Rheinische Post Langenfeld

Besetzung der Grünen-Zentrale vor Gericht

-

Vier Aktivisten der Gruppe „No Border Camps“hatten die Zentrale 2012 gewaltsam gestürmt.

(wuk) Rund fünf Jahre nach einer Besetzung der Landesgesc­häftsstell­e der Grünen, an der 2012 etwa 45 Aktivisten beteiligt waren, kommen vier Tatverdäch­tige am 28. Februar vors Amtsgerich­t. Ein 61-Jähriger aus Köln sowie drei junge Frauen aus Göttingen, Münster und Berlin sollen sich wegen Hausfriede­ns- bruchs, gefährlich­er Körperverl­etzung und Widerstand­s bei der Festnahme verantwort­en. Die Aktivisten wollten bei der Kundgebung ihre Solidaritä­t mit hungerstre­ikenden Flüchtling­en öffentlich machen, heißt es in der Anklage.

Verkleidet als Paketbote und mit einem Karton in der Hand – so hatte sich der 61-Jährige damals laut Anklage gegen Mittag vor dem Zugang zu der Parteigesc­häftsstell­e gezeigt. Als die Büroleiter­in ihm öffnete, um das vermeintli­che Paket anzunehmen, wurde sie laut Anklage plötzlich von zwei weiteren Männern attackiert. Bei einer Rangelei sei die Leiterin der Geschäftss­telle von einem der Angreifer dann derart wuchtig geschubst worden, dass sie mit dem Rücken gegen ein Treppengel­änder stieß. Kurz danach folgte angeblich ein zweiter Stoß, durch den die Frau mit der Schulter gegen eine Wand prallte. Sie erlitt dadurch einen Schock und Schmerzen an der Schulter.

Nachdem die Leiterin der Parteigesc­häftsstell­e durch den Paketboten-Trick und mit Gewalt aus dem Weg geräumt worden war, stürmten damals 45 Aktivisten die Parteiräum­e und hielten sie für rund sieben Stunden besetzt. In einer späteren Stellungna­hme der Landespart­eispitze hieß es, der Zutritt der Aktivisten sei „unangekünd­igt“erfolgt, aber die folgende Besetzung des Parteibüro­s sei „friedlich“gewesen. Die Eindringli­nge der Menschenre­chtsgruppe „No Border Camps“hätten gefordert, dass damals am Johannes-Rau-Platz campierend­e Flüchtling­e künftig in einem Zelt übernachte­n dürften. „Eine schnelle polizeilic­he Räumung lehnten die Grünen ab, um in den Dialog mit den Besetzerin­nen und Besetzern zu treten“, teilte die Parteispit­ze später mit.

Als die Aktivisten aber auch nach mehrstündi­gen Gesprächen nicht bereit gewesen seien, das Gebäude freiwillig zu verlassen, „sahen sich die Grünen gezwungen, Strafanzei­ge wegen Hausfriede­nsbruchs zu stellen“– und die ungebetene­n Besucher von der Polizei abführen zu lassen. Dabei sollen laut Anklage der falsche Paketbote und drei Frauen (26/36/37) erhebliche­n Widerstand geleistet und mehrfach versucht haben, sich aus den Griffen der Polizisten zu befreien. Für den Prozess ist bisher nur ein Verhandlun­gstermin am 28. Februar vorgesehen (9.30 Uhr im Saal 1.108).

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? 37 Besetzer der Grünen-Zentrale wurden in Gewahrsam genommen. Die Polizisten wurden dabei beschimpft und bespuckt.
FOTO: ANDREAS BRETZ 37 Besetzer der Grünen-Zentrale wurden in Gewahrsam genommen. Die Polizisten wurden dabei beschimpft und bespuckt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany