Rheinische Post Langenfeld

Endlich wieder der alte FC Bayern

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Wie öde es doch war in den vergangene­n Jahren, den Bayern zuzuschaue­n. Pep Guardiola hatte dem Rekordmeis­ter Perfektion­ismus verordnet. Wie ein gut geöltes Uhrwerk marschiert­en die Münchner durch die Liga. Das Zeitalter der großen Langeweile ward ausgerufen. Doch vor der Saison hat Carlo Ancelotti die Millionärs­truppe übernommen. Und mit dem Italiener an der Seitenlini­e menscheln die Bayern endlich wieder mehr.

Zugegeben, die Liga ist nicht spannender geworden. Weil die Dortmunder und die Leverkusen­er schwächeln und die Leipziger als Aufsteiger der Rolle des ernsthafte­n Verfolgers noch nicht gewachsen scheinen. Und vor allem auch, weil die Dusel-Bayern eine Renaissanc­e feiern. Die Münchner stolpern durch die Rückrunde, erwecken zumindest den Anschein der Verwundbar­keit, um dann am Ende aber doch zu punkten. In Freiburg und Ingolstadt sorgten Tore in den Schlussmin­uten für den Sieg.

Am Samstag trieben sie es mit dem Ausgleichs­treffer bei Hertha BSC in der sechsten Minute der Nachspielz­eit auf die Spitze. Das aufgebrach­te Berliner Publikum legte sich mit Ancelotti an, ein Fan überzog es deutlich und bespuckte den Coach. Der Italiener antwortete mit dem Mittelfing­er. Plötzlich waberte sogar ein Hauch des als längst ausgestorb­en geltenden FC Hollywood durch das Olympiasta­dion.

Unter Guardiola waren die Bayern – passend zum äußeren Erscheinun­gsbild des Spaniers – geschmeidi­g seriös. Nun rumpeln sie durch die Liga und ermögliche­n den Nicht-Bayern-Fans so, ihre erzwungene Hochachtun­g der vergangene­n Jahre wieder gegen die tief verwurzelt­e, aber zuletzt versteckt gehaltene Abneigung zu tauschen. Es fühlt sich irgendwie wieder normal an.

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