Borussia scheitert an effektivem Leipzig
Beim 1:2 lässt Gladbach viele Torchancen aus, darunter einen Elfmeter. Die Summe akzeptabler Proteste der Fans gegen das Red-BullProjekt befleckt ein Banner mit einer verbalen Entgleisung. „Vize“Rainer Bonhof sagt: „Max Eberl hat keine Ausstiegsklausel.“
MÖNCHENGLADBACH Das Spiel gegen RB Leipzig war gestern eine Herausforderung für Borussia Mönchengladbach. Sportlich, aber auch fan-kulturell. Nach den gewalttätigen Entgleisungen der Dortmunder Fans vor zwei Wochen wollten die Gladbacher eine andere Art der Kritik zeigen. Die Borussia-Ultras hatten zum Stimmungsboykott aufgerufen, was dazu führte, dass die kleine Reisegruppe aus Sachsen erst mal akustisches Oberwasser hatte im Borussia-Park. Nach 19 Minuten ging es dann aber wieder um den Support des eigenen Teams. Schweigen, dazu Plakate aus der Kategorie „Politik statt Polemik“( „Verein für Leidenschaft vs ERkaufte Betriebssportgruppe“, „Traditionsverein seit 1900“) plus erklärende Worte im Ultra-Magazin „Blockflöte“– mit dieser Art des Protests gegen das Fußballprojekt aus dem Osten zeigten die Gladbach-Fans, dass man sich dem Thema auch durchaus niveauvoll widmen kann.
Ein Plakat jedoch lag deutlich neben der Spur: „Wir verurteilen jeden geworfenen Stein der Euch Kunden nicht getroffen hat“, stand darauf in Anspielung auf die Dortmund-Ereignisse. Die Urheber dieser Worte befleckten den Gesamteindruck des Leipzig-Protests.
Die sportliche Herausforderung, nämlich die, die Negativserie des betuchten Aufsteigers fortzusetzen und somit den eigenen Lauf (zuvor drei Siege) auszubauen, bestanden die Borussen nicht. Sie scheiterten an der fehlenden Effizienz – und genau die legten die Gäste an den Tag. Emil Forsberg (31.) und Timo Werner (55.) erzielten die Tore für RB, während die Borussen sogar eine Elfmeter-Chance ungenutzt ließen, weil Thorgan Hazard vom Elfmeterpunkt an Peter Gulacsi scheiterte.
Hazard hätte die Geschichte des Spiels demnach schon vor der Pause umschreiben können, doch so setzte sich fort, was die Borussen schon beim 1:0 in Bremen (als es noch gut ausging) und beim 0:1 in Florenz in der Europa League als Problem aus- gemacht hatten: Die Torchancenverwertung ist derzeit nicht konsequent genug. Nur der Kopfball von Jannik Vestergaard, der damit sein Debüt-Tor für Gladbach schaffte, landete im Ziel, das war zu wenig gegen die konsequenten Leipziger, die nach zuvor drei Niederlagen den Trend stoppten. Borussia hat nun zweimal in Folge daheim verloren, erst 0:1 gegen Florenz in der Europa League und nun gegen Leipzig. Damit wurde der Sprung in die obere Tabellenhälfte verpasst.
„Die effektivere Mannschaft hat heute gewonnen. Leipzig hat die Torchancen zum richtigen Zeitpunkt gehabt und diese konsequent genutzt“, stellte Borussias Trainer Dieter Hecking aber fest. Am Donnerstag in Florenz ist sein Team zum Toreschießen verdammt. Es muss in der Toskana gewinnen, um weiter europäisch unterwegs sein zu können. Hecking kennt den Arbeitsauftrag für die nächsten Tage. „Im Endeffekt müssen wir bei solchen Spielen noch zwingender im Strafraum werden“, sagte er.
Am Rande des Spiels stellte VizePräsident Rainer Bonhof beim Bezahlsender Sky einige Dinge in Sachen des angeblich vom FC Bayern umworbenen Sportdirektor Max Eberl klar. „Er hat keine Ausstiegsklausel bei uns. Und von uns hat er keine Freigabe. Wir rechnen damit, dass er bei uns bleibt“, sagte Bonhof. Er hofft auf eine schnelle Klärung der Manager-Personalie: „So schnell wie möglich, also zügig“, sagte Bonhof.