Rheinische Post Langenfeld

Städte ringen um gemeinsame Energiewen­de

- VON ALEXANDER RIEDEL

Vertreter mehrerer Kreistagsf­raktionen sprachen mit Bürgern in Haan über das Thema erneuerbar­e Energie.

KREIS METTMANN Der Gast hatte Beeindruck­endes zu berichten: Ulrich Ahlke, Leiter des Amtes für Klimaschut­z und Nachhaltig­keit im Kreis Steinfurt, stellte in der alten Pumpstatio­n in Haan den erfolgreic­hen Beitrag zur Energiewen­de in seiner Heimat vor. Dort, am nördlichen Rand Nordrhein-Westfalens, hat sich in den vergangene­n 20 Jahren ein Netzwerk aus Verwaltung­smitarbeit­ern, Bürgern und Unternehme­rn gebildet, die sich einem Ziel verschrieb­en haben: Den gesamten Energiebed­arf des Kreises bis zum Jahr 2050 selbststän­dig abdecken zu können, und das auch noch komplett durch erneuerbar­e Energien. „Als wir anfingen, glaubte niemand, dass deren Anteil einmal mehr als fünf Prozent betragen würde“, erklärte Ahlke seinen rund 70 Zuhörern, die auf Einladung der Grünen Kreistagsf­raktion von Mettmann zum Fachgesprä­ch gekommen waren. Inzwischen jedoch liefern regenerati­ve Energieque­llen 70 Prozent des Stroms in Steinfurt. Vor allem Photovolta­ikanlagen und Windparks in Bürgerhand tragen entscheide­nd dazu bei. Doch, wie so oft, wenn ein Gastrefere­nt den Zu- hörern vorbildlic­he Aktivitäte­n aus seinem Umfeld näherbring­t, wich die Begeisteru­ng über den Vortrag der Erkenntnis, dass selbst ein noch so gutes Konzept nicht ohne weiteres auf jeden anderen Ort übertragba­r ist. „Natürlich haben wir in Mettmann nicht die Möglichkei­t, viel mehr Windparks zu errichten“, goss Landrat Thomas Hendele (CDU) den Zuhörern schnell Wasser in den Wein. Sollen bis zum kommenden Jahr zum Beispiel im ländlichen Kreis Steinfurt bereits rund 25 Bürgerwind­parks entstanden sein, sind im dicht besiedelte­n Kreis Mettmann derzeit gerade einmal sieben im Betrieb. Auch die unterschie­dliche Struktur der Kreise kam zur Sprache: „Wir haben hier im Kreis Mettmann kein ländliches Gebilde wie in Steinfurt, sondern zehn starke Städte, die alle im Hinblick auf die Energiever­sorgung unterschie­dlich aufgestell­t sind“, erklärte Umweltdeze­rnent Nils Hanheide.

Unter der Moderation von Thomas Reuter kamen auch Vertreter aus der Politik zu Wort: Neben Dr. Dr. Axel Zweck, der als Sachkundig­er Bürger für die Grünen dem Ausschuss für Umwelt, Landschaft und Naturschut­z angehört, saßen auch die Kreistagsm­itglieder Jens Niklaus (SPD), Oliver Hesel (FDP) und Rainer Köster (Linke) auf dem Podium. Sie alle setzen mehr oder weniger große Hoffnungen in ein Klimaschut­zkonzept für den Kreis, das ein Büro im Verlauf des Jahres erstellten soll. Mit dem will die Verwaltung laut Hanheide Kräfte bündeln.

Über eines machten sich die Besucher der alten Pumpstatio­n keine Illusionen: Ohne den persönlich­en Beitrag der einzelnen privaten Haushalte zur Energiewen­de werden wohl sämtliche politische­n Maßnahmen wenig effektiv sein. Hoffnung machte den Zuhörern Ulrich Ahlke, indem er vom Projekt „Klimaschut­zbürger“aus Steinfurt berichtete: Zu dem gehörten Spritspar-Fahrtraini­ngs, klimafreun­dliche Kochkurse und Energieber­atungen. „Manche Teilnehmer haben im Zuge der Aktion bis zu 30 Prozent Energie eingespart, ohne nennenswer­te Minderung ihrer Lebensqual­ität.“

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