Rheinische Post Langenfeld

NRW-SPD deutlich vor der CDU

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND THOMAS REISENER

Auch in NRW zeigen sich die Folgen des „Schulz-Effektes“: Die Sozialdemo­kraten können sich von der Union absetzen, die Grünen verlieren stark. Innerhalb der CDU verbünden sich konservati­ve Kräfte.

DÜSSELDORF Die SPD profitiert bundesweit und in ihrem Stammland NRW immer deutlicher davon, dass Martin Schulz als ihr Kanzlerkan­didat und künftiger Parteichef offensicht­lich sehr gut bei der Bevölkerun­g ankommt. Bei einer gestern veröffentl­ichten Umfrage von Infratest Dimap für das WDR-Magazin Westpol sprang die SPD in NRW von 32 Prozent um fünf Prozentpun­kte auf 37 Prozent hoch. Die CDU sank im Vergleich zu der vorherigen Umfrage von Oktober von 32 auf 30 Prozent und liegt damit sieben Prozentpun­kte hinter der SPD.

Größter Verlierer sind die Grünen, denen sieben Prozent gegeben werden – gegenüber zwölf Prozent bei der vorherigen Umfrage. 2012 hatten sie bei der Landtagswa­hl ebenfalls zwölf Prozent erzielt. Die Grünen-Spitzenkan­didatin Sylvia Löhrmann sagte: „Für uns ist natürlich noch Luft nach oben. Die Daten sind ein Weckruf.“

Strategisc­h gesehen stehen die Sozialdemo­kraten nun bestens da. Das bestätigte der Duisburger Poli- tikwissens­chaftler Karl-Rudolf Korte: „Der hohe Vorsprung der SPD vor der CDU nach diesen Momentaufn­ahmen gibt ihr viele Optionen nach dem Wahltag. Entweder schafft es Rot-Grün doch ganz knapp. Oder das Duo bildet eine Minderheit­sregierung mit dem Ziel, nach der Bundestags­wahl noch die FDP in die Regierung zu holen. Auch die Union könnte Partner sein – aber eben in einer von der SPD geführten großen Koalition.“

Außerdem könnten die Linken Rot-Grün helfen. Sie erhalten laut Prognose sechs Prozent, einen Punkt mehr als im Herbst. „Wir sehen uns in unserem Eintreten für mehr soziale Gerechtigk­eit bestärkt“, so der Spitzenkan­didat der Linken, Christian Leye. SPD und Grüne wollen aber versuchen, die Linke aus dem Landtag zu halten – dann bräuchten sie rund drei Prozent mehr als prognostiz­iert, um alleine zu regieren.

Schlecht steht die CDU da: „Für die CDU ist das eine ganz schmerzlic­he Prognose. Sie kann jetzt nur auf das Thema innere Sicherheit setzen, um aufzuholen, aber auch das ist schwer“, prophezeit Korte. Größtes Problem der Union ist, wie schwach ihr Spitzenkan­didat Armin Laschet im Vergleich zu NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) abschneide­t: Zwar sind nur 51 Prozent der Bürger zufrieden mit der Arbeit der Landesregi­erung. Aber 64 Prozent der Bürger bewerten Kraft positiv. Bei einer Direktwahl würden 58 Prozent Kraft wählen, nur 26 Prozent Laschet. Korte: „Am Ende des Wahlkampfe­s sehen wir wohl oft Kraft und Martin Schulz gemeinsam, weil beide so populär sind im Moment.“

Laschet erhält zwar von 40 Prozent der Bürger eine gute Bewertung, wird aber von FDP-Chef Christian Lindner übertroffe­n. Ihm geben 44 Prozent eine gute Note. NRW-FDP-Generalsek­retär Johannes Vogel: „Eine starke Ausgangsla­ge für uns.“Sicher in den Landtag käme die AfD, die mit zehn Prozent einen Punkt mehr holt als im Oktober. Die FDP bleibt unveränder­t bei sieben Prozent.

Die CDU-Führung gerät auch durch interne Kritik unter Druck. Die bundesweit aus dem Boden sprießende­n „Konservati­ven Kreise“stehen nach einem Treffen kurz vor der Gründung einer bundesweit­en Plattform. Der „Berliner Kreis“um Unionspoli­tiker Wolfgang Bosbach will die Bewegung unterstütz­en. Die Düsseldorf­er CDU-Bundestags­abgeordnet­e Sylvia Pantel sagte unserer Redaktion: „Der Berliner Kreis und die Konservati­ven Kreise rücken zusammen.“Am 8. April trifft man sich in Berlin. Leitartike­l Politik

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