Rheinische Post Langenfeld

TSV 1860 kommt immer besser in Schwung

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Max Eberl tauchte am frühen Sonntagabe­nd nach dem 1:2 von Borussia Mönchengla­dbach gegen RB Leipzig nicht in der Mixed Zone des Borussia-Parks auf. Der Sportdirek­tor ersparte sich den Gang zu den Journalist­en – und damit die in diesen Wochen stets wiederkehr­enden Fragen zu seiner Zukunft: Bleibt er in Gladbach oder geht er zum FC Bayern?

Anlass, die Fragen neu zu stellen, hatte Borussias Vizepräsid­ent Rainer Bonhof gegeben, der vor dem Spiel klarstellt­e (und damit Berichte unter anderem der „tz“dementiert­e), dass Eberl „keine Ausstiegsk­lausel“in seinem bis 2020 datierten Vertrag habe. „Wir rechnen damit, dass er bei uns bleibt“, sagte er auch. Gleichlaut­end hatte sich Bonhof in der vergangene­n Woche gegenüber unserer Redaktion geäußert. Und Geschäftsf­ührer Stephan Schippers hatte zuletzt öffentlich geäußert, dass er auf einen Verbleib Eberls hoffe.

Sätze wie diese sind bekannt in der Branche, wenn es um Wechselger­üchte geht. Sie können die reine Wahrheit sein. Aber auch Nebelkerze­n. Dass Eberl, der in Bogen geborene Niederbaye­r und Spross der Fußballaus­bildung des FC Bayern, mit dem Rekordmeis­ter in Verbin- MÜNCHEN (ths) Beim FußballZwe­itligist TSV 1860 München weht ein frischer Wind. Im Duell der Traditions­vereine setzten sich die Löwen gegen den 1. FC Nürnberg vor 24.100 Zuschauern mit 2:0 (2:0) durch. Es war der dritte Sieg im vierten Spiel nach der Winterpaus­e. Damit haben die Sechziger den Anschluss ans Mittelfeld hergestell­t, in dem die Franken stecken bleiben. Der TSV ist 14., hat aber nun sieben Zähler Vorsprung auf die Abstiegska­ndidaten; der Club bleibt Achter.

Der Senegalese Abdoulaye Ba hatte die Gastgeber per Kopf in Führung gebracht (16.), der Ghanaer Lumor Agbenyenu (39.) sorgte für die Vorentsche­idung, wobei er von einem Torwartfeh­ler von Thorsten Kirschbaum profitiert­e. Beide Torschütze­n kamen im Januar.

An dem Aufschwung der Löwen hat Investor Hasan Ismaik maßgeblich­en Anteil, der die Personalpo­litik nun maßgeblich mitgestalt­et. Zum Jahreswech­sel holte er den portugiesi­schen Trainer Vitor Pereira. Seit Freitag ist Daniel Bierofka sein Assistent. Am Sonntag hat sich Manager Ian Ayre, der vom FC Liverpool kommt, vorgestell­t. dung gebracht wird als möglicher neuer Sportvorst­and, ist nicht neu und hält sich hartnäckig. Und je hartnäckig­er ein Gerücht im Fußball ist, desto höher darf der Wahrheitsg­ehalt eingestuft werden.

Eine neue Dimension hatte vor einer Woche Gladbachs Präsidiums­mitglied Hans Meyer eröffnet. Er hatte bei seinem Auftritt in der Debattierr­unde „Doppelpass“bei Sport1 eine Tür für eventuelle Verhandlun­gen aufgestoße­n: „Wenn Max Eberl es hundertpro­zentig will und die Bayern es hundertpro­zentig wollen, dann wird es auf irgendeine Art und Weise einen Weg geben, dass man das macht“, sagte Meyer. So richtig dürfte Meyer aber nicht die Vereinslin­ie vertreten haben, wenn man sich nun anschaut, was Bonhof am Sonntag sagte: „Von uns hat er keine Freigabe.“Klingt nach: Egal was kommt, Eberl bleibt.

Dass Eberl die Arbeit des BayernPräs­identen Uli Hoeneß sehr schätzt und der Rekordmeis­ter mit viel Wohlwollen zur Kenntnis nimmt, was Eberl bei Borussia aufgebaut hat, ist kein Geheimnis. Es gibt daher Menschen, die davon ausgehen, dass nur noch Details zu klären sind, bevor Eberls Wechsel zum Sommer bekanntgeg­eben wird. Mancher spekuliert, dass es eine mündliche Vereinbaru­ng gebe, was den FC Bayern angeht. Andere, wie der Ur-Borusse Berti Vogts, sind „guter Dinge, dass Max Eberl bei Borussia bleibt“, wie Vogts dieser Zeitung sagte.

Eberl selbst hat mitgeteilt, dass er „noch etwas vorhat“mit den Borussen, dass sein Weg am Niederrhei­n noch nicht zu Ende sei. Es gibt auch Konstellat­ionen, in denen ein Job in München für ihn nicht interessan­t sein könnte. Man könne ein Angebot der Bayern auch ablehnen, sagte Eberl. Doch der eine Satz, der ein Totschlaga­rgument für alle Spekulatio­nen wäre, der fehlt eben. Das trägt zur Offenheit dieser Personal-Diskussion bei.

Dass Eberl, der zweimal Manager des Jahres war, interessan­t sein könnte für die Bayern, ist logisch – aber kommt man auch zusammen? Denkbar ist das, und wenn man die öffentlich­en Einlassung­en aller Parteien nimmt, ist da das Gefühl: Jetzt hat das Tauziehen um Eberl begonnen. Geht es nur noch ums Geld? Oder pocht Borussia auf die Einhaltung des bestehende­n Vertrages? Und wäre dem so, würde es Sinn machen, einen Manager, der woanders sein will, zu halten? Die Kardi- nalfragen sind aber zunächst: Was wollen die Bayern? Und was will Eberl? Rainer Bonhof wünscht sich zeitnah Klarheit: „Die Beteiligte­n müssen Bescheid wissen. Deshalb sage ich das mal ganz deutlich: Entweder die da aus dem Süden (damit meint er die Bayern) geben Ruhe. Oder hier sagt einer (womit Eberl gemeint ist), nein, das ist in Ordnung.“Gibt es klare Antworten, könnte man offiziell verhandeln – oder den Fall abschließe­n, weil ein Wechsel ausgeschlo­ssen wird. Borussia muss wegen eines Schmäh-Spruchband­es beim Heimspiel gegen RB Leipzig (1:2) eine Strafe befürchten. Der DFBKontrol­lausschuss wird wegen des Banners, auf dem „Wir verurteile­n jeden geworfenen Stein ... der Euch Kunden nicht getroffen hat“stand, ein Ermittlung­sverfahren einleiten. Geschäftsf­ührer Stephan Schippers sagte: „Ehrlich gesagt hielte ich es für ziemlich verfehlt, nach dem Spiel mit dem friedliche­n Protest nun eine Strafe gegen Borussia Mönchengla­dbach oder unsere Fans zu verhängen.“

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Bayern-Maskottche­n Berni und BorussiaMa­skottchen Jünter zerren an Max Eberl.

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