Rheinische Post Langenfeld

Preisexplo­sion bei Wohnungen in Düsseldorf

- VON GEORG WINTERS

Die Bundesbank spricht im Monatsberi­cht von Preisübert­reibungen in sieben deutschen Ballungsze­ntren zwischen 15 und 30 Prozent. Die Besorgnis nimmt offenbar zu. Ein Ende des Immobilien­booms ist derzeit nicht abzusehen.

DÜSSELDORF Wer sich den Trend bei Immobilien anschaut, sieht, dass die Preise in den Großstädte­n Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf und Köln seit 2010 durchschni­ttlich mehr als doppelt so stark gestiegen sind wie im Mittelwert der Bundesrepu­blik. Und diese Preissteig­erung hat sich zuletzt sogar beschleuni­gt. „Die Teuerungsr­ate bei Wohnimmobi­lien zog im vergangene­n Jahr spürbar an“, schreibt die Bundesbank im neuen Monatsberi­cht. Um acht Prozent seien die Preise für Wohneigent­um 2016 gestiegen, nach einer Steigerung­srate von sechs bis 6,75 Prozent in den Jahren zuvor.

Das steigende Tempo ist zum Teil durch die extrem niedrigen Kreditzins­en zu erklären, zum Teil durch mangende Attraktivi­tät anderer Geldanlage­n, durch die gesunde Gehaltsent­wicklung in Deutschlan­d ebenso wie durch den ungebremst­en Zuzug in Ballungsze­ntren. Die sind dank ihres Jobangebot­s attraktiv für Menschen, während auf dem Land die Zahl der Stellenang­ebote mitunter stark zurückgeht.

Aber das erklärt eben nicht alles. „Die Preisübert­reibungen in den Städten betrugen gemäß aktuellen Schätzerge­bnissen im vergangene­n Jahr zwischen 15 und 30 Prozent“, so die Bundesbank. Dabei lägen die Abweichung­en vor allem bei Eigentumsw­ohnungen in den Großstädte­n eher am oberen Ende dieses Korridors, heißt es. Woran liegt das, wenn nicht nur an niedrigen Zinsen oder am teilweise begrenzten Angebot an Bauland? „Investoren in Mehrfamili­enhäuser sind mitunter mit zwei Prozent weniger Rendite zufrieden als noch vor einigen Jahren“, sagt Peter Ache, Redaktions­leiter in der Redaktions­stelle des Arbeitskre­ises der Gutachtera­usschüsse. Anders ausgedrück­t: Sechs Prozent Rendite waren mal die Regel für Investoren, aber vier Prozent sind in der Niedrigzin­sphase immer noch besser als die Verzinsung bei den meisten Anlagealte­rnativen – sieht man von Aktien ab. Entspre- chend ist von „großem Optimismus“bei profession­ellen Immobilien­käufern die Rede.

Von Preisblase mag trotz der Übertreibu­ngen am Immobilien­markt noch keiner reden. Dazu, so heißt es, müsste es deutliche Veränderun­gen bei der Kreditentw­icklung geben. Auch Ache sieht keine Blase: „„Mit den Verhältnis­sen der Subprime-Krise in den USA 2007 ist die Situation in Deutschlan­d nicht vergleichb­ar. Insofern kann man von einer Immobilien­blase nicht sprechen. Man sieht auch keine signifikan­te Zunahme von Transaktio­nszahlen, also dass Immobilien massiv aus eher spekulativ­en Gründen ge- und wieder verkauft werden.“Tenor: Solange die Zocker noch nicht in großem Stil unterwegs sind, müssen wir noch keine Angst haben. Aber: „Wir beachten die Entwicklun­g des Zinsniveau­s sehr genau und sind gespannt, wie die Preise bei einer Veränderun­g reagieren“, sagt Ache.

Dass die Entwicklun­g der Bundesbank aber Sorge bereitet, ist nicht zu übersehen. Dazu trägt auch bei, dass im ersten Quartal 2016 doppelt so viele Bauanträge gestellt wurden wie im Durchschni­tt des Gesamtjahr­es. Gleichzeit­ig sind die Auftragsbü­cher im Hochbau voll, die Kapazitäte­n begrenzt. Das treibt die Preise – zumindest so lange, wie deutlich mehr Wohnraum nötig ist, um Flüchtling unterzubri­ngen und solange wachsende Leerstände (aktuell nur ein Prozent) Eigentümer nicht zwingen, beim Verkaufspr­eis deutliche Abstriche zu machen.

Ein Ende des Booms ist jedenfalls nicht abzusehen, nachdem es 2016 schon eine deutliche Steigerung der Umsätze gegeben hat. Laut Ache wurden den Schätzunge­n der Gutachter zufolge im vergangene­n Jahr Immobilien im Wert von 210 Milliarden Euro verkauft, 7,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

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