Tag nicht nur die sportliche­n Qualitäten ausschlagg­ebend sein würden. Während Dauerrival­in Gabriela Koukalova (Tschechien) bereits als 51. in die Loipe ging, entschied sich Dahlmeier für eine sehr späte Startzeit.

Als 93. von insgesamt 99 Athletinne­n nahm die Bayerin ihre 15 Kilometer in Angriff, verbunden mit der Hoffnung, dass der tückische Wind, der immer wieder ins Stadion wehte, im Laufe des Wettkampfe­s voll- ständig zum Erliegen kommen würde. Eine ähnliche Taktik hatte schon Benedikt Doll im Männer-Sprint gewählt – am Ende sprang Gold heraus. Und Dahlmeier? Die nahm ihr Rennen entschloss­en in Angriff. Die Ärmel bis zum Ellbogen hochgekrem­pelt, sprang sie im tiefen Schnee die Hügel hinauf – doch schon der dritte der insgesamt 20 Schüsse verfehlte das Ziel. Eine Aufholjagd war also gefragt von der Frau, die normalerwe­ise ihre Rennen von der Spitze aus bestimmt.

Die Bayerin gab nicht auf, arbeitete sich Position um Position nach vorne und lag vor dem letzten Schießen in Führung. Auf der Schlussrun­de mobilisier­te die Überfliege­rin noch einmal die letzten Kraftreser­ven, dann war der Triumph perfekt.

Dass sie danach kurzzeitig Kreislaufb­eschwerden hatte, fand sie im Nachgang halb so wild. „Ich hatte nur ein paar Probleme mit dem Blutdruck. Jetzt ist aber wieder alles gut“, sagte die 23-Jährige eine knappe Stunde nach dem Rennen.

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Da ist die Nummer drei: Biathletin Laura Dahlmeier zeigt dem Publikum nach ihrem Einzelsieg über 15 Kilometer die Anzahl ihrer Goldmedail­len bei der WM in Hochfilzen.

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