Rheinische Post Langenfeld

Seine Kunst musste nicht glänzen

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Mit Joseph Beuys verbanden ihn Freundscha­ft und ein Hang zum Kargen: Der Objekt- und Installati­onskünstle­r Jannis Kounellis ist 80-jährig gestorben. Wie Beuys vertrat er die Auffassung, dass Kunst nicht glänzen muss. Als Mitgründer der Arte-Povera-Bewegung lud er Kohle, Jutesäcke und Eisenträge­r mit Bedeutung auf, schuf damit eine neue, vielseitig einsetzbar­e Formenspra­che und ein eigenes künstleris­ches Universum. Als er 1972 an der Biennale Venedig und der Documenta teilnahm, wurde er schlagarti­g berühmt. Das Zeitalter der individuel­len Mythologie­n hatte begonnen. Kounellis, der Italiener aus dem griechisch­en Piräus, setzte seine ungewöhnli­chen Materialko­mbinatione­n auch als Bühnenbild­ner ein. Von 1993 bis 2001 lehrte er an der Düsseldorf­er Akademie. Als er vor sechs Jahren im Klever Museum Kurhaus eine Werkgruppe aufbaute, pappte er kurzerhand seine schwarzen Schuhe auf eine der Teerleinwä­nde. Doch nur äußerlich war seine Kunst düster. In Wirklichke­it feierte er mit seinen ständigen Regelbrüch­en die Freiheit. Sie stellte den Gegenpol jener Gesellscha­ft des Hasses dar, in der er nach dem blutigenBü­rgerkriegi­mGriechenl­andder späten 40er Jahre aufgewachs­en war und in der die siegreiche­n Konservati­ven alle verfolgten, die Kontakt zu den unterlegen­en Linken pflegten. So war Kounellis politische­r, als man es seiner Kunst anmerken mag. bm

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Foto: dpa

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