Rheinische Post Langenfeld

Schulz verleiht SPD Flügel

- VON MICHAEL BRÖCKER VON MATTHIAS BEERMANN VON GREGOR MAYNTZ

Der Trend ist ein Genosse. Im Bund wie in NRW hält der Martin-Schulz-Effekt an. Die selbstbewu­sste SPD sammelt Stimmen aus dem Grünen-Milieu und dem Nichtwähle­rlager. Ihrem erklärten Hauptfeind, der AfD, können die Genossen aber bisher kaum etwas entgegense­tzen.

In NRW baut SPD-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft ihren Vorsprung vor Armin Laschet und der CDU auf sieben Prozentpun­kte aus. Eine Wechselsti­mmung ist gut 80 Tage vor der Wahl nicht zu erkennen. An der Bilanz der Landesregi­erung kann das nicht liegen. Dort, wo Schulz die Kompetenz der SPD verortet, rangiert NRW unter ferner liefen. Bildungsau­sgaben, Armutsbekä­mpfung, Innovation­sdynamik. NRW ist bestenfall­s Mittelmaß. Nur jeder zweite Bürger ist mit der Arbeit von Rot-Grün zufrieden. Aber Kraft ist beliebt. Ihre persönlich­en Werte sind trotz hanebüchen­er Fehler hoch, der Rückhalt in der Partei ist da.

Die NRW-CDU müsste nun auf ein profiliert­es inhaltlich­es Angebot setzen. Eine Reformagen­da mit Klarheit und Kontur präsentier­en, um den undifferen­zierten Phrasen von der sozialen Schieflage Fakten entgegenzu­setzen. Doch dafür müsste die CDU mutig sein. Nicht gerade die Kernkompet­enz von Merkel und Laschet. BERICHT SPD IN NRW DEUTLICH VOR DER CDU, TITELSEITE

In diesem Land gibt es aus gutem Grund hohe rechtliche Hürden, die eine staatliche Einschränk­ung der politische­n Meinungsäu­ßerung verhindern sollen. Trotzdem kann man es nur als empörend empfinden, mit welcher Dreistigke­it türkische Regierungs­politiker durch deutsche Stadien und Hallen tingeln, um dort ihre nationalis­tische Propaganda unters Volk zu bringen. Sie nutzen hierzuland­e die Freiheit der Meinungsäu­ßerung, die sie im eigenen Land gerade abschaffen.

Der Auftritt des türkischen Premiers Yildirim in Oberhausen diente dazu, die in Deutschlan­d lebenden Türken auf eine Zustimmung zu der von Präsident Erdogan gewünschte­n Einführung eines autoritäre­n Präsidials­ystems einzuschwö­ren. Nebenbei steht die Wiedereinf­ührung der Todesstraf­e zur Debatte, die Erdogans Anhänger in Oberhausen frenetisch forderten. Solche Kundgebung­en haben in Deutschlan­d nichts verloren. Ein Verbot mag aus rechtliche­n Gründen schwerfall­en. Aber man hätte sich gewünscht, dass die Bundeskanz­lerin den Auftritt von Yildirim klar als unerwünsch­t bezeichnet. BERICHT KRITIK AN YILDIRIM-AUFTRITT . . ., TITELSEITE

ETürkische Dreistigke­it

Wahlkampf mit Waffen

ine bemerkensw­erte Obergrenze hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel in München definiert: Acht Prozent Steigerung des Verteidigu­ngs-Etats pro Jahr, mehr sei praktisch nicht machbar. Damit hat sie zugleich das Ziel aufgegeben, bis 2024 den Anteil der Verteidigu­ngsausgabe­n auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es hochzuschr­auben. Derzeit sind es auch nach einem beispiello­sen Anwachsen der Investitio­nen in die Bundeswehr gerade einmal 1,22 Prozent.

So lange der Finanzmini­ster mehr Panzer aus Haushaltsü­berschüsse­n bezahlt, bleibt die Aufregung im Rahmen. Doch bei Ansteigen des Wehr-Etats kommt es zu Verteilung­skonflikte­n. Wahlkämpfe­r wittern schon die Chance, die Union mit ihrer Bereitscha­ft, mehr Milliarden in die Sicherheit zu stecken, wegen daraus folgender Einschnitt­e in Sozialproj­ekte vorführen können.

In München fand eine neue Idee immer mehr Anhänger: weg vom Zwei-Prozent-Ziel für die Verteidigu­ng, hin zum Drei-Prozent-Ziel, in das dann neben dem Militärisc­hen auch die Entwicklun­gshilfe, die Konfliktve­rhütung und alles weitere eingerechn­et wird, das die Welt wirklich sicherer macht. BERICHT VERTEIDIGU­NGSKOSTEN WERDEN . . ., TITELSEITE

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