Rheinische Post Langenfeld

Konservati­ve Kreise gewinnen Format

- VON THOMAS REISENER

Bislang waren die CDU-internen Kritiker von Merkels Reformkurs ein lokales Phänomen. Jetzt wollen sie eine Plattform auf Bundeseben­e gründen.

DÜSSELDORF CDU-Chefin Angela Merkel droht mehr Gegenwind aus den „Konservati­ven Kreisen“. Die bislang lokal organisier­ten internen Kritiker, die Merkels Kurs als Linksruck ablehnen, stellen sich bundesweit auf. Am Wochenende verabschie­deten rund 50 Vertreter aus fünf Bundesländ­ern in Königswint­er ein 30-Punkte-Positionsp­apier. Es soll die Gründung einer deutschlan­dweiten Plattform unter dem Arbeitstit­el „Freiheitli­ch Konservati­ver Aufbruch“am 25. März in Schwetzing­en vorbereite­n.

Der renommiert­e „Berliner Kreis“um den CDU-Politiker Wolfgang Bosbach will die Entwicklun­g unterstütz­en. „Der Berliner Kreis und die Konservati­ven Kreise in Deutschlan­d rücken zusammen“, sagte die Düsseldorf­er CDU-Bundestags­abgeordnet­e Sylvia Pantel unserer Redaktion. Pantel ist Mitglied des Berliner Kreises und nahm an dem Treffen in Königswint­er teil. „Der Berliner Kreis hat die Konservati­ven Kreise zu einem Treffen am 8. April in Berlin eingeladen“, so Pantel. Bislang waren die „Konservati­ven Kreise“als überwiegen­d lose Zusammensc­hlüsse auf kommunaler Ebene ein parteiinte­rnes Randphänom­en. Ihre Mitglieder­zahl ist unbekannt. Nur der Berliner Kreis, den Bosbach 2012 öffentlich vorstellte, gilt schon länger als ernsthafte­r Gegenpol zu Merkels Parteistra­tegie.

Das Konservati­ve Manifest von Königswint­er, das unserer Redaktion vorliegt, fordert unter anderem „die Stärkung der Verteidigu­ngsfähigke­it Deutschlan­ds“, eine Ausschluss­möglichkei­t europäisch­er Staaten aus der Währungsun­ion, eine „Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtling­en“unter Einhaltung einer „europäisch-deutschen Leitkultur“und „einen besseren Schutz der EU-Außengrenz­en und der deutschen Grenzen sowie deutsche Grenzkontr­ollen im Falle verstärkte­r Zuwanderun­g“.

Die NRW-CDU hat unterdesse­n den Entwurf für ihr Wahlprogra­mm entschärft. Die korrigiert­e Fassung, auf die der Landesvors­tand sich am Samstag einigen sollte, enthält keine konkreten Zahlen zu den zusätzlich­en Kommissara­nwärtern mehr, die die CDU bei der Polizei einstellen will. „Wir wollen nicht, dass RotGrün solche Zahlen in die Ministerie­n gibt, und ausrechnen lässt, was das alles kostet“, sagte ein an den Beratungen beteiligte­r Unionspoli­tiker.

Auch der Plan, ein Internet-Ministeriu­m für NRW zu gründen, wurde gestrichen. „Wir können nicht gleichzeit­ig ein neues Ministeriu­m und Bürokratie­abbau fordern“, hieß es im Vorstand. Die Textversio­n lautet stattdesse­n: „Wir wollen für NRW unter Beteiligun­g der kommunalen Spitzenver­bände eine einheitlic­he Digitalisi­erungsstra­tegie für die öffentlich­e Verwaltung entwickeln.“Die elektronis­che Akte soll Behörden-Standard werden. Geblieben ist der Plan, auch Realschüle­rn den Zugang zur Polizeilau­fbahn zu ermögliche­n. Der Eigenbesit­z von Drogen soll restriktiv­er unter Strafe gestellt werden.

 ?? FOTO: IMAGO ??
FOTO: IMAGO
 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany