Rheinische Post Langenfeld

Handballer kämpfen bis zur Schmerzgre­nze

- VON MICHAEL DEUTZMANN RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Der Drittliga-Aufsteiger SG Langenfeld setzte den Favoriten TSV Bayer Dormagen beim 25:30 bis in die zweite Hälfte hinein unter Druck-

LANGENFELD Dieses Spiel hinterließ Spuren und irgendwie wurden die Handballer der SG Langenfeld (SGL) das Gefühl nicht los, dass möglicherw­eise mehr drin gewesen wäre. Klar: Niemand durfte davon ausgehen, dass der Drittliga-Aufsteiger gegen den Favoriten TSV Bayer Dormagen tatsächlic­h gewinnen würde. Die SGL lag aber bis zur 40. Minute vorne (19:17) und hielt bis zum 21:21 (45.) mit, ehe sich die Waage zu neigen begann. Eine Viertelstu­nde später war auf der Anzeigetaf­el eine Langenfeld­er 25:30 (15:14)Niederlage abzulesen und der Favorit feierte, als hätte er die Meistersch­aft geholt. Dabei setzte sich doch

„Das war überragend. So eine gute Abwehr haben wir die ganze Saison noch nicht gespielt“

Dennis Werkmeiste­r

Trainer SG Langenfeld

nur der mit einem wesentlich höheren Etat ausgestatt­ete Klub gegen den Drittliga-Neuling durch, der finanziell ganz kleine Mini-Brötchen backt und mitten im erwarteten Kampf gegen den Abstieg steckt.

André Eich wirkte später immer noch angeschlag­en, gezeichnet vom leidenscha­ftlichen Kampf im Allgemeine­n und von jener Szene aus der ersten Hälfte im Besonderen. Durch den perfekten Start legte die SGL das 8:3 (10.) und 9:4 vor (15.). Bis zum Stande von 10:7 (18.) hatte Langenfeld alles unter Kontrolle. Dann erlaubten sich die Unparteiis­chen die erste ihrer nicht wenigen kritischen Entscheidu­ngen. Der Versuch, sich durch die Deckung zu ackern, endete für den gefoulten Eich schmerzhaf­t. Weil medizinisc­he Hilfe aufs Feld kommen musste, war klar: Der Spielmache­r hatte nach den neuen Regeln zumindest für drei Angriffe zuzusehen.

Langenfeld brauchte nicht mitzuzähle­n, denn Eich benötigte erst einen Eisbeutel und dann eine viel längere Pause. Erst in der zweiten Hälfte hatte sich der 28-Jährige so weit erholt, dass er beim Stande von 16:16 (36.) zurückkehr­en konnte. Anschließe­nd steuerte er sogar noch drei Treffer bei – was ebenso erstaunlic­h war wie eine Szene der Unparteiis­chen beim Stande von 18:17. Der gefoulte Eich befreite sich energisch aus der intensiven Betreuung. Wenig später wirkte der Langenfeld­er erneut fassungslo­s, denn auch er musste für zwei Minuten runter (40.).

Weitere Zeitstrafe­n gegen Henrik Heider (42.) und Tim Menzlaff (44.) überstand die SGL dank ihrer hingebungs­vollen Arbeit in der Abwehr glänzend. Nach dem 19:20 (43.) glich Dustin Thöne zum 20:20 aus (44.), während Vinzenz Preissegge­r etwas später aus dem 20:21 (45.) das 21:21 machte (45.). Weil bei Langen- feld anschließe­nd die Fehlerquot­e stieg, legte Dormagen zuerst die 24:21-Führung vor (48.). Und die SGL fand auf der Zielgerade­n keine passenden Antworten mehr. Preissegge­rs 22:24 (49.) ließ noch einmal kurz Hoffnung aufkommen, doch die Hausherren verloren jetzt auch den Überblick. Das Muster: Fehler, Ballverlus­t, Gegentor. Mit dem 22:27 (56.) waren die Würfel zugunsten der Gäste gefallen, die nach dem Wechsel insgesamt aggressive­r deckten und die offensiven Aktionen des Aufsteiger­s massiv störten.

„Die Durchschla­gskraft, die wir in der ersten Halbzeit hatten, fehlte uns in der zweiten Halbzeit“, fand Trainer Werkmeiste­r. Das lag nicht zuletzt daran, dass die rechte Angriffsse­ite nahezu keine Entlastung beisteuert­e. Die Treffer im zweiten Abschnitt verteilten sich auf Linksaußen Vinzenz Preissegge­r (drei) und Kreisläufe­r Dustin Thöne (eins) sowie auf die Spielmache­r Eich und André Boelken (jeweils drei). Und zehn Treffer in 30 Minuten sind eben für einen Erfolg gegen eins der Top-Teams der Liga zu wenig.

Torhüter Tobias Geske bot mit seinen Paraden eine überzeugen­de Leistung – hinter einer Abwehr, deren Zentrum mit Tim Menzlaff und Dustin Thöne viele Würfe wegblockte. Werkmeiste­r gab seiner Defensive eine Top-Note: „Das war überragend.“Der nächste Härtetest folgt am 3. März (20 Uhr) beim Zweiten VfL Eintracht Hagen. Rein sportlich ist das eine weitere Mammut-Aufgabe, in der wenig für die SGL spricht – selbst mit einem André Eich in bester Verfassung und ohne Spuren nach einem Kampf voller Leidenscha­ft.

SG L: Joest, Geske – Thöne (2), Heider (1), Wolter (2), Preissegge­r (3), Klimke (1), Herff (1), Eich (5/1), Boelken (6/2), Menzlaff (4), Nelte.

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Es geht nicht mehr: Langenfeld­s Spielmache­r André Eich (Mitte) wirkte nicht nur leicht benommen, als er verletzt vom Feld musste.

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