Rheinische Post Langenfeld

93-Jähriger attackiert Frau mit Beil

- VON CLAUDIA HAUSER

Seine Ehefrau (87) überlebte schwer verletzt und macht ihm keine Vorwürfe.

KÖLN Jeden Freitag kaufte Enzo K. (Namen geändert) seiner Luisa eine rote Rose. Sein Anwalt sagt, K. habe seine Ehefrau immer abgöttisch geliebt. Das Paar ist seit 52 Jahren verheirate­t. „Wir waren keinen Tag getrennt“, sagt Luisa K. Am Tag, als Enzo K. sich das Fleischerb­eil aus der Küche holte und damit mindestens 48 Mal auf seine Frau einschlug, war er 93 Jahre alt und fast blind. Die 87-Jährige überlebte schwer verletzt.

Der Prozess wegen versuchten Totschlags vor dem Kölner Landgerich­t findet gestern ohne den Angeklagte­n statt. Enzo K. ist seit der Tat am 21. Mai 2016 in einer psychiatri­schen Klinik untergebra­cht und gesundheit­lich stark angeschlag­en. In einer Vernehmung in der Klinik hat Enzo K. die Tat gestanden. Eine psychiatri­sche Gutachteri­n kam zu dem Ergebnis, dass er „im Eifer- suchtswahn“war, als er seine Frau fast tötete. Enzo K. hatte sich in den Gedanken hineingest­eigert, seine Frau würde ihn hintergehe­n und mit einem Nachbarn aus dem Mehrfamili­enhaus in der Kölner Südstadt betrügen. Er sprach aber nicht mit Luisa K. darüber, sondern hoffte, „sie würde sich ihm bald wieder zuwenden“, so der Anwalt.

An jenem Mai-Morgen soll es zum Streit gekommen sein. Enzo K. soll seine Frau, die halbseitig gelähmt ist, zu Boden gestoßen haben, laut Anklage ging er dann in die Küche und holte ein Fleischerb­eil. Immer wieder schlug er damit auf Luisa K. ein. Nachbarn hörten ihre Schreie und klingelten Sturm. Als Enzo K. ihnen die Tür öffnete, hielt er das Beil noch in der Hand.

Luisa K. ist die wichtigste Zeugin in diesem Prozess. Sie lebt inzwischen in einem Heim, ein Begleiter schiebt ihren Rollstuhl an den Zeugentisc­h. Sie trägt ein blau-weiß ge- punktetes Kopftuch, die meisten Beilhiebe trafen damals ihren Kopf. Doch es wird schnell deutlich, dass die 87-Jährige nicht viel sagen kann – oder sagen will. Es wirkt, als habe sie verdrängt, was ihr Mann ihr angetan hat, als gäbe es nur die vielen Jahre vor der Tat. „Wir kennen uns seit 60 Jahren“, sagt sie. „Wir haben niemals gegeneinan­der die Hand erhoben oder böse Worte gesagt.“

Was mit den lautstarke­n Streits sei, die viele Nachbarn gehört hätten, will der Vorsitzend­e wissen. Luisa K. wehrt ab: „Ich habe ein lautes Organ, aber Streit gab es bei uns nicht.“Die drängenden Nachfragen des Vorsitzend­en scheinen sie zu stressen. Der Verteidige­r ihres Mannes lässt ihr von Enzo K. ausrichten, dass er sie sehr vermisst. „Er möchte Ihnen sagen, dass es ihm zutiefst leid tut.“Seit der Tat hat sie ihn nicht mehr gesehen. „Ich kann ihm das nicht vorwerfen“, sagt sie. „Ich hab’ ihn genauso lieb wie vorher.“

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